Sicherheitskräfte an einem Tatort in Jerusalem.

Foto: AFP/RONALDO SCHEMIDT

Israel kommt nicht zur Ruhe. Am Sonntagvormittag versuchten zwei bewaffnete Männer über die syrische Grenze ins Land einzudringen. Israelische Soldaten wehrten den Angriff ab. In der Nacht zuvor hatten bewaffnete Palästinenser im Westjordanland zwei Anschlagsversuche unternommen. An einer Kreuzung nahe Jericho schoss ein Mann auf ein Restaurant. Anscheinend hatte seine Waffe eine Ladehemmung, was Schlimmeres verhinderte.

Ein anderer bewaffneter Mann näherte sich in der Nacht einer Siedlung bei Nablus, Sicherheitskräfte erschossen ihn. Ebenfalls in der Nacht auf Sonntag haben in mutmaßlichen Racheakten bislang unbekannte Täter im Westjordanland palästinensisches Eigentum angegriffen. Ein privates Wohnhaus und ein Auto in der Nähe von Ramallah wurden angezündet, ein weiteres Haus wurde mit Steinen beschmissen. Autos wurden abgefackelt.

Höchste Terrorwarnstufe

Nach zwei Anschlägen mit sieben Toten und mehreren Verletzten am Freitag und Samstag hat die israelische Regierung die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Sicherheitskräfte warnten vor Nachahmungstaten. Spezialkräfte wurden nach Jerusalem berufen, die Grenzen und die Einsatzkräfte im Westjordanland verstärkt. Die Polizei versiegelte die Familienhäuser von zwei Terroristen in Ostjerusalem.

Ein 21-Jähriger hatte am Freitagabend Betenden in einer Synagoge aufgelauert und sieben Menschen erschossen, als sie das Gotteshaus verließen. Ein anderer, erst 13 Jahre alter Täter schoss am Samstagvormittag mit einer Pistole auf Passanten in Jerusalem und verletzte zwei von ihnen schwer.

Härtere Strafen

Premierminister Benjamin Netanjahu berief am Samstagabend das Sicherheitskabinett ein. Als Reaktion auf die Angriffe will die Regierung die Familien von Terroristen härter bestrafen. Israel reißt die Häuser von Terroristen ab, was Palästinenser von Anschlägen abhalten soll. Nun sollen den Angehörigen von Terroristen, wenn sie israelische Staatsbürger oder Einwohner Ostjerusalems sind, zusätzlich die Ansprüche auf Sozialversicherung und Gesundheitsleistungen entzogen werden.

Die Regierung kündigte an, Siedlungen im Westjordanland "verstärken" zu wollen und Zivilisten den Zugang zu Waffenscheinen noch weiter zu erleichtern. Premier Netanjahu mahnte die Bürger jedoch, von Selbstjustiz abzusehen.

Zyklus der Gewalt

Der aktuelle Gewaltzyklus begann am Donnerstag. Bei einem israelischen Antiterroreinsatz in Dschenin im Westjordanland starben neun Palästinenser, darunter nach palästinensischen Angaben mindestens zwei Zivilisten. Die Palästinensische Autonomiebehörde kündigte daraufhin die Sicherheitskooperation mit Israel auf.

Extremisten im Gazastreifen feuerten zwei Raketen auf Israels Süden, Israel flog Gegenangriffe auf Hamas-Stellungen. Sicherheitskreise befürchten weitere Eskalationen, vor allem im Westjordanland. (Christine Kensche aus Tel Aviv, 29.1.2023)