Der britische Autor Hanif Kureishi tweetet über sein Leben nach einem Unfall.

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Freitag vor eineinhalb Wochen gab der britische Schriftsteller Hanif Kureishi auf Twitter bekannt, dass er Ende Dezember in Rom zusammengebrochen sei. Er war gerade zur Piazza del Popolo und durch die Villa Borghese spaziert, als er sich habe vornüberbeugen müssen, ein paar Minuten später sei er mit verdrehtem Hals neben seiner auf dem Boden knienden Frau in einer Blutlache wieder aufgewacht. Im Krankenhaus hätte er Arme und Beine nicht bewegen können. Nach einer Operation an der Wirbelsäule bessert sich sein Zustand langsam. Seither tweetet er aus dem Krankenbett.

Er spricht über Literatur, die ihn bewegt, erinnert sich an Treffen mit Kollegen wie Salman Rushdie oder erzählt, wie er von Pflegern versorgt wird, und reflektiert sein eigenes Schreiben: Bekannt gemacht hat ihn 1985 das Drehbuch für Stephen Frears Film Mein wunderbarer Waschsalon. Er handelt von pakistanischen Einwanderern in London unter der Regierung Margaret Thatchers. Omar, Sohn eines in Armut und Alkoholsucht abgerutschten Vaters, wird vom Onkel beauftragt, einen heruntergekommenen Waschsalon wieder auf Vordermann zu bringen. Omar, verliebt in seinen Onkel, willigt ein. Später verliebt er sich in den Ex-Rassisten Johnny.

Schöpft aus den eigenen Erfahrungen

Der Film wurde für die Darstellung sozialer Verhältnisse gelobt, und der 1954 südlich von London als Sohn eines pakistanischen Einwanderers und einer englischen Mutter geborene Kureishi, der bisexuell ist und für seine Werke immer wieder aus den eigenen Erfahrungen schöpft, legte 1990 mit dem Roman Der Buddha aus der Vorstadt nach. Ein britisch-indischer 17-jähriger Bursche sucht darin im London der 70er zwischen Sex, Musik, Klasse und Politik eine Identität.

Nebst anderen Romanen wurde Intimacy über einen Mann, der seine Frau und zwei Söhne verlässt, was als teils autobiografisch gedeutet wurde, verfilmt. Während seine Familie Kureishi vorwarf, er hätte sie als Vorlage ausgenutzt, ehren ihn Institutionen. Sein Archiv wurde von der British Library erworben, er wurde zum Ritter geschlagen, die Times zählt ihn zu den 50 wichtigsten britischen Autoren seit 1945.

So schrecklich der Unfall gewesen sei, sieht Kureishi auch Positives. "Die Menschen lieben es, freundlich zu sein und einander zu helfen", tweetet er. In dieser Situation würden alle seine Beziehungen neu verhandelt, zeigt er sich nachdenklich. Humor beweist er aber auch: Wenn es ihm wieder besser geht, will er auch über Sex und Drogen tweeten. Man sollte also dranbleiben! (Michael Wurmitzer, 16.1.2023)