Wer in seinem Haus einen Kachelofen hat, braucht vor allem eins: viel Holz. Wenn das Haus alt ist und mit Isolierung mehr verlorengeht als gewonnen werden könnte, kommt man ohne zusätzliches Heizsystem kaum aus. Warum nicht eine Elektroflachheizung? Sie hat einen Kern aus Schamott, der aufgeheizt wird und die Wärme einem Kachelofen gleich mehrere Stunden abgibt.

Jedes dieser Trümmer wiege fast hundert Kilo, hatte mir der Vorbesitzer verraten. Drei davon sollten es werden. Dann die Frage der Fragen: Schwer plus weit plus breit ergibt was? Ein Auto natürlich – ein Auto, das passt. Am besten ein Kastenwagen.

Die seitliche Schiebetür befindet sich auf der anderen Seite, und ja, das ist auch ein Romantitel von Alfred Kubin. Der Rückspiegel ist: eine Kamera. Man sieht also quasi durch die Blechwand durch.
Foto: Andreas Stockinger

Damit sollte es möglich sein, die schwere Fracht möglichst ohne Verrenkungen zu verladen und an ihren Bestimmungsort unweit von Wien zu bringen. Denn lang sind sie auch, die Heizkörper. Und vergleichsweise weit weg für jemanden, der die Dinger im Osten benötigt, sie aber im Süden des Landes holen muss. Eine Fahrt nach Kärnten stand bevor.

Weil sich das Praktische gern mit dem Nützlichen verbindet, gingen wir mit dem Renault Kangoo E-Tech auf Abholtour. Die Franzosen werden ihre Gründe haben, warum sie mit der Kommerzversion in das Elektrozeitalter gestartet sind. Die vollelektrische Pkw-Version des Kangoo gibt es ab März 2023.

Handyhalterung für den fertigen Lieferwagen Look, lädt leider das Handy nicht.
Foto: Andreas Stockinger

Die Reichweite des Elektrokastenwagens wird vom Hersteller mit 287 km (WLTP-Messung) angegeben, im reinen Citymodus sollen es bis zu 350 km sein. Von Wien bis zum Wörthersee, wo die heiße Fracht abzuholen war, sind es an die 330 km. Zumindest ein Zwischenstopp war also einzuplanen, um auf dem Weg dorthin nicht liegenzubleiben.

Unlackierte Stoßfänger sind das Markenzeichen des Cargomodells. Das ist im Stadtverkehr praktisch, würde aber auch dem Familien-Kangoo gut zu Gesicht stehen. Unterwegs zwischen Kindergarten, Supermarkt und Arbeitsplatz wäre damit sichergestellt, dass der Kangoo ohne Lackkratzer bleibt.

Offene Flanke, offenes Heck

Als besonders praktisch sollte sich jedenfalls beim Einladen der Heizkörper die Hecköffnung zeigen. Die beiden Flügeltüren lassen sich bis zu 90 Grad öffnen, sie legen den Blick auf viel Staufläche frei. Das Auto ist 4,48 Meter lang, gut 1,70 Meter entfallen auf den Laderaum. Die seitliche Schiebetür sorgt für zusätzliche Flexibilität beim Zu- und Ausladen.

Die Sitzposition passt trotz der rückwärtigen Trennwand auch für größer gewachsene Personen. Das Manko, dass die Sicht nach hinten verstellt ist, wird durch einen wirklich guten digitalen Innenspiegel wettgemacht, der an eine am Dach applizierte Kamera angeschlossen ist. Bei hoher Luftfeuchtigkeit oder Nieselregen kann die Kamera beschlagen. Dann liefert sie milchige Bilder.

Elektroauto mit Flügeltüren sind Schnee von gestern, Elektroautos mit Schiebetüren sind voll in.
Foto: Andreas Stockinger

Mit uns meinte es der Wettergott gut. Wir mussten weder besonders heizen noch besonders hetzen. Mit einem guten Hunderter ging es nach Kärnten, mit Zwischenstopp bei der Raststation Kaiserwald nahe Graz. Zeit zum Laden und dafür, ein erstes Resümee zu ziehen.

Der Kangoo E-Tech Electric, der von einem 90-kW-E-Motor (entspricht 120 PS) bewegt wird, lässt sich bequem fahren. Das maximale Drehmoment beträgt 245 Newtonmeter. Damit geht es auch mit Ladung, wie sich auf der Rückfahrt zeigen sollte, gut voran. Im Boden verbaut ist eine Batterie mit 45 kWh Speicherkapazität. Fährt man viel in der Stadt mit wenig Ladung, kann man den Eco-Modus verwenden. Der Motor leistet dann maximal 56 kW (75 PS), die Höchstgeschwindigkeit wird von 132 auf 110 km/h elektronisch begrenzt.

Durch die Türen hinten findet das andere Laden als jenes mit Strom statt.
Foto: Günther Strobl

Ladefähig ist der Elektro-Kangoo mit bis zu 80 kW. In knapp 45 Minuten war die Batterie wieder zu 80 Prozent voll – ausreichend jedenfalls, um den Weg nach Kärnten und zurück zur Raststätte Kaiserwald zu schaffen. Dort gab es Stunden später eine Wiederholung dessen, was schon bei der Hinfahrt – nun aber mit Ladung – funktioniert hat: Laden. Der Anschluss für das Ladekabel befindet sich an der Front unter dem Renault-Emblem.

Der Einstiegspreis des Kangoo Van E-Tech liegt bei 37.560 Euro brutto, der Preis des Testfahrzeugs addierte sich mit allen Extras auf 41.760 Euro. Die tatsächliche Testreichweite liegt bei 220 km. Das reicht für die Stadt, über Land möchte man aber doch ein wenig mehr. (Günther Strobl, 19.1.2023)