Energie tanken, oder Ferienstress?
Foto: apa/Hannes Sautner

Pro:

Es ist so weit. Bald bin ich offiziell Mitte dreißig, und mit dem näherrückenden Geburtstag poppt immer eine Frage in meinem Kopf auf: War früher vielleicht doch alles besser?

Die erste Erschöpfungsphase im neuen Jahr beispielsweise haben die "Energieferien" während der Schulzeit perfekt ausbalanciert. Ski fahren, Eislaufen, mit Freundinnen treffen, ins Kino gehen und vor allem ausschlafen statt ab acht Uhr in der Früh anwesend sein und aufmerksam abliefern.

Manche Dinge sollten sich niemals ändern, und die Energieferien inklusive deren Bezeichnung gehören definitiv dazu. Nomen est plötzliches Omen. Das wussten schon die alten Römer. Schüler und Pädagogen brauchen die Pause und alle anderen Berufsgruppen eigentlich auch. Daher liegen heute zunächst fünf meiner sorgsam platzierten Urlaubsstage im Februar. Meine eigenen Energieferien ganz ohne Zeugnisdruck oder liegengebliebene Hausaufgaben. Früher war wohl doch nicht alles besser. (Julia Beirer)

Kontra:

Als einziger großer Jahresurlaub waren die „Energieferien“, die Älteren erinnern sich, in meiner Kindheit ein Highlight. Ab in den Passat und los ging's Richtung Westen. Eine Woche sterben Pisten rauf und runter bei jedem Wetter. Es gab noch zuverlässig echten Schnee damals! Hauptsache, die burgenländischen Ferien fallen nicht mit den wienerischen zusammen. Wobei: Die Holländer haben die gschert'n Weana eh würdig vertreten. Danach brauchte man Tage, um sich zu regenerieren: In Kindheitstagen die schmerzende Beinmuskulatur und später, in den Jugendjahren, die angeschwollene Leber.

Und heute? Als berufstätiger Vater zweier schulpflichtiger Kinder? Kaum hat man sich von den Weihnachtsferien erholt, klopft schon die Semesterferien an die Tür. Kaum hat man sich wieder ans Büro gewöhnt, eine Woche Vollbremsung. Vielleicht ist das der Grund, warum heute keiner mehr "Energieferien" sagt: Denn man kann weder Energie tanken noch Energie sparen. (RONDO, Markus Böhm, 30.1.2023)