Bei der Farbe des Pullovers hat sich das Christkind vertan. Auch bei den Sportschuhen für den Nachwuchs lag es knapp daneben: Sie drücken und sind zu klein. Unmittelbar nach Weihnachten ist für viele Konsumenten und Konsumentinnen Umtauschen angesagt. Die Einkaufsmeilen sind so voll wie vor dem Fest. Man könnte meinen, die Teuerung sei bloß Schimäre. Doch der Schein trügt, heuer wurden bloß so viele Gutscheine wie nie zuvor verschenkt, auch Geldgeschenke erfreuten sich großer Beliebtheit. Das zieht die Menschen erneut in die Geschäfte.

Die Zeit bis zum 31. Dezember wird intensiv dazu genutzt, Gutscheine in Geschenke umzumünzen oder eben auch unpassende Präsente umzutauschen. Dazu kommt ein weiterer wichtiger Faktor, warum die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr für den Handel so wichtig sind. "Die Menschen haben in diesen Tagen Zeit", sagt Günther Rossmanith, Modehändler und WKO-Kammerfunktionär. Am 9. Jänner, wenn alle nach den Urlaubs- und Feiertagen zurückgekommen sein werden, rechnet Rossmanith mit einem weiteren Schub.

Jetzt wird für Silvester eingekauft

Die für das Weihnachtsgeschäft prognostizierten Dezember-Mehrumsätze von 1,36 Milliarden Euro netto dürften die Händler erreichen. Real wird am Ende wohl ein kleines Minus im Vergleich zum Vorjahr bleiben. Eingelöste Gutscheine und Geldgeschenke sollen das im Jänner noch auffetten. "In den Tagen zwischen Stefanitag und Silvester macht der Handel zehn bis 15 Prozent des Weihnachtsgeschäfts", lässt die Wiener Handelsobfrau Margarete Gumprecht wissen. Hochbetrieb herrscht demnach im Lebensmittelhandel und in Vinotheken, man rüstet sich für den Jahreswechsel.

Die einen lösen Gutscheine und Geldgeschenke ein, andere tauschen um, gar nicht so wenige haben ganz auf speziellen Weihnachtskonsum verzichtet.
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Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes, geht davon aus, dass heuer angesichts der Teuerung noch eine Besonderheit dazukommen könnte: "Manche dürften versuchen, ihre Geschenke zu Nützlichem zu machen." Bei den Geschenken für die Lieben würde kaum gespart, dennoch drücke die Teuerung auf Stimmung und Börsel. Der Gürtel würde eher bei sich selbst enger geschnallt – oder man schenke auf Pump. Der eine oder andere würde also sein Geschenk zum Händler zurückbringen und dafür lieber einen Gutschein nehmen. Damit könne man später etwas erwerben, was man wirklich brauche, meint Will.

Weniger Umtausch

Grundsätzlich bedeutet der Umstand, dass heuer so viele Gutscheine verschenkt worden sind, dass weniger umgetauscht werden muss. Herr und Frau Österreicher können sich selbst aussuchen, ob sie sich für Nützliches oder etwas Luxus entscheiden. Im Handel werden deswegen in der Hauptsache größenabhängige Warengruppen wie Schuhe und Textilien umgetauscht, heißt es etwa beim Sporthändler Intersport. Kaufzurückhaltung spürt zumindest Textilhändler Günther Rossmanith in seinen Mango-Geschäften derzeit nicht.

Dafür dürften auch die zahlreichen Hilfen sorgen, die die Kaufkraftverluste zumindest teilweise kompensieren. Der Umstand, dass vor allem in Wien in den modischen Branchen schon wieder mit Sale gelockt wird, dürfte die Kauflust ebenfalls befeuern. Die Umtauschwilligen würden den Handel nicht über Gebühr belasten, sagt Modehändler Rossmanith. Geschichten, die immer wieder rund um den Online-Handel kursieren, Menschen würden Kleidung tragen und dann retournieren, kämen kaum vor. "Bei uns müssen ja auch die Etiketten noch dran sein, wenn jemand etwas zurückbringt."

Während der Lockdowns im Dezember des Vorjahres stürmten die Menschen mangels Alternativen den Onlinehandel. Heuer übten sie sich diesbezüglich in Zurückhaltung.
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Stichwort retournieren: Was vielfach als selbstverständlich angesehen wird, ist kein verbrieftes Recht. Trotzdem ist es gute Gepflogenheit im Handel, den Kunden und Kundinnen einen Umtausch zu ermöglichen. Viele Händler räumen dies freiwillig ein. Wobei es sich empfiehlt, entsprechende Abmachungen auf der Rechnung vermerken zu lassen (siehe Wissen). Tauscht man etwas um, kann man sich in der Regel eine andere Ware aussuchen, Geld zurück gibt es üblicherweise nicht.

Treffsicher

Spielzeugfachhändler Johannes Schüssler aus Frohnleiten in der Steiermark (und WKO-Funktionär für die Spielzeug- und Papierhandelsbranche) betont, wie wichtig auch diese Woche für den Handel sei. Auch wenn bei ihm selbst recht wenig umgetauscht würde. Vielfach käme Stammkundschaft in sein Geschäft. Und gemeinsam mit Eltern und Großeltern "sind wir ziemlich treffsicher. Unsere Beratung macht sich bezahlt."

Das sieht auch Holger Schwarting, Vorstand der Sportartikelfachhändlergemeinschaft Sport 2000 so. Das meiste würde bei den Fachhändlern ohnehin anprobiert. Soll ein Geschenk eine Überraschung sein, geht das natürlich nicht. Wenn dann also etwas nicht passt, muss der Beschenkte noch einmal ausrücken. Vielleicht gönnt er oder sie sich dann gleich selbst noch etwas und lässt erneut die Kasse beim Händler klingeln. Zumindest wenn man zu jenen gehört, die sich Extra-Ausgaben angesichts hoher Preise noch leisten können.

Nicht alle finden solche Menschenansammlungen, wie es sie im Advent in vielen heimischen Städten gab, attraktiv. Viele dürsteten aber auch danach, heuer wieder auf Weihnachtsmärkte gehen zu können.
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Das Jahr war jedenfalls ein außergewöhnliches, konstatiert Harald Gutschi. "Noch nie hab ich so ein Hin und Her erlebt." Gutschi ist Chef der Versandhandelsgruppe Unito Österreich mit Marken wie Quelle, Otto, Universal und Österreichs größter Online-Händler. Seit Jahrzehnten ist er im Geschäft, aber heuer sei alles anders.

"Teuerung tut weh"

Während der Lockdowns im Dezember des Vorjahres stürmten die Menschen mangels Alternativen den Online-Handel, was Unito satte Zuwächse von 20 Prozent bescherte, heuer schaut es im Vergleich mager aus. Der Dezember-Umsatz liegt bei der Gruppe immerhin um ein Fünftel unter jenem des Vorjahresmonats. Die Menschen hungerten heuer nach den pandemiegeprägten Vorjahresweihnachten etwa nach Christkindlmärkten und gaben dort auch einiges an Geld aus. Im Corona-bedingt erfolgsverwöhnten Online-Handel wurde wirklich Notwendiges erworben, sagt Gutschi. "Man merkt schon, dass den Menschen die Teuerung wehtut."

Gekauft wurden Bekleidung, technische Produkte, Waschmaschinen. Nice-to-haves, wie Dinge rund um schöner wohnen, seien zuletzt weitgehend gestrichen worden. 2023 sieht Gutschi aber optimistisch entgegen. Den Menschen werde mehr Geld im Börsel bleiben, die Energiepreise würden stagnieren. "Es wird ein echt gutes Jahr." (Regina Bruckner, 29.12.2022)