Vielerorts werden derzeit Wärmepumpen montiert (Bild). Die Umstellung des Heizsystems wird vom Bund und auch von den Ländern massiv gefördert, doch die Gebäudedämmung wird dabei oft vernachlässigt, kritisieren Fachleute.

Foto: Getty Images/iStockphoto

Es geht wieder los, und heuer noch dazu früher als sonst: Ab diesem Dienstag können wieder Anträge zur Förderung einer thermischen Sanierung im Rahmen der "Raus aus Öl und Gas"-Aktion der Bundesregierung abgegeben werden. Gefördert werden thermische Sanierungen im privaten Wohnbau für Gebäude, die älter als 20 Jahre sind.

Wie das Klimaministerium am Dienstag mitteilte, werden außerdem die Fördersätze angehoben: Gefördert werden nun maximal 50 Prozent statt wie bisher maximal 30 Prozent der Investitionskosten.

Bis zu 14.000 Euro für umfassende Sanierung

Für umfassende Sanierungen von Ein- und Zweifamilienhäusern sowie Reihenhäusern nach Klimaaktiv-Standard gibt es das meiste Geld (heuer bis zu 14.000 Euro), gefördert werden aber auch Einzelbauteilsanierungen (Außenwand, oberste Geschoßdecke/Dach, unterste Geschoßdecke, Fenster) mit bis zu 3.000 Euro. Für die Verwendung nachwachsender Rohstoffe gibt es nochmals einen Bonus. Registrierungen sind ab sofort möglich, die Antragstellung muss dann innerhalb von zwölf Monaten durchgeführt werden.

Der "Raus aus Gas"-Bonus für den Tausch einer Gasheizung bleibt unverändert bei 9.500 Euro, und auch beim Tausch einer Ölheizung gibt es so wie bisher 7.500 Euro. Zusätzlich können auch Förderungen in den Bundesländern beantragt werden.

Der Fördertopf für die Bundesaktion war unter Türkis-Grün massiv erhöht worden, auf zunächst 650 Millionen Euro für die Jahre 2021 und 2022. Später wurde nochmals aufgestockt, auf insgesamt 760 Millionen Euro für "Raus aus Öl und Gas" und die thermische Gebäudesanierung, wie Andreas Vidic, Abteilungsleiter Wohnen & Energie in der Kommunalkredit Public Consulting (KPC), wo die Aktion abgewickelt wird, erläutert.

Run auf Förderungen in 2022

Im Jahr 2021 waren etwas mehr als 22.000 Anträge eingereicht worden, 2022 kam es dann – mit dem Ukraine-Krieg und den daraus resultierenden Turbulenzen auf den Energiemärkten – offenbar zu einem regelrechten "Run": Laut KPC gab es in den beiden Jahren insgesamt 79.032 Anträge und 21.052 weitere Registrierungen, bei denen bisher noch kein Antrag gestellt wurde – insgesamt also etwas mehr als 100.000 Förderfälle, sofern alle Registrierungen noch zu Anträgen führen. Ein Budget von 549,7 Millionen Euro für die Anträge ist zum Großteil bereits ausbezahlt worden, weitere 157,9 Millionen Euro liegen für die Registrierungen bereit.

Insgesamt dürfte es zu einer Auszahlung von 707,6 Millionen Euro in den beiden Jahren kommen, der Großteil davon, nämlich 617,5 Millionen Euro, für "Raus aus Öl und Gas" , 90,1 Millionen Euro für Sanierungsmaßnahmen. 52,4 Millionen Euro sind damit noch verfügbar.

"Baupakt-Partner" fordern mehr Engagement für Dämmung

Dass das Gros der Anträge "nur" den Heizungstausch betraf, sorgt aber auch zunehmend für Kritik. Zuerst sollte immer die Gebäudedämmung angegangen werden, empfehlen Expertinnen und Experten seit Jahren – und an den geringeren Heizwärmebedarf sollte dann im nächsten Schritt das Heizsystem angepasst werden.

Die "Baupakt-Partner" aus Bauindustrie, Baugewerkschaft, Bundesinnung Bau und Global 2000 hatten schon im Herbst eine eigene "Dämmungs-Offensive" mit (viel) höherer Fördersumme von bis zu 20.000 Euro pro umfassender thermischer Sanierung gefordert. Am Dienstag begrüßten sie in einer Aussendung zwar die erhöhten Fördersätze mit nun bis zu 14.000 Euro, mahnten aber neuerlich eine andere Schwerpunktsetzung ein. Denn um die Energiewende zu schaffen, brauche es "neben der Umstellung auf erneuerbare Energie jetzt einen verstärkten Fokus auf die Dämmung", sagt Robert Schmid, Obmann des Fachverbands Stein- und keramische Industrie in der WKO. "Damit kann der Energieverbrauch um bis zu 70 Prozent reduziert und die Wohnqualität erhöht werden", wird Schmid in einer Aussendung zitiert.

Sanierungsrate immer noch bei nur einem Prozent

Die "Baupakt-Partner" fordern außerdem eine Informationsoffensive, um das Förderangebot noch breiter bekannt zu machen. "Dabei muss kommuniziert werden, dass sich eine Dämmung in der Regel in unter zehn Jahren rechnet, bei aktuellen Energiepreisen oftmals sogar deutlich schneller." Man brauche eine "Allianz der Sanierer", sagt Schmid. "Nur wenn wir das Bewusstsein stärken und an einem Strang ziehen, können wir die notwendige Erhöhung der Sanierungsrate erreichen."

Denn weiterhin liege die jährliche Sanierungsrate nur bei einem Prozent des Bestands. Von den angepeilten drei Prozent ist Österreich weiterhin weit entfernt, wie Johannes Wahlmüller von Global 2000 kritisiert. (Martin Putschögl, 3.1.2023)