Da kann man durchaus Respekt haben. Der Corolla ist nicht nur das erfolgreichste Modell von Toyota. Er ist auch der meistverkaufte Pkw der Welt. 50 Millionen Stück wurden bis 2021 hergestellt! Und 2022 kamen sicher noch ein paar hinzu. Damit das so bleibt, ist der nächste Schritt nur ein logischer. Den Kompaktwagen, der bisher schon in durchaus unterschiedlichen Varianten in Erscheinung getreten ist (von Coupé über Stufenheck bis hin zu Kombi und Minivan), gibt es jetzt, wie könnte es anders sein, auch als SUV. Quasi dem europäischen Geschmack auf den Leib geschneidert.

Großes Gedränge

Rund zehn Prozent der Pkw-Zulassungen werden im Bereich der kompakten SUV registriert. Das Gedränge hier ist groß: VW T-Roc und Tiguan, Škoda Karoq, Seat Ateca, Peugeot 3008, Mazda CX-30, CX-5 und so weiter. Brandneu ist nun der Toyota Corolla Cross. In Österreich ist er erst seit November am Markt, die Nachfrage ist enorm, die Liste an Vorbestellungen angeblich lang. Und wir sind schon drin gesessen.

Ein ohnehin schon erfolgreiches Modell und dann auch noch im SUV Formfaktor? Erfolg war vorprogrammiert.
Foto: Andreas Stockinger

Erhältlich ist der Corolla Cross zunächst nur mit einem Hybrid-Antriebspaket mit einem 2,0-Liter-Benziner und 152 PS, kombiniert mit einer Permanentmagnet-Synchron-E-Maschine mit 111 PS. Bei der Allrad-Version sitzt hinten eine weitere, ganz neue E-Maschine mit 40 PS. Als Systemleistung gibt Toyota knapp 200 PS an, das sollte also für alle Belange ausreichend sein. Noch nicht verfügbar, aber für 2023 in Aussicht gestellt, ist eine 1,8-Liter-Hybrid-Variante mit 140 PS.

Anders als der progressive C-HR setzt der Corolla Cross auf einen unauffälligen optischen Auftritt. Das wird ihm gegen VW Tiguan und Co Punkte einbringen. Praktisch ist er obendrein – und sparsam.
Foto: Andreas Stockinger

Mit Respekt und Neugier setzten wir uns also in den Cross. Was die Platzverhältnisse betrifft: ganz ähnlich wie Tiguan oder Karoq. Angesichts der kompakten Außenmaße findet sich innen überraschend und angenehm viel Platz. Der Wagen ist also durchaus familientauglich. Vorne sitzt man sowieso bequem, hinten ist genügend Platz auch für einen Erwachsenen. Was das Unterwegssein mit Kindern erleichtert, ist das Vorhandensein zahlreicher Fächer und Ablageflächen, in die man Flaschis, Taschentücher, iPads, Gummibärchen und alles, was sonst alles noch notwendig oder verboten ist, stopfen kann. Der Kofferraum hat eine vernünftige Größe, da passt auch ein zusammengeklappter Kinderwagen mühelos hinein, die fast vertikal stehende Heckklappe ist praktisch.

Keine Kritik am Kofferraumvolumen, 433 Liter stehen einem zur Verfügung, 1.337 mit umgeklappten Rücksitzen.
Foto: Andreas Stockinger

Das Design des Wagens kann man als konservativ beschreiben. Nicht progressiv, mehr gefällig. Wenig Kanten, viele sanfte Rundungen. Toyota nennt dies ein europäisches Design, und es ist nicht ganz sicher, ob das als Kompliment gemeint ist.

Innen macht der Wagen einen hochwertigen Eindruck, das Cockpit ist selbstverständlich digital, der Bildschirm rechts davon wirkt vielleicht etwas zu dominant, er ragt definitiv hervor und kann sich dem Blickwinkel der fahrenden Person nicht entziehen. Insgesamt haben wir es mit einer vernünftigen Mischung aus Soft-Touch, Schaltern und Knöpfen zu tun. Ins Bordsystem kann man sich vertiefen, nicht alles erschließt sich einem sofort, mit ein bisschen Geduld kommt man aber allen Betriebsgeheimnissen auf die Spur.

An Lenkradknöpfen fehlt es hier nicht, und wenn die Fingerchen kalt werden kann auch die Lenkradheizung Abhilfe schaffen.
Foto: Andreas Stockinger

Das Fahrwerk: tadellos, eher auf der straffen, europäischen als auf der amerikanischen Seite. Und jetzt kommen wir zu einem heiklen Kapitel, dem Antrieb und dem Getriebe. Das Hybrid-System soll uns ja helfen, Sprit zu sparen, das funktioniert vor allem in der Stadt.

Geräuschentwicklung

Doch jetzt kommt das Aber. Der Wagen ist überraschend laut, mitunter unangenehm laut. Das liegt zum einem am Getriebe, dem elektrischen CVT, zum anderen an der Motordrehzahl, die wir nicht immer ganz nachvollziehen können. Es fühlt sich fast an, als ob der Motor nacharbeiten würde, also noch einmal Gas gibt und nimmt, nachdem wir schon vom Gas gestiegen sind.

Mit 4,46 Metern ist der Corolla Cross ja noch relativ bescheiden, für einen SUV jedenfalls.
Foto: Andreas Stockinger

Zusätzlich zum Drive-Mode gibt es noch einem B-Mode, der der Rekuperation huldigt: Energie wird noch konsequenter zurückgewonnen, vor allem durch den Einsatz der Elektromotorbremse, also als Generator im Schiebebetrieb. Dank der Rekuperationsverzögerung bremst das Fahrzeug ab und lädt die Batterie nach. Bei E-Autos kann man so nur mit dem Gaspedal unterwegs sein, hier wurde ein Mittelweg gewählt. Bremsen muss man trotzdem. Unser Ergebnis, allerdings mit längeren Strecken auf der Autobahn: um die sechs Liter Verbrauch. (Michael Völker, 20.1.2023)