Über die hochproblematische NS-Vergangenheit des Propagandadichters Franz Karl Ginzkey sprach man in Österreich nicht so gern. Lieber erinnerte man an ihn als Festspiele-Mitbegründer oder Kinderbuchautor.

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"Wes Brot ich ess, des Lied ich sing" ist eine Redensart aus der Zeit der Minnesänger, die von Hof zu Hof zogen und für ihre Musik mit Geld oder Naturalien belohnt wurden, wenn sie den Herrscher in Liedern verewigten. Es ist eine Redensart, die viele Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher, wenn es um den Autor ihres Hymnentextes geht, so nicht goutieren würden.

Dieser war Franz Karl Ginzkey, seines Zeichens glühender Nazi, von Hitler persönlich aufgenommenes NSDAP-Mitglied, Propagandadichter, der im Bekenntnisbuch österreichischer Dichter den "Anschluss" Österreichs an Nazi-Deutschland bejubelte, und Befürworter der NS-Bücherverbrennungen. Er schaffte es, Österreich vor allem als Mitbegründer der Salzburger Festspiele und Autor des Kinderbuches Hatschi Bratschis Luftballon erinnerlich zu bleiben.

Brot und Fahnen

Nachdem er jahrelang die NS-Diktatur und ihre Angriffskriege verherrlicht hatte, dichtete er nach dem Krieg zu einer Melodie Beethovens die Landeshymne, Heimatlied betitelt. Da ist es wieder, das Brot: "Getreu dem Geist der Ahnen, wir schaffen uns das Brot und halten hoch die Fahnen blau-gold und rot-weiß-rot." Zumindest hatte er die neuen Fahnenfarben präsent.

Die Wiener Zeitung hat nun auf den Dichter aufmerksam gemacht. Niederösterreichs Landeshauptleuten der letzten 60 Jahre kann seine Vita aber nicht neu gewesen sein. Ginzkeys Geschichte ist bestens dokumentiert. Nicht zufällig widmete etwa die Stadt Wien 2015 sein Ehrengrab um. Im Historikerbericht der Stadt Salzburg hinsichtlich belasteter Straßennamen ist Ginzkey in der Kategorie 2 mit Erläuterungstafel. Eine Erläuterungsstrophe wäre wohl schwieriger, aber vielleicht könnte man einen Hymnenwettbewerb ausrufen. Nach der Landtagswahl. (Colette M. Schmidt, 27.1.2023)