Sam Bankman-Fried plädierte in einer ersten Anhörung auf "nicht schuldig".

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Sam Bankman-Fried weist weiterhin jede Schuld für den Zusammenbruch seiner Kryptowährungsbörse FTX weit von sich. "Ich habe keine Gelder gestohlen und schon gar nicht Milliarden beiseite geschafft", schrieb er in einem am Donnerstag auf der Internetseite Substack veröffentlichten Blog-Eintrag. Es ist ungewöhnlich, dass sich Beschuldigte in einem Strafverfahren öffentlich äußern. Anwälte verdonnern ihre Klienten üblicherweise zu Stillschweigen, damit ihre Äußerungen vor Gericht nicht gegen sie verwendet werden können.

Bankman-Fried muss sich vor einem New Yorker Gericht wegen Betrugs verantworten. Insidern zufolge hat er heimlich zehn Milliarden Dollar an FTX-Kundengeldern zu seinem Krypto-Broker Alameda transferiert, um damit zu spekulieren. Der 30-Jährige plädierte bei einer ersten Anhörung auf "nicht schuldig". Zwei Top-Manager bekannten sich dagegen schuldig.

In dem aktuellen Blog-Eintrag ging der FTX-Gründer auf die meisten der von US-Behörden erhobenen Vorwürfe nicht direkt ein. Er räumte aber ein, dass Alameda sich nicht gegen den "extremen" Crash an den Kryptowährungsmärkten abgesichert habe. Bitcoin verbuchte 2022 mit einem Minus von 65 Prozent den zweitgrößten Jahresverlust seit seiner Einführung 2008. Für die zweitwichtigste Cyber-Devise Ethereum war es das schwärzeste Börsenjahr. Hier summierte sich das Minus auf mehr als 67 Prozent.

Bankman-Fried hofft auf Neustart

Die Insolvenz von Alameda habe FTX International mitgerissen, weil das Brokerhaus eine Sicherheitsleistung für Geschäfte über die Börse nicht leisten konnte, erläuterte Bankman-Fried. Die US-Sparte von FTX sei aber "vollständig solvent" während FTX International über Milliarden an Vermögenswerten verfüge. "Sollte es zu einem Neustart kommen, besteht meines Erachtens eine reelle Chance, dass die Kunden in erheblichem Umfang entschädigt werden können." Einem Anwalt der Kryptobörse zufolge konnten bislang fünf Milliarden Dollar an Bargeld, Kryptowährungen und Wertpapieren sichergestellt werden.

Wer ist Sam Bankman-Fried?

Sam Bankman-Fried ist der Sohn der Universitätsprofessoren Joseph Bankman und Barbara Fried. Der 30-Jährige wuchs in Kalifornien auf und studierte am renommierten Massachussetts Institute of Technology (MIT).

Nach dem Uni-Abschluss heuerte er als Kryptowährungshändler beim Brokerhaus Jane Street an und machte mit Wetten auf Bitcoin-Preisunterschiede an Börsen in den USA und Asien ein Vermögen. 2017 machte er sich mit dem Brokerhaus Alameda selbständig, 2019 gründete er die Kryptobörse FTX.

FTX wurde Anfang 2022 mit 32 Milliarden Dollar bewertet. Das Magazin "Forbes" schätzte Bankman-Frieds Privatvermögen auf 26,5 Milliarden Dollar. Markenzeichen des in Finanzkreisen unter seinen Initialen "SBF" bekannten Bankman-Fried sind sein lockiger Haarschopf sowie unkonventionelle Auftritte in T-Shirts und kurzen Hosen. Er spendete 2020 5,2 Millionen Dollar für den Präsidentschaftswahlkampf von Joe Biden und war einer der größten Geldgeber von dessen Demokratischer Partei.

Warum kollabierte FTX?

Nach Gerüchten um Unregelmäßigkeiten und einer geplatzten Rettung durch den Erzrivalen Binance zogen Anleger in großem Stil Geld bei FTX ab. Daraufhin beantragte die Kryptobörse am 11. November Gläubigerschutz. Insidern zufolge soll Bankman-Fried heimlich zehn Milliarden Dollar an FTX-Kundengeldern zu Alameda transferiert haben. Er selbst sprach im November 2022 gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters von einer falschen Interpretation seiner "verwirrenden internen Kennzeichnung".

Warum wurde Bankman-Fried verhaftet?

Bankman-Fried wurde Mitte Dezember 2022 an seinem Wohnort auf den Bahamas verhaftet und an die USA ausgeliefert. Die dortigen Behörden werfen ihm unter anderem Betrug vor. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 115 Jahre Gefängnis. Außerdem wollen FTX-Kunden eine Sammelklage einreichen. Gegen eine Kaution von 250 Millionen Dollar muss Bankman-Fried zunächst aber nicht in Haft, sondern steht in seinem Elternhaus unter Arrest. Für diese Summe stehen unter anderem seine Mutter und sein Vater gerade. (Reuters, 12.1.2023)