Sarasadat Khademalshariehs Antreten ohne Kopfbedeckung bei der Schnellschach-WM in Kasachstan war weithin als Zeichen der Unterstützung der Protestbewegung gewertet worden.

Foto: Lennart Ootes

Dass der Auftritt beim Teheraner Regime nicht gut ankommen würde, war wohl von vornherein anzunehmen – und spätestens nach der Reaktion des iranischen Schachverbandes klar. Dieser beeilte sich mitzuteilen, dass Sarasadat Khademalsharieh, die oft unter dem kürzeren Namen Sara Khadem antritt, "eigenmächtig" bei der Schnellschach-WM in Almaty (Kasachstan) angetreten sei. Die 25-Jährige Großmeisterin, die bereits seit Jahren als eine der weltweit vielversprechendsten Spielerinnen gilt, war bei dem Turnier ohne Kopfbedeckung angetreten – was als Zeichen der Solidarität mit der Protestbewegung im Land gewertet wurde. Auch ihre Landsfrau Atousa Pourkashian trat ohne Hijab an.

Wie die Zeitung "El País" meldet, kehrt Khadem nun anschließend nicht mehr in den Iran zurück, sondern will mit ihrem Ehemann und einem Sohn in eine spanische Stadt übersiedeln, die vom Blatt bewusst nicht genannt wird.

Khademalsharieh hatte schon zuvor öffentlich ihren damals 16-jährigen Verbandskollegen Alireza Firouzja öffentlich unterstützt, der sich vor drei Jahren nach Frankreich abgesetzt hatte, nachdem der Verband ihm untersagt hatte, gegen einen israelischen Rivalen zu spielen. In einem Video hatte sie damals erklärt, der Verband solle seine diesbezüglichen Regeln überdenken, sonst werde es "weitere Fälle wie diesen" geben. Wie "El País", berichtet, besitzen Khademalsharieh und ihr Ehemann – der Filmregisseur Ardeshir Ahmadi – bereits eine Wohnung in Spanien. Es war allerdings nicht klar, ob damit auch eine Aufenthaltsgenehmigung verbunden ist oder ob ein Asylgesuch geplant sei.

Gefährliche Geste

Der Verband hatte sich schon zuvor öffentlich von ihr distanziert. "Diese Schachspielerin hat aus freien Stücken und auf eigene Kosten teilgenommen", wurde Hassan Tamini, Vorsitzender des iranischen Schachverbands, von der Nachrichtenagentur Fars zitiert. Angesprochen auf das Fehlen des sogenannten Hijab, ergänzte Tamini, er habe nicht erwartet, "dass diese Schachspielerin dies tut, weil sie an den vorherigen Turnieren unter Einhaltung der Normen teilgenommen hat".

Iranische Sportlerinnen müssen sich an die strenge Kleiderordnung ihrer Regierung für Frauen halten. Im November hatte der Iran laut lokalen Medien die Eisschnellläuferin Niloufar Mardani angezeigt, nachdem diese ohne Kopftuch an einem Wettkampf in der Türkei teilgenommen hatte. Mardani habe "ohne Genehmigung" teilgenommen, zitierte Fars auch damals das Sportministerium.

Bereits im Oktober war die Kletterin Elnaz Rekabi bei den Asienmeisterschaften in Seoul bei einem Wettkampf ohne Hijab angetreten. Später bat sie öffentlich um Entschuldigung und sprach von einem Versehen – zuvor war sie offenkundig vom Regime massiv unter Druck gesetzt worden. (red, sid, 29.12.2022)