Nach einem turbulenten Jahr geht es in der Innsbrucker Stadtpolitik holprig weiter, und das betrifft vor allem Bürgermeister Georg Willi. Eine flächendeckende Tempo-30-Beschränkung ist trotz eines vorliegenden Gemeinderatsbeschlusses und einer klaren Empfehlung der Fachleute vom Tisch. Es gibt keine Mehrheit mehr für das Vorhaben, das als ein Herzensanliegen des grünen Stadtchefs galt.

Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi kann politisch fast nichts mehr durchsetzen.
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Zuletzt schlug Willi starker Gegenwind aus den eigenen Reihen entgegen. Nach einem Kontrollamtsbericht, worin unter anderem hohe Zulagen sowie Sonderbehandlungen und -verträge für einzelne Mitarbeiter in Willis Umfeld kritisiert wurden, gründeten drei Grüne im November einen eigenen Klub. Sie warfen Willi blinden "Machterhalt" und mangelnde Transparenz vor. Auch das Vertrauen der Innsbrucker Bevölkerung in ihren Bürgermeister geht zurück, wie eine Umfrage der "Tiroler Tageszeitung" jüngst zeigte.

Willi, der 2018 sein Amt antrat und seit dem Auseinanderbrechen der Viererkoalition 2021 ein "freies Spiel der Kräfte" zu orchestrieren versucht, kann fast nichts mehr durchsetzen. Er sah und sieht die Verantwortung für den stadtpolitischen Stillstand aber nicht bei sich, sondern in einer "rechtskonservativen Allianz", die mutwillig seine Reformpläne torpediere.

Planmäßig wählt Innsbruck erst nächstes Jahr Bürgermeister und Gemeinderat. Neuwahlanträge gab es in Innsbruck schon viele, sie sind aber bisher alle gescheitert. In den oppositionellen Reihen stößt man sich nämlich vor allem an der Person Willi. Und dieser hat bereits verkündet, er werde sich erneut der Direktwahl für das Bürgermeisteramt stellen.

Es ist eine Wahl, die der populäre Willi gewinnen kann. Doch dann würde auch das politische Patt in der Stadt weitergehen. Das "freie Spiel der Kräfte" ist Willi jedenfalls entglitten. Ob er je wieder effektiv regieren kann, ist fraglich. (Maria Retter, 4.1.2023)