Ein Mephisto mit Zottelhaar und Lendenschurz kann dem Zweisamkeits-Happy-End nichts anhaben.

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Eine vor allem unter Männern verbreitete Annahme über die moderne Welt sieht den Mann insgesamt in der Defensive. Er braucht Verstärkung, mindestens Orientierung, denn das Leben ist schwierig geworden, seit Frauen auch Ansprüche haben. 1991 brachte der Komiker Rob Becker die Lage mit einem Stück auf den Punkt, das von den USA aus um die Welt ging: Defending the Caveman.

Constantin Film

Der Höhlenmensch ist dabei der erste Mann in der Geschichte, er hat noch starken Naturkontakt und ist nicht von Jahrhunderten kultureller Entwicklung verunsichert. Sein Instrument ist die Keule, auch die gedankliche, und so sorgt der Höhlenmensch für Ordnung im Chaos der Identitäten: "Du sammeln, ich jagen", so brachte es schließlich die deutsche Übersetzung von Beckers Text auf den Punkt. Die Frau sammelt (übrigens auch durch Lektüre), der Mann jagt (Pointen und einfache, prähistorische Wahrheiten).

Selbstverständlich ist die Figur des Caveman ihrerseits höchst reflexiv, nur "Aufreißkünstler", die hohe Summen für das Einstudieren blöder Sprüche hinlegen, glauben vielleicht wirklich an so was. In Deutschland hat sich nun eine Frau der Sache angenommen und die amerikanische Vorlage verfilmt: Laura Lackmanns Caveman bringt das heterosexuelle Geschlechterverhältnis endgültig in ein feinst ausbalanciertes Gleichgewicht.

Kuratiertes Shopping

Dafür muss sich aber ein Vertreter der Männer noch einmal ordentlich bewegen: Moritz Bleibtreu spielt diesen Robby, einen Autoverkäufer, der zu Beginn noch reichlich jämmerliche Figur macht, der dann aber einen Schnellkurs in Überwindung der Klischees aus der Höhle absolviert. Der Caveman ist hier so etwas wie der Mephistopheles in einem nicht schwer durchschaubaren Spiel. Für Robby sind die Mutmaßungen über Frauen, die ihm sein Alter Ego mit Zottelhaar und Lendenschurz einflüstert, nur Ausgangspunkte für ein therapeutisches Programm, das in bewusst eingegangenen Demütigungen wie kuratiertem Shopping besteht und das ihn verlässlich zu seiner Partnerin Claudia Müller zurückführt.

Die wird von Laura Tonke so unangestrengt souverän gespielt, dass Moritz Bleibtreu noch mehr wie der Hampelmann wirkt – zumal Laura Lackmann ihren Film auch mit einem sehr "raffinierten" Schnittkonzept auf Tempo bringt.

Caveman baut dann auch noch seine Herkunft aus der Welt der Stand-up-Komik in sich auf und treibt also die Meta-Ebenen in jeder Hinsicht auf eine Spitze, die dann eigentlich nur noch ein klassisches Happy End sein kann: Boy mittleren Alters trifft Girl mittleren Alters wieder, die Scherben des ersten Beziehungsversuchs bringen das Glück der aufgeklärten Zweisamkeit. (Bert Rebhandl, 25.1.2023)