Für den Film "Corsage" wurde nicht nur Florian Teichtmeister zum Problemfall, es gibt auch Vorwürfe gegen einen weiteren Darsteller.

Foto: FELIX VRATNY

Statt im Rennen um den Auslands-Oscar für sich zu werben und sich über die Nominierung bei den britischen Bafta-Awards zu freuen, kämpft der Film "Corsage" weiterhin mit einem PR-technischen Albtraum. Zunächst gab es die Anklage gegen Darsteller Florian Teichtmeister wegen des Vorwurfs, Darstellungen vom Missbrauch Unmündiger besessen und das gestanden zu haben. Dann wurden erneut Gerüchte über einen weiteren Schauspieler laut, der in "Corsage" mitgewirkt hat.

Dessen Anwältin Margot Rest ging nun gegenüber mehreren Medien in die Offensive. Sie gab bekannt, dass ihr Mandant bereits im Jahr 2021 eine Kreditschädigungsklage gegen eine Frau eingebracht hatte, die online mehrfach und trotz Kontaktaufnahme "Anschuldigungen" verbreitet hatte.

"Im Rahmen dieses Gerichtsverfahrens kristallisierten sich die erhobenen Anschuldigungen als substanzlos heraus und verpflichtete sich die Posterin in einem Vergleich, die Verbreitung solcher tatsachenwidrigen Behauptungen zu unterlassen und diese zu beseitigen", schrieb Rest in der Aussendung.

Alte Vorwürfe aufgetaucht

Ruhig wurde es rund um das Verhalten des Schauspieler danach allerdings trotzdem nicht – und vor allem seit Bekanntwerden der Causa Teichtmeister schwappten Vorwürfe gegen ihn wieder auf. Dabei soll es wohlgemerkt nicht um pädokriminelles Verhalten gehen, sondern um Übergriffe gegen mehrere Frauen. Öffentlich wollte sich bislang keine der Betroffenen äußern, einige Berichte liegen aber auch dem STANDARD vor.

Anwältin Rest wies die Vorwürfe im Namen des Schauspielers "mit aller Entschiedenheit zurück" und betonte dessen "Gesprächs- und Aufarbeitungsbereitschaft". "Sollte mein Mandant irgendjemandem zu irgendeinem Zeitpunkt entgegen seiner eigenen Wahrnehmung verbal zu nahe getreten sein, würde er dies zutiefst bedauern und sich sofort in aller Form dafür entschuldigen", schrieb Rest.

Unmut unter Kollegen

Für Debatten innerhalb der Filmbranche sorgt allerdings die Frage, was "Corsage"-Regisseurin Marie Kreutzer gewusst habe – und wann. Laut der Anwältin des Schauspielers sei sie "vor Beginn der Produktion" aktiv über die Vorwürfe informiert worden. "Der zweite Schauspieler hat uns in vielen Gesprächen versichert, dass gegen ihn keine strafrechtlich relevanten Vorwürfe vorlägen und er nie übergriffig gehandelt hätte", sagt dazu Alex Glehr von der Produktionsfirma Film AG Produktions GmbH.

Unmut gibt es dem Vernehmen nach unter anderen Darstellern, die bei "Corsage" mitgewirkt haben: Sie haben Angst, in der Öffentlichkeit für den betroffenen Schauspieler gehalten zu werden. Glehr sagt dazu, es sei zwar "gut und richtig", dass sich der Schauspieler über seine Anwältin geäußert habe. Aber: "Dass er das über seine Anwältin und ohne Namensnennung macht, kann ich zwar verstehen, hilft aber seinen Kollegen vom Set gar nicht. Sie müssen derzeit damit leben, dass jetzt alle männlichen Darsteller, die an diesem Film mitgewirkt haben, unter Verdacht stehen." (kron, fsc, wie, 20.1.2022)