In dieser Woche kommt diese Kolumne einer Trockenübung gleich. Sie wird nämlich nicht in einem einschlägigen Ski-Resort, sondern an einem Schreibtisch in Wien geschrieben. Noch dazu von einer Redakteurin, die bislang mit Schifoan so viel am Hut hatte wie Jane Fonda mit dem Opernball.

Doch eine gesunde Distanz zum Thema hat noch nie geschadet. Und so wird hier an dieser Stelle per Ferndiagnose festgestellt: Die Rückkehr des Ski-Overalls, sie ist im Gange. Da wären zum Beispiel Heidi Klum und Bill, der modebewusstere der Kaulitz-Zwillinge. Die beiden vergnügten sich im noblen Ski-Ort Aspen in bunten Skianzügen auf den Pisten. Kaulitz, auf den Brettern ein blutiger Anfänger, wählte für seine ersten Fahrversuche passenderweise ein cremefarbenes, gestepptes Exemplar von der Marke Perfect Moment – getreu dem Motto: Wenn schon die Beintechnik auf der Piste zu wünschen übrig lässt, dann sitzt wenigstens das Outfit.

Ein bisschen erinnerte sein Auftritt an jene Zeiten, in denen Kunstschneebänder noch kaum ein Thema waren und die farbigen Overalls des Schweizer Herstellers Jetset scharenweise über die Pisten wedelten. Kaulitz' Wahl ist aber auch in praktischer Hinsicht nachvollziehbar, denn die Vorteile des Einteilers liegen auf der Hand: Kein Klümpchen Schnee verirrt sich unter den Hosenbund, kein Wässerchen trübt die Freude am Skisport. Das wissen nicht nur Snowboarderinnen und Snowboarder.

Die Qualitäten des Overalls schätzt auch die US-amerikanische Influencerin Jordyn Woods. Sie ergänzt den praktischen Aspekt des Kleidungsstücks allerdings um eine weitere Facette: Für ihre Beiträge auf Instagram hat sie den Reißverschluss einige Zentimeter geöffnet. Es passierte, was zu erwarten war: Ihr Auftritt wurde als Pin-up-Pose interpretiert.

Wer heute Ski fährt, nagt wie Frau Woods in den seltensten Fällen am Hungertuch. Kein Wunder, dass die Luxusmodehersteller den Ski-Einteiler längst fix im Programm haben: Wer in St. Moritz modebewusst durch den Schnee pflügen will, kann das in Fendi wie Armani, mit und ohne großes Logo, tun.

Schifoan mit Fendi.
Foto: Fendi

Erst unlängst hat Giorgio Armani seine 1985 aus der Taufe gehobene Skikollektion "Neve" wieder reaktiviert. Schauplatz der Präsentation? Der Schweizer Nobelskiort, eh klar.

Wer den Abfahrtshang übrigens so wie in den Achtzigern hinunterbrettern will: Auf Vintage-Plattformen finden sich viele Ski-Overalls, die die Rückkehr in den Schnee kaum mehr erwarten können. (Anne Feldkamp, 1.2.2023)