Die große Bedrohung für den Frieden in Europa ist derzeit Putin, aber als größte Herausforderung für die Weltordnung sehen viele China – vor allem in den USA. Der Aufstieg des bevölkerungsreichsten Staates zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht hat die politische Landschaft der Erde neu geordnet und Ängste geschürt, dass eine grausame Diktatur die Vorherrschaft des demokratischen Westens beenden wird.

Ein Grund für die schrumpfenden Bevölkerungszahlen in China sind niedrige Geburtenraten. Hinzu kommt eine zunehmende Überalterung der Gesellschaft.
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Wer immer in den vergangenen Jahrzehnten ein Ende des chinesischen Erfolgsmodells vorausgesagt hat, wurde eines Besseren belehrt. Aber die jüngsten Nachrichten deuten doch darauf hin, dass Chinas Aufstieg nicht ewig weitergehen kann. Erstmals seit 60 Jahren ist die Bevölkerung geschrumpft und wird angesichts der extrem niedrigen Geburtenrate nie wieder wachsen. Dass Indien noch heuer China als bevölkerungsreichsten Staat überholen wird, ist nur eine Statistik. Aber die Überalterung der chinesischen Gesellschaft wird die Dynamik der Wirtschaft, die zuletzt wegen hausgemachter Fehler nachgelassen hat, sicherlich weiterbremsen.

Auch jetzt darf China nicht abgeschrieben werden. Die Zielstrebigkeit des Regimes bleibt groß, die Innovationskraft der Gesellschaft beeindruckend. Aber weder ist China so gefährlich, wie es Hardliner in den USA und Europa behaupten, noch so mächtig, wie es auch viele andere glauben. Es ist ein hochkomplexer Staat mit zunehmenden inneren Problemen, von denen sich der Rest der Welt nicht abkoppeln kann. (Eric Frey, 17.1.2023)