Die Corona-Pandemie hat auch eine Wiener Institution hart getroffen. Zwei Jahre lang musste der "Ball der Bälle" aufgrund der hohen Infektionszahlen entfallen; der neue Staatsoperndirektor Bogdan Roščić musste sein Opernballdebüt seit 2021 verschieben, Debütantinnen und Debütanten flitzten nicht in Schachbrettmustern über das Parkett der Wiener Oper, und niemand rief: "Alles Walzer!"

2023 kehrt der Opernball zurück.
Foto: Matthias Cremer

Doch die pandemische Zwangspause hat nun ein Ende. Am 16. Februar wird in der Oper wieder gesungen, gefeiert und getanzt. Und wie macht das der Chef der Oper? "Ich habe den Lotte-Tobisch-Zugang", sagte Roščić am Montag bei der Pressekonferenz. Er werde wohl nicht mehr zum "Balltiger" werden, sondern ihm gehe es darum, den "5.000 Leuten an diesem Abend eine Freude zu bereiten".

Frage: Was kostet eigentlich eine Karte für den Opernball?

Antwort: Die Eintrittskarten kommen dieses Jahr auf 350 Euro. Der Kartenpreis von 2020 bleibt zwar unverändert bei 315 Euro. Der Aufschlag jedoch, also 35 Euro, geht an die Organisation "Österreich hilft Österreich". Allerdings: Damit ist man erst einmal in der Oper. Wer zum Essen gerne sitzen würde, kann einen Tischanteil erstehen. Kostenpunkt 210 Euro. Wer gerne in einer Loge Platz nehmen würde und sich noch nicht darum gekümmert hat, muss wohl wen kennen (lernen). Denn sowohl die Rangloge (23.600 Euro) als auch die Bühnenloge (13.300 Euro) und der Bühnenlogentisch (11.500 Euro) sind bereits ausverkauft.

Für Staatsoperndirektor Bogdan Roščić ist es der erste Opernball.
Foto: APA/ROBERT JAEGER

Frage: Das ist aber teuer, geht's auch billiger?

Antwort: Ja. Am Tag vor dem Opernball, am 15. Februar, kann man zumindest ein bisschen Opernballfeeling erhalten. Da findet in der Oper die Generalprobe zur Eröffnung statt. Die Debütantinnen und Debütanten spielen die Eröffnung von vorne bis hinten – auch mehrfach – durch, das Ballett tanzt auf, und die Opernstars zeigen, was sie zu bieten haben. Die Karten kosten einen Bruchteil: Ab 30 Euro ist man mit einem Stehplatz dabei. Dafür kann man sich zwar bereits am Blumenschmuck ergötzen, den Sängerinnen und Sängern sowie dem Orchester lauschen und sieht manchmal noch nervöse Debütantinnen zittern. Allerdings haben diese ebenso wenig wie die Ballerinen ihre richtigen Outfits und Kostüme an. Dafür muss man sich selbst auch nicht an den Dresscode des Opernballs halten.

Frage: Okay, und was trägt man beim richtigen Opernball?

Antwort: In der Staatsoper gibt es eine klare Kleidungsvorschrift. Der Dresscode: Frauen tragen ein bodenlanges Abendkleid, Männer einen Frack. Wer sich nicht daran hält, darf auch mit Karte nicht hinein.

Schachbrett bei der Eröffnung.
Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Frage: Wie läuft heuer die Eröffnung ab?

Antwort: Diese steht im Zeichen von hundert Jahren Wiener Tanzmusik und Operette. "Es war mir ein Vergnügen, das zusammenzustellen", sagte Staatsoperndirektor Roščić bei der Vorstellung. Die Höhepunkte werden die finnische Sängerin Camilla Nylund und der Tenor Andreas Schager liefern. Schager wird mit seiner Ehefrau, der Geigerin Lidia Bach, "Freunde, das Leben ist lebenswert" aus "Giuditta" von Franz Lehár darbringen. Nylund singt im Anschluss das "Vilja-Lied" aus "Die lustige Witwe", ebenfalls von Franz Lehár. Gemeinsam lassen sie dann "Zwei Herzen im Dreivierteltakt" von Robert Stolz schlagen. Aber auch sonst soll die Staatsoper gehighlightet werden. So wird etwa nicht nur der Nachwuchs der Ballettakademie tanzen, auch die Mitglieder der Opernschule lassen sich "hören und sehen", sagte Roščić.

Frage: Apropos Debütantinnen: Dürfen diese ihre Krönchen behalten?

Antwort: Ja. Auch wenn es in Wirklichkeit keine Kronen, sondern Tiaras sind (Halbkreis- nicht Kreisform). 160 davon wurden hergestellt, die jungen Frauen, die sie bei der Eröffnung in die Frisur genäht bekommen, dürfen sie behalten. Nachdem bereits Christian Lacroix, Donatella Versace, Karl Lagerfeld oder Domenico Dolce und Stefano Gabbana die Tiaras für Swarovski entworfen haben, kommt das Design heuer von der Swarovski-Stella-Schmuckfamilie selbst. Jedes Stück wurde mit 435 Swarovski-Kristallen verziert, das Highlight ist ein beweglicher Stein in der Mitte des Hauptsterns.

Die heurige Tiara.
Foto: APA/ROBERT JAEGER

Frage: Gibt es wieder eine Opernball-Mutti?

Antwort: Nein. Weder eine Lady noch eine Mutti, wie die Organisatorinnen des Opernballs in der Vergangenheit oftmals bezeichnet wurden, wird man heuer beim Opernball finden. Denn den "Ball der Bälle" wird die Staatsoper selbst ausrichten. Unterstützung erhält sie von einem Komitee, das sich in den verschiedenen Bereichen des Balls einbringt. Zu den ehrenamtlichen Mitgliedern zählen die Unternehmerin Nadja Swarovski, die Leiterin des Restaurant Steirereck, Birgit Reitbauer, und die internationale Event-Planerin Maryam Yeganehfar.

Frage: Was gibt es sonst noch Neues?

Antwort: Ein neues Design soll es auch beim Auftritt der Oper geben. So wolle man die "Oper Oper sein lassen" und ihre Räume "leben lassen", anstatt sie zu "übertünchen", sagte Yeganehfar am Montag. Ein Beispiel: Die Hinterbühne werde erstmals nicht abgehängt oder verkleidet, sondern solle so verbleiben, wie sie ist, und einen Einblick ins Theaterleben geben. Bei der Gestaltung der Räumlichkeiten soll die bestehende Architektur des Hauses die Hauptrolle spielen. Es gibt keine "Raum-im-Raum-Konzepte", sondern die Räume werden mit "dezenter Dekoration und Lichtgestaltung in Szene" gesetzt. Außerdem gibt es im Schwind-Foyer kein Kasino mehr, dadurch entsteht ein zusätzlicher Raum für das Publikum. Neu wird auch der Bereich des Opernfoyers: Dort, wo sich während der Spielzeit die Kassenhalle der Bundestheater befindet, entsteht ebenfalls ein Publikumsbereich. Zusätzlich zur traditionellen Radio Wien Disco wird es auch einen neuen Club mit Live-DJ geben.

Frage: Der 65. Wiener Opernball soll auch im Zeichen der Solidarität stehen, wie zeigt sich das?

Antwort: Besucherinnen und Besuchern wird erstmals ein "Solidaritätsaufschlag" von zehn Prozent in der gesamten Gastronomie verrechnet. Zwar gibt es heuer kein Motto, aber aufgrund der vielen Krisen wird unter dem Slogan "Hand in Hand ‚Alles Walzer‘" damit die Initative "Österreich hilft Österreich" unterstützt.

Richard Lugners Gast beim vergangenen Ball: Schauspielerin Ornella Muti.
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Frage: Wer geht eigentlich zum Opernball?

Antwort: Rund 5.000 Besucherinnen und Besucher zählt der Ball in der Wiener Staatsoper. Darunter auch die Bundesregierung, die in ihrer eigenen Loge Platz nimmt, wo auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seine Frau Doris Schmidauer für gewöhnlich die Eröffnung verfolgen. Der wohl bekannteste Opernballgeher hat auch heuer seinen Auftritt angekündigt: Richard Lugner kommt und hat auch schon seinen Gast ausgewählt. Nach Namen wie Pamela Anderson, Kim Kardashian oder Dita Von Teese und beim letzten Ball im Jahr 2020 Ornella Muti hat Lugner auch für 2023 bereits seine Begleitung ausgewählt. Wer das ist, ist noch geheim. Verkündet wird Lugners "Plus eins" bei einer eigenen Pressekonferenz Ende Jänner in der Lugner City.

Frage: Und gibt es schon einen Skandal?

Antwort: Noch nicht. Aber bis 16. Februar ist ja noch Zeit. Und der Opernball ist bekannt für Skandale und Skandälchen. Für einen der größten Aufreger sorgte sicher im Jahr 2000 der Schauspieler Hubsi Kramar – und er musste damals deshalb den Opernball verlassen: Er hatte sich als Adolf Hitler verkleidet, um gegen die schwarz-blaue Bundesregierung zu protestieren. Da waren die Schlägerei vor Lugners Loge oder der Nippelblitzer von Elisabetta Canalis Kleinigkeiten dagegen. (Oona Kroisleitner, 9.1.2023)