Wegen des Kursverfalls der Tesla-Aktie ist Elon Musk derzeit nur noch der zweitreichste Mensch der Welt hinter dem Franzosen Barnard Arnault, Großaktionär des Luxuskonzerns LVMH.

Foto: Reuters / Aly Song

An der Wall Street haben sich sogenannte Shortseller auf Elon Musk und seinen Elektroautobauer Tesla eingeschossen. Dabei handelt es sich meist um Hedgefonds, die auf fallende Kurse wetten – und die haben bei Tesla ein ertragreiches Spielfeld gefunden. Insgesamt 15 Milliarden US-Dollar haben sie laut dem Finanzdienstleister S3 Partners durch solche Spekulationen heuer verdient. Denn die Aktie des Konzerns kannte heuer nur eine Richtung, nämlich abwärts. Insgesamt summierten sich die Kursverluste auf mehr als zwei Drittel, sodass Tesla heute nur noch 344 Milliarden US-Dollar wert ist.

Technologietitel kamen heuer an der Börse stark unter die Räder. Aber warum hat es die Tesla-Aktie besonders schwer erwischt? Eine Ursache ist die Übernahme des Kurznachrichtendiensts Twitter um 44 Milliarden Dollar durch Tesla-Chef Elon Musk. Zur Finanzierung des Deals musste sich der Milliardär von Tesla-Anteilen trennen, seit November des Vorjahres verkaufte er Papiere im Wert von fast 40 Milliarden Dollar – und beschleunigte dadurch den Kursverfall.

Unbeliebte Doppelrolle

Zudem kommt die Doppelrolle Musks als Chef von Tesla und Twitter an der Börse nicht gut an. "Tesla hat keinen CEO", zitiert das Handelsblatt Hedgefondsmanager Gary Black von Future Funds. Es besteht die Sorge, dass sich Musk angesichts der Turbulenzen bei Twitter verzettelt und die Herausforderungen bei Tesla aus den Augen verliert. Denn Baustellen – und damit auch fundamentale Gründe für den Kursverfall – gibt es bei dem Elektroautopionier genug.

Etwa beim Absatz, der in den zwei wichtigsten Märkten in den USA und in China zuletzt stotterte. Im Herbst musste Tesla die Verkaufspreise in China senken, um in dem hart umkämpften Markt zu bestehen. Besonders chinesische Hersteller stellen auf ihrem Heimatmarkt für den US-Erzeuger eine zunehmend stärkere Konkurrenz dar. Deutsche Autokonzerne führen allerdings bei Elektrofahrzeugen im Reich der Mitte überhaupt nur ein Nischendasein.

Marke politisiert

Auch in den USA läuft es für Tesla nicht rund, sodass auch hier die Kundschaft mit Preiszuckerln angelockt werden musste. Dazu kommt, dass durch den Twitter-Kauf die Marke politisiert werde. Etliche Tweets von Musk kommen zwar bei Republikanern, nicht aber bei Demokraten gut an. "Es sieht so aus, als ob Tesla eine Marke der (Republikanischen, Anm.) Partei wird", sagt Technologieanalyst Jordan Marlatt von Morning Consult.

Ob die Talfahrt der Tesla-Aktie anhält, wird sich nächstes Jahr weisen. Die Shortseller gehen offenbar davon aus, denn sie haben im Dezember ihre Wetten auf fallende Kurse um 30 Prozent ausgebaut. (Alexander Hahn, 29.12.2022)