Karl Pfeifer ist tot.

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Wien – Der österreichische Journalist und Zeitzeuge Karl Pfeifer ist am Freitag im Alter von 94 Jahren gestorben. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka würdigte ihn als "beharrlichen Kämpfer für die Demokratie und gegen den Judenhass". Pfeifer, der 1938 aus Österreich vertrieben wurde, besuchte seit Anfang der 2000er-Jahre regelmäßig heimische Schulen und erzählte Schülerinnen und Schülern über sein Schicksal.

"Ob alter oder neuer Antisemitismus, ob von rechts oder links, ob im Inland oder aus dem Ausland, aber vor allem in Österreich: Karl Pfeifer ist unbeugsam geblieben, er hat den Antisemitismus gesehen und benannt – gegen alle Widerstände", wurde Sobotka in einer Aussendung zitiert.

Flucht

Pfeifer wurde am 22. August 1928 in Baden bei Wien geboren und wuchs dort auf. Zehn Jahre später musste er aus Österreich flüchten – kurz, nachdem Adolf Hitler den "Anschluss" des Landes an das Dritte Reich verkündet hatte. Pfeifer floh nach Ungarn und schloss sich in Budapest der "Hashomer Hatzair" an, einer sozialistisch-zionistischen Jugendgruppe. 1943 gelang es, ihn mit 49 anderen jüdischen Kindern nach Palästina in Sicherheit zu bringen. Er diente in der jüdischen Eliteeinheit "Palmach" und wurde später Soldat der israelischen Armee.

Simon-Wiesenthal-Preisträger

1951 kehrte er nach Österreich zurück. "Ich war laut österreichischem Gesetz kein Heimkehrer", berichtete Pfeifer 2018, als er das Goldene Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik Österreich entgegennahm. "Befragt, wie ich mich hier fühle, antwortete ich aufrichtig: 'Für meinen Geschmack sind die Nazis viel zu laut'."

Von 1982 bis 1995 war er Redakteur der Zeitschrift "Gemeinde" der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Weitere journalistische Tätigkeiten folgten, unter anderem als Wiener Korrespondent des israelischen Radios. 2013 hat er das Buch "Einmal Palästina und zurück: Ein jüdischer Lebensweg" veröffentlicht.

Karl Pfeifer berichtet in einem Gespräch mit der Historikerin Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer über sein Leben und seine Erfahrungen als jüdischer Journalist "zwischen allen Stühlen" (so der Titel eines Filmes über sein Leben aus dem Jahr 2008).
Landesarchiv Baden-Württemberg

Pfeifer setzte sich zeit seines Lebens gegen Antisemitismus ein und kämpfte gegen den Rechtsextremismus und für die Demokratie. Er stellte sich als Zeitzeuge vorwiegend in Schulen zur Verfügung und erzählte den Kindern und Jugendlichen über sein Leben als verfolgtes Kind und sein Leben in der Fremde. Im Vorjahr erhielt er den damals erstmals vergebenen Simon-Wiesenthal-Preis, stellvertretend für alle Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, weil sie ihr Leben in den Dienst der Erinnerung an die Shoah gestellt haben. (red, APA, 7.1.2023)