Kaum eine Branche hat über die Jahre für so viel Beschäftigungszuwachs gesorgt wie der Tourismus. Jetzt braucht es neue Strategien.

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Der Tourismus war in den vergangenen Jahren eine Jobmaschine sondergleichen. Kaum eine andere Branche hat im Zeitraffer betrachtet für so viel Beschäftigungszuwachs gesorgt. Selbst zu Zeiten der Finanzkrise wurden Köchinnen und Kellner gesucht, genauso wie Personal für Housekeeping und Rezeption. Und sie wurden gefunden – nach der Wende vorzugsweise in Ostdeutschland, aber auch in anderen Ländern Osteuropas. Seit einiger Zeit gestaltet sich die Suche zunehmend schwieriger. Dabei steht der Härtetest erst bevor.

Hunderttausende Menschen verschwinden in absehbarer Zeit vom Arbeitsmarkt. Das trifft alle Branchen und verschärft den Kampf um die Besten. Die Babyboomer gehen in Pension, und jene Generation, die nachfolgt, hält Zwölf-Stunden-Arbeitstage, wie sie in der Hochsaison vorkommen, sowieso für jenseitig – Fünf-Tage-Wochen übrigens auch. Und – viele von jenen, die nach der Wende in heimischen Hotels ausgeholfen haben, sind in ihre Herkunftsländer zurückgekehrt, wo sich das Einkommensniveau mittlerweile deutlich gebessert hat.

Das alles ist nicht neu, auch die Zahlen zum demografischen Wandel sind seit langem bekannt. Geschehen ist bis jetzt aber so gut wie nichts. Ja, die Saisonnierkontingente sind aufgestockt worden, die Rot-Weiß-Rot-Karte zur Beschäftigung von Drittstaatenangehörigen wird ein Stück weit aufgewertet. Wenn es aber darum geht, eine Strategie für den gezielten Zuzug von Fachkräften oder generell von arbeitswilligen Menschen vorzulegen, ducken sich alle weg aus Angst, die xenophobe Stimmung im Land könnte weiter steigen.

Das wird sie auch, wenn nichts unternommen, wenn seitens der Politik nicht aufgeklärt wird. Es ist höchste Zeit aufzuwachen. Ohne gezielten Zuzug ist der Wohlstand im Land in hohem Maße gefährdet. Dass viele Dienstleistungen nicht mehr funktionieren, ist dann wohl das kleinste Problem. (Günther Strobl, 25.1.2023)