Im Gastblog schreibt Florian Martek* über Gespräche mit verschiedenen Vätern über deren Karenz.

Der Winter hat seinen Höhepunkt erreicht – die Tage werden wieder spürbar länger. Gerade wenn man mit einem Baby allein daheim ist, können die Tage teilweise sehr monoton und lang werden. Da hilft es, Kontakte aufzubauen und andere Jungeltern zu treffen. Und meistens ist das dominierende Gesprächsthema – erraten: Kinder. Und damit verbunden natürlich deren Betreuung.

Neben dem derzeit auch aufgrund diverser Wahlkämpfe großen Thema der Kindergärten hat sich auch in Bezug auf den Papamonat mit 1. Jänner dieses Jahres etwas verbessert: Die Anrechnung des Papamonats auf das später bezogene Kinderbetreuungsgeld wird künftig entfallen. Vielleicht lassen sich ja dadurch mehr Väter dazu überreden, zusätzlich zur Karenz auch in der Zeit nach der Geburt länger zu Hause zu bleiben. Manche haben das trotz des bisherigen finanziellen Verlustes schon gemacht. Ich habe einigen im Bekanntenkreis Fragen gestellt: Wie erging es euch als Vätern in Karenz?

Wie fühlen sich Väter, die sich für eine Karenz entscheiden?
Foto: Imago/HalfPoint/Westend61

Väter erzählen

Bartosz* übernahm vom ersten bis zum zweiten Geburtstag seiner Tochter die Karenz, auch aus finanziellen Gründen. Er fühlte sich dabei wohl und auch gut akzeptiert, auch wenn viele Bekannte überrascht waren (Männer mehr als Frauen), vor allem über die Dauer. Anfangs fühlte er sich zwar recht gestresst, weil er zwar immer schon mitgeholfen, aber nie wirklich allein die Verantwortung hatte. Aber spätestens nach einem Monat hatte sich alles gut eingependelt, denn er war aufgrund seines Jobs mit Schichtarbeit auch vorher schon öfters tagsüber daheim.

Clemens übernahm vom neunten bis zum 16. Monat die Betreuung seiner Tochter. Er hatte schon bei seinen älteren Kindern jeweils zwei Monate in Anspruch genommen und kam auch in der langen Karenz gut zurecht, fühlte sich gut akzeptiert. Die Karenzzeiten waren, weil er Lehrer ist, auf die Schulsemester abgestimmt.

Leo* übernahm als moderner Vater knapp vor dem ersten Geburtstag der Tochter für zehn Monate. In seinem Kreis waren zwar viele Väter sechs bis acht Monate in Karenz, gleichzeitig haben einige kinderlose Freunde gefragt, ob er damit nicht den Arbeitgeber im Stich lasse. In der Verwandtschaft fühlte er teilweise Überraschung, aber keine Ablehnung.

Allen dreien ist eines gemein: Die Zeit in Karenz hat nicht nur die Beziehung zum Kind nochmals vertieft, sondern auch das Verständnis und die Wertschätzung für die generelle Rolle der Frau im Haushalt und in Kinderbetreuung etc. – und alle würden bei einem weiteren Kind wieder in Karenz gehen.

Was denken prospektive Väter über Kinderbetreuung?

Raphael*, ein Polizist, und Bernd*, ein AHS-Lehrer, würden beide in Karenz gehen. Beide denken, dass ihre Berufsgruppen gut für die Kinderbetreuung geeignet sind, da sie keine Einbußen in Bezug auf ihre Karriere befürchten müssen.

Michael* hingegen arbeitet in einem großen Unternehmen und fürchtet durchaus negative Auswirkungen durch Papamonat oder Karenz. Er hat schon öfters beobachtet, wie Vorgesetzte in Meetings Väterbeteiligung kritisierten. Und kann von einem Kollegen berichten, der wegen Inanspruchnahme des Papamonats vor anderen belächelt wurde.

Bei manchen Aktivitäten fühlen sich Väter noch ausgegrenzt

Christoph übernahm bei seiner ersten Tochter mit dem ersten Geburtstag für zwei Monate (sowie Urlaubszeit) die Betreuung, wobei er einen Monat mit seiner Frau teilte, um das Ganze ins Laufen zu bekommen. Durch das Stillen wäre es viel früher auch nicht gegangen. Anreiz, um in Karenz zu gehen, waren unter anderem auch die zwei extra bezahlten Monate des einkommensabhängigen Kinderbetreuungsgeldes. Ganz leicht ist es ihm anfangs nicht gefallen, die Zeit war kurz, er nahm sich bald vor, beim nächsten Kind etwas länger in Karenz zu gehen. Und so war er bei seiner zweiten Tochter drei Monate daheim und freute sich, dass die gemeinsame Zeit samt Eingewöhnung in den Kindergarten so auch stressfreier verlief. Von Anfang an mehr eingebunden und im Wissen, wie viel Arbeit die Kinderbetreuung darstellt, war er froh, seine Frau noch stärker unterstützen zu können. Er würde auch bei einem weiteren Kind gerne wieder einige Monate der Betreuung übernehmen, wenn es sich mit der Eingewöhnung in den Kindergarten gut ausgehe, dann auch länger. Dann müsste er aber mit seiner Frau besprechen, wie man das mit Stillen/Abpumpen macht, was natürlich eine Mehrbelastung darstellen würde.

Diskriminierung oder Verwunderung über seine Karenz empfand Christoph kaum. Allerdings wurde er in einem Begegnungsraum von einer Mutter einmal regelrecht aus dem Gespräch mit anderen Müttern ausgegrenzt. Und bei Aktivitäten wie Babyschwimmen sind in der Regel immer noch zu 95 Prozent nur Mütter anwesend, man zieht als Mann die Blicke auf sich. Das deckt sich mit Erzählungen von anderen Karenzvätern. Mir selbst ist aufgefallen, dass wir bis jetzt beim Kinderarzt oder auch beim Erste-Hilfe-Kurs für Kleinkinder fast ausschließlich Müttern begegnet sind.

Rollen in Werbungen oder Gebrauchsanweisungen

Heutzutage ist immer noch fast alles auf Frauen als Betreuerinnen von Kleinkindern ausgerichtet. In Kindergärten sind immer noch weit über 90 Prozent des Personals weiblich. 2017 war nicht einmal ein Prozent der betreuenden Personen männlich, immerhin die Tendenz steigt in den letzten Jahren. Die Tochter einer Bekannten hat einmal ganz überrascht berichtet, dass (als zu Zeiten von Personalnot aufgrund von Covid-Erkrankungen Zivildiener eingesprungen sind) "heute ein Mann" im Kindergarten war. Und das mit eher negativem als positivem Unterton. Denn sonst gibt es in diesem Kindergarten, wie auch in so vielen anderen, keinen einzigen männlichen Pädagogen oder Assistenten. So wird also teilweise schon früh an die nächste Generation vermittelt, dass Frauen allein die Kinderbetreuung obliegt, ob beabsichtigt oder nicht, spielt in diesem Fall keine Rolle.

Auch im kommerziellen Bereich ist sehr viel auf Mütter ausgelegt. So sind zum Beispiel bei den vier Herstellern von Babytragen beziehungsweise Tragetüchern, die wir bis jetzt verwendet haben, alle Anleitungen nur mit weiblichen Models dargestellt. Auch bei Windeln und anderen Pflegeprodukten ist neben den Babys, wenn, dann nur die Mutter zu sehen. Warum nicht auch hin und wieder männliche Models? Generell kommt man sich als Mann teilweise fehl am Platz oder sogar unsichtbar vor. Unser Kinderarzt hat am Anfang bei jeglichen Fragen immer nur meine Frau angeschaut. Erst beim dritten oder vierten Termin hat er gemerkt, dass ich so stark eingebunden bin und nicht nur da bin, um das Kind zu tragen.

Geht man zu zweit mit dem Kind auf dem Arm spazieren, werden Fragen oder Komplimente mit überwältigender Mehrheit an die Frau gerichtet. Wenn ich mir dann zu sehr wie ein Statist vorkomme, schalte ich mich meist aktiv in das Gespräch ein. Es freut mich, dass dann die meisten Leute schnell umschalten und die Konversation auf alle Anwesenden ausgeweitet wird. In manchen Fällen schalten sich dann auch erst die Männer der Seniorinnen, die uns oft ansprechen, ein. Ein sehr positives Erlebnis, wie ich finde. (Florian Martek, 13.2.2023)