Man sei mit dem Siegerprojekt von Franz Wassermann, bei dem der Schriftzug "Wir haften für unsere Geschichte" an der Landhausfassade angebracht werden sollte, nicht glücklich gewesen, so Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP).

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Tirols Landeshauptmann und Kulturreferent Anton Mattle (ÖVP) hat am Mittwoch im Landtag die Absage der künstlerischen Intervention zur Aufarbeitung der NS-Geschichte am Landhausplatz verteidigt. Die damaligen Wettbewerbsteilnehmer hätten laut den Ausschreibungsbedingungen "keinen Anspruch auf tatsächliche Ausführung des Entwurfs", argumentierte er. Er gab aber ein Bekenntnis zur Erinnerungskultur ab.

Nachdem Mattles Vorgängerin, Ex-Kulturlandesrätin Beate Palfrader (ÖVP), sich für das von der Jury zweitgereihte Projekt entschieden hatte und dies für gehörigen Wirbel gesorgt hatte, zogen die Projektwerber ihr Vorhaben zurück. Mattle bezeichnete daraufhin den Wettbewerb als "gescheitert" und kündigte an, den Festsaal und das sogenannte Gauleiterzimmer, die noch mit dem Interieur dieser Zeit ausgestattet sind, nach der derzeit laufenden Sanierung öffentlich zugänglich zu machen. Dort sollten alle eingereichten Projekte ausgestellt werden. Ob dies zustande komme, war zuletzt aber unklar.

"Bedrückendes Gefühl"

Der Landeshauptmann gestand zudem ein, dass man mit dem Siegerprojekt von Franz Wassermann, bei dem der Schriftzug "Wir haften für unsere Geschichte" an der Landhausfassade angebracht werden sollte, nicht glücklich gewesen sei: "Hier arbeiten auch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", meinte er im Hinblick auf ein "bedrückendes Gefühl", das von Neos-Klubchef Dominik Oberhofer angesichts der Architektur des Landhauses angesprochen worden war.

Für Liste-Fritz-Klubobmann Markus Sint, der das Thema im Rahmen der "Fragestunde" aufs Tapet gebracht hatte, ist die Causa "eine Beerdigung erster Klasse im politischen Alleingang". Er verwies auf einen Beschluss im Tiroler Landtag. "Nicht der Wettbewerb ist gescheitert. Die ÖVP ist an der Freiheit der Kunst gescheitert", sagte Neos-Chef Oberhofer. Auch die grüne LAbg. Zeliha Arslan kritisierte "fehlende Kommunikation". "Anstatt sich dem zu stellen, schiebt man es einfach beiseite", so Arslan.

FPÖ-Landtagsabgeordnete Evelyn Achhorner prangerte den "grundsätzlichen Umgang mit Wettbewerben an". Die in Tirol dahingehend herrschende "unprofessionelle Vorgangsweise trägt zu einem schlechten Ruf bei", meinte sie. ÖVP-Koalitionspartnerin und SPÖ-Klubobfrau Elisabeth Fleischanderl wiederum verwies darauf, dass Erinnerungskultur "etwas Essenzielles" sei und jede Generationen ihren eigenen Zugang habe. (APA, 8.2.2023)