Djamila Rowe hat das diesjährige RTL-Dschungelcamp gewonnen.

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Ein englisches Sprichwort sagt ja, man soll nicht nach dem Äußeren gehen. Im Fall der frischgekrönten Dschungelkönigin könnte dieser Sinnspruch wahrer nicht sein. Djamila Rowe sieht auf den ersten Blick aus wie die Karikatur einer High-Society-Persona: überproportional aufgespritzte Lippen, dicke Filler in den Wangen und zugebotoxtes Gesicht, das keine Mimik mehr zulässt. Die 55-Jährige macht sich darüber selbst lustig: "Ich hatte Wangen, da konntest du schon eine Tasse drauf abstellen."

Schwere Kindheit

Zwei Wochen lang kämpfte sie jetzt in der Reality-TV-Show "Ich bin ein Star – holt mich hier raus" auf RTL um den Sieg. Sie zeigte dabei nicht nur ihre selbstironische Seite, sondern dass mehr hinter dem operierten Äußeren steckt: eine überaus verletzliche, gar gebrochene Person. In der DDR geboren, wurde die Berlinerin bereits als Baby misshandelt. Ein Freund ihrer Mutter habe auf ihr Zigaretten ausgedrückt, wie sie im Dschungelcamp schilderte.

Sie wuchs dann nach eigenen Angaben bei ihren alkoholkranken und gewalttätigen Großeltern auf. Mit 14 Jahren kam sie in ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche, in dieser Zeit wurde sie auch zur Kinderarbeit gezwungen. Zweimal wollte sie in ihrer Jugend Suizid begehen. 1989 konnte sie aus der DDR in den Westen flüchten, wie Djamila Rowe auch in ihrer Biografie "Botox für meine Seele" schreibt.

Vom Skandal ins TV

Einer breiteren Masse bekannt geworden ist Rowe 2002. Damals behauptete die gelernte Visagistin, eine Affäre mit dem Schweizer Botschafter Thomas Borer zu haben. Was folgte, waren einschlägige Medienberichte im Boulevard und der bis heute picken gebliebene Titel "Botschaftsluder". Später bestritt Rowe das Verhältnis. Es wurde bekannt, dass sie von der Schweizer Zeitung "Sonntagsblick" 10.000 Euro für das Streuen des Gerüchts erhalten hatte.

Mit ihrem zweifelhaften Ruf versuchte Rowe nach dem Skandal im Rampenlicht zu bleiben: Es folgten Auftritte bei "Big Brother" und "Die Alm". Sie zog sich für das "Penthouse"-Magazin aus und suchte in der Nacktdating-Show "Adam sucht Eva" nach der großen Liebe.

Siegerin der Herzen

Über das alles sprach Rowe im Dschungelcamp und zeichnete damit ein vielschichtiges und kämpferisches Bild ihrer selbst, das eben mehr ist als Luder und Lippen. Dass sie dabei mal in ulkige Situation geriet, zur empathischen Vertrauensperson avancierte und pointiert-lustige Beobachtungen zu ihren Mitcampern machte, brachte ihr weitere Beliebtheitspunkte ein.

Immer wieder betonte sie ihren Antrieb, die Dschungelkrone und die damit einhergehende Prämie von 100.000 Euro für ihre zwei Kinder zu holen. Damit will sie deren Ausbildung sichern und ihnen ein besseres Leben ermöglichen. Das hob sie auch von den anderen Finalisten ab: Sänger Lucas Cordalis wollte seinen Vater Costa beerben, Trash-TV-Star Gigi Birofio nur noch bekannter werden.

Djamila Rowe vereinigte zuletzt alles, was die Zuschauerinnen und Zuschauer seit 19 Sendungsjahren in einer Königin oder einem König sehen wollen: eine komplexe Geschichte, einen kämpferischen Geist und ganz, ganz viel Sympathie. (Kevin Recher, 30.1.2023)