Wenn die Jahre ins Land ziehen und man älter und älter wird, lässt das Gedächtnis häufig nach: Wer war das gleich, wie hieß die noch, wo habe ich die dritten Zähne hingelegt? Zum Glück lehrt uns die Hirnforschung unter dem Schlagwort "Neuroplastizität", dass der Verfall durch eine kluge Lebensführung wenigstens zum Teil aufgehalten werden kann: wenig Alkohol, viel Bewegung in frischer Luft, Kreuzworträtsel und Sudoku lösen, reichlich Nüsse und fetten Fisch verzehren.

Diese Ratschläge sind gerade in Österreich Gold wert, einem Land, wo der Gedächtnisschwund nicht nur privates Schicksal ist, sondern auch als politische Strategie Tradition hat. Derzeit weisen Umfragen wieder auf eine Vergesslichkeitsepidemie hin. Es geht die Erinnerung an eine evidente Tatsache verloren: Unter Herbert Kickl war nicht alles gut. Dem Ex-Innenminister verdankt Österreich außer grindigen Zweizeilern überflüssiges Polizeipferdgetue, die bedrohliche BVT-Affäre, die Skepsis ausländischer Geheimdienste und fleißiges Einschleimen bei Putin.

Eine Erinnerung: Unter Ex-Innenminister Herbert Kickl war nicht alles gut.
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Daher ein Tipp: Vor künftigen Urnengängen dem Gedächtnis mit einer Extraportion Makrelen und einer Sonderschicht Sudokulösen auf die Sprünge helfen, auch im Eigeninteresse als Steuerzahler. Denn von dem, was Kickls Partei dem Land im Lauf der Jahre eingebrockt hat (Hypo Alpe Adria, inkompetente Minister, H.-C. Strache etc.), war nur das wenigste gut, das meiste aber sauteuer. (Christoph Winder, 15.1.2023)