Bernd Hellersdorf (Christoph Bach) verabschiedet sich von dem verletzten Josef Häberle (Roland Silbernagl). Im Hintergrund Schauspielerin Verena Altenberger.

Foto: ARD, Degeto, Servus TV

Bad Tölz – Der TV-Zweiteiler "Riesending – jede Stunde zählt" über die Höhlenrettung von 2014 bei Berchtesgaden, der in der ARD und auch bei ServusTV zu sehen war, stößt bei Rettungskräften auf erhebliche Kritik. Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann meldete sich am Freitag zu Wort. In dem Spielfilm mit Verena Altenberger würden entscheidende Aspekte ausgeblendet.

Das im Film nicht so positiv dargestellte Bild der Bergwacht entspreche nicht der Arbeit der vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, wie es tagtäglich in der Bergrettung erlebbar sei, sagte Herrmann. Fiktion und Wirklichkeit gingen in dem am Mittwoch ausgestrahlten Film an vielen Stellen deutlich auseinander.

"Der Film ist keine Dokumentation, sondern vielmehr ein am realen Geschehen angelehntes modernes Märchen. Das ist völlig zulässig, es wird aber an manchen Stellen der Eindruck erweckt, als habe der Film auch einen dokumentarischen Charakter. Insbesondere, was die Rolle der Bergwacht betrifft, weicht der Film deutlich vom tatsächlichen Geschehen ab", sagte Herrmann weiter.

"In falsches Licht gerückt"

Klaus Burger, Regionalleiter der Bergwacht Chiemgau und damals mit in der Einsatzleitung, sagte, wie viele Rückmeldungen zeigten, entstehe der Eindruck, dass es sich um eine Dokumentation handle. Die Darstellung spiegle nicht Rettungswillen und Kompetenz der Bergretter wider. "Die Bergwacht wird insofern in ein falsches Licht gerückt, was unsere hoch motivierten ehrenamtlichen Frauen und Männer nicht verdient haben."

In der Riesendinghöhle bei Berchtesgaden hatte zu Pfingsten 2014 ein Steinschlag einen Forscher schwer verletzt. In einem spektakulären Einsatz mit mehr als 800 Helfern – Höhlenkletterer aus fünf Ländern und Mitglieder von Hilfsorganisationen, Bundeswehr, Polizei und Feuerwehr – gelang die Rettung.

Ratlos und überfordert

In dem am Mittwoch ausgestrahlten Spielfilm wird etwa der Einsatzleiter der Bergwacht als zaudernd, ratlos und überfordert dargestellt. Mehr als die Sache scheint ihn das gute Image der Bergwacht zu interessieren.

"Wir fragen uns, was hier die Motivation ist und was letztendlich die Aussage des Films sein soll, wenn ein Realitätsanspruch besteht, gleichzeitig aber eine ganze Organisation diskreditiert wird, um Spannung zu erzeugen", sagt Ampenberger. "Film ist Fiktion", hatte Regisseur Jochen Alexander Freydank ("Spielzeugland") auf die Frage nach der unrühmlichen Darstellung der Bergwacht geantwortet. (APA, 31.12.2022)