Überfüllte Gefängnisse wirken einer erfolgreichen Resozialisierung entgegen.

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Österreichs Gefängnisse sind zu 95 Prozent belegt. Das ist schon ziemlich viel, aber noch nicht alles. Denn wegen des akuten Personalmangels in der Justizwache sind die Haftanstalten eigentlich längst überbelegt. In manchen Gefängnissen beginnt deshalb der "Nachtdienst" schon am frühen Nachmittag, die Häftlinge sind von da an weitgehend sich selbst überlassen.

Das verschlechtert nicht nur die Haftbedingungen an sich. Es wirkt sich auch äußerst ungünstig auf potenzielle Rückfallquoten und die Resozialisierung aus. Sie sollte bei einem Gefängnisaufenthalt eigentlich im Vordergrund stehen – im Interesse der öffentlichen Sicherheit und der Gesellschaft.

Weg von der Bestrafung, hin zum Verhindern von Verbrechen

Das Justizministerium versucht zwar, mit bundesweiten Kampagnen neues Personal in die Gefängnisse zu locken; damit wird es aber bei weitem nicht getan sein. Was es darüber hinaus braucht, ist ein größeres Umdenken im Justizsystem: noch weiter weg von der Bestrafung um ihrer selbst willen und hin zum Fokus, wie künftige Verbrechensraten tatsächlich gesenkt werden können.

Dazu ist es neben einer Personaloffensive auch sinnvoll, die Haftzahlen zu reduzieren und Maßnahmen wie die elektronische Fußfessel auszuweiten. Sie erleichtert es den Verurteilten, in ein "normales Leben" zurückzufinden und für die Zeit nach der Strafe vorzubauen.

Denn bis auf wenige Ausnahmen werden alle Inhaftierten irgendwann wieder in die Freiheit entlassen. Ob sie danach eher rückfällig werden oder ihnen ein für die Gesellschaft verträglicherer Lebenswandel gelingt, haben die politisch Verantwortlichen zu einem erheblichen Teil auch selbst in der Hand. (Martin Tschiderer, 29.12.2022)