Bevor der Tankrabatt in Deutschland Ende August ausgelaufen ist, staute es sich an den Tankstellen.

Foto: Imago / Rolf Kosecki

Wien – Der Rückgang stimmt auf den ersten Blick erfreulich: Der Verbrauch von Diesel ging im Vorjahr laut Schätzung des Fachverbands Mineralölwirtschaft in der Wirtschaftskammer um 4,1 Prozent auf 6,24 Millionen Tonnen zurück. Grund zum Jubeln ist dies dennoch nicht, denn der Jahresverbrauch an Benzin stieg im Gegenzug um vier Prozent auf 1,5 Millionen Tonnen. Insgesamt wurden in Österreich 2022 rund 7,74 Millionen Tonnen Treibstoff verbraucht.

Im Vergleich zum Jahr 2021 ist dies insofern ein Fortschritt, als der Verbrauch von Diesel und Benzin tendenziell zurückgeht. Damals waren rund 8,04 Millionen Tonnen abgesetzt worden, sowohl Benzin- als auch Dieselverbrauch waren 2021 um 4,4 bzw. 5,3 Prozent gestiegen. Auch im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 sind die Zahlen also rückläufig, es wird in Österreich insgesamt weniger Treibstoff eingekauft.

Weniger Heizöl

Den größten Schub an Minderverbrauch von Mineralölprodukten brachte allerdings der verminderte Verbrauch an Heizöl. Der staatlich geförderte Heizkesseltausch scheint also zu wirken. Der Heizölverbrauch dürfte laut Schätzung der Mineralölwirtschaft nach einem starken Rückgang im Jahr 2020 (um 20 Prozent) 2022 um weitere 8,6 Prozent gesunken sein. 2021 wurden knapp 935.000 Tonnen Heizöl Extraleicht verbraucht, 2022 waren es rund 813.000 Tonnen.

Die Interpretation der Zahlen sei heuer nicht nur aufgrund der geopolitischen Verwerfungen schwierig, heißt es beim Fachverband. "Fest steht, dass eine weltweit hohe Nachfrage nach Kraftstoffen auf eine anhaltende Angebotsknappheit, bedingt durch Logistikprobleme und geopolitische Unsicherheiten, getroffen ist", erklärte die Geschäftsführerin der Mineralölwirtschaft, Hedwig Doloszeski, via Aussendung. Preisstabilisierende Maßnahmen in Österreichs Nachbarländern wie die Preisdeckel in Slowenien und Ungarn oder die Steuersenkung auf Kraftstoffe in Deutschland im Sommer, hätten den Verbrauch jedenfalls beeinflusst, ebenso die Einführung der CO2-Bepreisung im Oktober.

Mehr Mineralölsteuer

Ein spürbarer Rückgang des Verbrauchs lässt sich aus den Mineralölsteuereinnahmen des Bundes allerdings nicht ablesen. Von Jänner bis November 2022 stiegen die Einnahmen der Republik aus diesem Titel auf 3,678 Milliarden Euro, das sind um zwei Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des noch von Corona-Lockdowns geprägten Vorjahres, wo die MöSt-Einnahmen 3,607 Milliarden Euro ausmachten. Im Gesamtjahr 2021 spülte die Mineralölsteuer 3,968 Milliarden Euro in die Kassen des Staates.

Otto-Kraftstoff, also Benzin, verursacht bei der Verbrennung mehr CO2 als Diesel unter moderner Abgasreinigung. Dennoch geht der Trend zum Benziner.
Foto: Imago / nordphoto / Hafner

Die von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) für 2022 angenommenen MöSt-Einnahmen in Höhe von 3,6 Milliarden Euro scheinen ausgesprochen konservativ geschätzt, um nicht zu sagen unrealistisch. Denn der Rückgang um 9,3 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro im Gesamtjahr stellte sich nicht ein, im Gegenteil, er wurde bereits im November 2022 übertroffen.

Mehr Verkehr

Wenig Hoffnung auf eine Trendwende im Straßenverkehr zeigt auch die Entwicklung im hochrangigen Straßennetz. Die Mauterlöse der Asfinag lagen im soeben zu Ende gegangenen Jahr bei gut 2,53 Milliarden Euro – damit ist der staatliche Autobahn- und Schnellstraßenbauer fast zurück auf Vor-Corona-Kurs. Schwung kam vor allem vom Pkw-Verkehr, dessen Fahrleistung jene des Jahres 2021 um 10,1 Prozent deutlich übertraf. Gebremst worden sei das Pkw-Verkehrsaufkommen durch die teils extrem hohen Spritpreise und den anhaltenden Trend zur Telearbeit, meint man bei der Asfinag.

Langsamer, aber stetig nahm auch das Lkw-Verkehrsaufkommen wieder zu. Hier betrug die Zunahme schmale 0,5 Prozent, allerdings war der Zuwachs im 2021 deutlich stärker gewesen. Bei den Mauterlösen hat die Asfinag Corona hinter sich gelassen. Sie bewegen sich bereits über Vorkrisenniveau – sofern man die automatischen Preisanpassungen der vergangenen Jahre herausrechnet. Nach 2,38 Milliarden Euro im Jahr 2021 erwartet die Asfinag heuer gut 2,53 Milliarden Euro an Mauterlösen. Im Vorkrisenjahr 2019 hatte die Asfinag mit Maut 2,31 Milliarden Euro umgesetzt. (ung, APA, 2.1.2023)