Mikaela Shiffrin auf dem Weg zu ihrem achten Saisonerfolg und zum gesamt 82. ihrer Karriere.

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Die 27-Jährige hat Historisches geschafft.

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Tränen waren unvermeidbar.

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Jubel war angesagt.

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Insgesamt 164 Siege haben Vonn (li) und Shiffrin (re) geschafft. Es darf davon ausgegangen werden, dass Shiffrin nachlegen wird.

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Kranjska Gora – Mikaela Shiffrin hat am Sonntag für ein weiteres Ausrufezeichen in ihrer schillernden Karriere gesorgt, während die ÖSV-Frauen einmal mehr gehörige Schwächen in ihrer Problemdisziplin offenbarten.

Die US-Amerikanerin zog nach ihrem Erfolg im zweiten Riesentorlauf zu Kranjska Gora mit ihrer Landsfrau Lindsey Vonn an Siegen gleich. Beide halten nun bei je 82 Weltcuperfolgen, wobei die 27-jährige Shiffrin den Plafond noch längst nicht erreicht haben dürfte. Schon am Dienstag beim Nachtslalom in Flachau (ab 18 Uhr live ORF 1) hat sie in ihrer Paradedisziplin die Chance, dem Rekordhalter aus Schweden wieder einen Schritt näher zu kommen. Ingemar Stenmark hatte in der 70er- und 80er-Jahren bisher unerreichte 86 Erfolge auf der Weltcupbühne gefeiert.

"Das war heute vielleicht mein bestes Skifahren. Ich hoffe, ich kann das wiederholen", sagte Shiffrin nach sehr emotionalen Momenten. "Vielleicht können wir jetzt endlich aufhören, über den Rekord zu sprechen." Sie sei am Start vor dem zweiten Durchgang unglaublich nervös gewesen. "Ich weiß nicht, warum ich so emotional war. Ich habe nicht an die 82 Siege gedacht. Ich wollte nur gut Ski fahren, war aber so nervös, fühlte mich, als würde ich ohnmächtig werden." 100 Mal habe sie sich den Lauf vorgestellt, 99 Mal sei sie gedanklich ausgeschieden.

Seltener Ausrutscher

Dass es just am Sonntag soweit war, kam insofern überraschend, als Shiffrin am Samstag nach dem ersten Riesentorlauf in Slowenien etwas konsterniert wirkte, als sie als Sechste 1,33 Sekunden auf die kanadische Überraschungssiegerin Valerie Grenier einbüßte.

Einen Tag später aber demonstrierte sie einmal mehr ihre Souveränität, holte mit zwei Laufbestzeiten ihren bereits achten Saisonerfolg und stellte quasi im Vorbeirutschen den Vonn-Rekord ein. Sie gewann in 1:52,53 Minuten 0,77 Sekunden vor der Italienerin Federica Brignone und 0,97 vor der Schweizerin Lara Gut-Behrami.

Die Österreicherinnen, allen voran die arrivierten Läuferinnen haben einmal mehr ausgelassen. Katharina Liensberger, Katharina Truppe und Ramona Siebenhofer haben die Entscheidung verpasst, Ricarda Haaser schied aus. Kamen am Samstag immerhin sechs ÖSV-Läuferinnen ins Finale, so waren es am Sonntag gar nur mehr drei. Als Beste klassierte sich ausgerechnet Julia Scheib (+2,60). Die 24-jährige Steirerin verbesserte sich vom 23. auf den 13. Platz und holte ihr bisher bestes Weltcupergebnis, obwohl sie erst am Semmering nach beinahe zweijähriger Verletzungspause ihr Comeback gegeben hatte. Unmittelbar hinter Scheib reihten sich Stephanie Brunner und Franziska Gritsch ein.

Suche nach Gründen

Beim ÖSV ist Ursachensuche angesagt, zumal es in bisher sieben Riesentorläufen nur zwei Top-Ten-Platzierungen gab. Liensberger war in Killington Fünfte und Haaser am Semmering Achte. Das war‘s. Hinter den Kulissen ist leise Kritik zu vernehmen, gemunkelt wird, dass das vor der Saison völlig neu aufgestellte Trainerteam noch mit Abstimmungsproblemen zu kämpfen hat. Das gilt wohl auch für Liensberger und ihren Trainer Livio Magoni, dessen Trainingsmethoden Petra Vlhova einst zur Siegläuferin formten, letztlich aber die Slowakin zur Trennung von dem Startrainer bewogen. Liensberger, so ist zu vernehmen, habe zudem mit Kommunikationsproblemen zu kämpfen.

Thomas Trinker, der Rennsportleiter der Frauen, bekrittelt, dass generell vor allem im ersten Lauf viel verschenkt werde. "Sie fahren einen weiten Weg, sind ein bisschen blockiert." Dabei verfüge das Team über genügend Potenzial. Er wolle sich in Gesprächen "ein klares Bild" verschaffen und schließe eine Korrektur im Trainerbereich nicht aus. Jetzt gelte es, "die Nerven nicht zu verlieren." Liensberger nimmt auch den ÖSV in die Pflicht: "Jetzt ist es wichtig, die richtigen Schritte zu setzen", sagte die Vorarlbergerin. "Ich kann nur weiterarbeiten." (Thomas Hirner, 8.1.2023)

Weltcup-Riesentorlauf der alpinen Ski-Frauen am Sonntag in Kranjska Gora

Endstand:

1. Mikaela Shiffrin (USA) 1:52,53 55,30 57,23
2. Federica Brignone (ITA) 1:53,30 +0,77
3. Lara Gut-Behrami (SUI) 1:53,50 +0,97
4. Petra Vlhova (SVK) 1:53,60 +1,07 5
5. Marta Bassino (ITA) 1:53,69 +1,16
6. Valerie Grenier (CAN) 1:54,27 +1,74
7. Mina Fürst Holtmann (NOR) 1:54,36 +1,83
8. Sara Hector (SWE) 1:54,47 +1,94
9. Paula Moltzan (USA) 1:54,60 +2,07
10. Ana Bucik (SLO) 1:54,92 +2,39
11. Maria Therese Tviberg (NOR) 1:54,98 +2,45
12. Andrea Ellenberger (SUI) 1:55,07 +2,54
13. Julia Scheib (AUT) 1:55,13 +2,60
14. Stephanie Brunner (AUT) 1:55,26 +2,73
15. Franziska Gritsch (AUT) 1:55,39 +2,86

16. Elisa Platino (ITA) 1:55,45 +2,92
17. Ragnhild Mowinckel (NOR) 1:55,46 +2,93
18. Tessa Worley (FRA) 1:55,56 +3,03
19. Zrinka Ljutic (CRO) 1:55,57 +3,04
20. Thea Louise Stjernesund (NOR) 1:55,61 +3,08
21. Maryna Gasienica-Daniel (POL) 1:55,81 +3,28
22. Camille Rast (SUI) 1:55,95 +3,42
23. Wendy Holdener (SUI) 1:56,28 +3,75
24. Britt Richardson (CAN) 1:56,33 +3,80
25. Nina O'Brien (USA) 1:56,40 +3,87
26. Estelle Alphand (SWE) 1:56,69 +4,16
27. Simone Wild (SUI) 1:56,70 +4,17
28. Michelle Gisin (SUI) 1:56,87 +4,34
29. Tina Robnik (SLO) 1:59,49 +6,96

2. Durchgang:

1. Mikaela Shiffrin (USA) 57,23
2. Lara Gut-Behrami (SUI) 57,43 +0,20
. Petra Vlhova (SVK) 57,43 +0,20
4. Andrea Ellenberger (SUI) 57,47 +0,24
5. Marta Bassino (ITA) 57,66 +0,43
6. Julia Scheib (AUT) 57,73 +0,50
7. Federica Brignone (ITA) 57,76 +0,53
8. Stephanie Brunner (AUT) 57,85 +0,62
9. Elisa Platino (ITA) 57,88 +0,65
10. Mina Fürst Holtmann (NOR) 57,95 +0,72
11. Franziska Gritsch (AUT) 58,00 +0,77
12. Maria Therese Tviberg (NOR) 58,17 +0,94
. Zrinka Ljutic (CRO) 58,17 +0,94
14. Tessa Worley (FRA) 58,18 +0,95
15. Paula Moltzan (USA) 58,19 +0,96

Ausgeschieden im 2. Durchgang: Alice Robinson (NZL)

1. Durchgang:

1. Mikaela Shiffrin (USA) 55,30
2. Federica Brignone (ITA) 55,54 +0,24
3. Valerie Grenier (CAN) 55,69 +0,39
4. Marta Bassino (ITA) 56,03 +0,73
5. Lara Gut-Behrami (SUI) 56,07 +0,77
6. Sara Hector (SWE) 56,15 +0,85
7. Petra Vlhova (SVK) 56,17 +0,87
8. Paula Moltzan (USA) 56,41 +1,11
. Mina Fürst Holtmann (NOR) 56,41 +1,11
10. Ana Bucik (SLO) 56,53 +1,23
11. Maryna Gasienica-Daniel (POL) 56,61 +1,31
12. Maria Therese Tviberg (NOR) 56,81 +1,51
13. Ragnhild Mowinckel (NOR) 56,88 +1,58
14. Britt Richardson (CAN) 57,01 +1,71
15. Estelle Alphand (SWE) 57,14 +1,84
weiter:
22. Franziska Gritsch (AUT) 57,39 +2,09
23. Julia Scheib (AUT) 57,40 +2,10
25. Stephanie Brunner (AUT) 57,41 +2,11

nicht für 2. Durchgang qualifiziert:
31. Elisa Mörzinger (AUT) 57,66 +2,36
37. Nina Astner (AUT) 57,81 +2,51
38. Katharina Liensberger (AUT) 57,82 +2,52
49. Katharina Truppe (AUT) 58,79 +3,49
52. Elisabeth Kappaurer (AUT) 59,05 +3,75
54. Ramona Siebenhofer (AUT) 59,11 +3,81
59. Katharina Huber (AUT) 59,74 +4,44

Ausgeschieden im 1. Durchgang:
Ricarda Haaser (AUT)

Gesamtwertung (nach 18 Rennen):

1. Mikaela Shiffrin (USA) 1115
2. Petra Vlhova (SVK) 696
3. Wendy Holdener (SUI) 519
4. Lara Gut-Behrami (SUI) 476
5. Sofia Goggia (ITA) 470
6. Marta Bassino (ITA) 460
7. Federica Brignone (ITA) 379
8. Sara Hector (SWE) 364
9. Ragnhild Mowinckel (NOR) 340
10. Corinne Suter (SUI) 337

Riesentorlauf Frauen (6):

1. Marta Bassino (ITA) 425
2. Mikaela Shiffrin (USA) 400
3. Lara Gut-Behrami (SUI) 357
4. Petra Vlhova (SVK) 336
5. Federica Brignone (ITA) 304
6. Sara Hector (SWE) 233
7. Valerie Grenier (CAN) 207
8. Tessa Worley (FRA) 174
9. Ragnhild Mowinckel (NOR) 160
10. Paula Moltzan (USA) 141

Mannschaft Frauen (18):

1. Schweiz 2332
2. Italien 1925
3. Österreich 1793
4. USA 1590
5. Norwegen 894

Nationencup (35):

1. Schweiz 4938
2. Österreich 3928
3. Norwegen 2948
4. Italien 2604
5. USA 2114