Großes Gedränge um Julian Schütter.

Foto: APA/BARBARA GINDL

Österreichs aktuell verletzter Skirennläufer hat einen offenen Brief an eine Mitarbeiterin des Internationalen Skiverbands überreicht.

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Courchevel – Julian Schütter hat am Sonntagabend in Kooperation mit der NGO Protect Our Winters einen offenen Brief in Courchevel präsentiert, der an Fis-Präsident Johan Eliasch adressiert ist und an eine Mitarbeiterin des Internationalen Skiverbands übergeben wurde.

Den Brief, der mit den Worten "Unser Sport ist in Gefahr" beginnt, haben inzwischen 140 Sportlerinnen und Sportler aus unterschiedlichen Wintersportdisziplinen vom alpinen Ski- bis hin zum Langlauf- und Snowboardsport unterzeichnet. Allen voran er selbst, aber etwa auch US-Star Mikaela Shiffrin, der Norweger Aleksander Aamodt Kilde sowie die Italienerinnen Federica Brignone und Marta Bassino. "Wenn wir es nicht in den Griff kriegen, dann gibt es unseren Sport bald nicht mehr, gibt es bald keine Rennen mehr", sagte der aktuell verletzte ÖSV-Speedathlet.

Die Fis behaupte zwar, dass sie klimaneutral unterwegs sei, liefere aber keine Daten, womit man das auch überprüfen könne. "Ich gehe davon aus, dass das nicht ganz die Wahrheit ist", sagte der 24-jährige Schladminger, der in Innsbruck lebt und via Fernstudium an der Universität Stuttgart "Wirtschaftsingenieurwesen – Erneuerbare Energien" studiert.

Eliasch betont immer wieder, dass sich die Fis für den Schutz des Regenwalds einsetzt. Durch Aufkaufen entsprechender Flächen werde Klimaneutralität erreicht. "Diese Regenwaldprojekte sind, wie man in den Medien mitbekommen hat, generell umstritten", sagt Schütter. "Sie rechtfertigen nicht, dass alles andere bedenkenlos weitergemacht werden kann."

Optimierung gefragt

Er hofft auf eine konsistente Strategie, die auch eingehalten wird. Mit dem Start im Oktober werde ein falsches Bild von Saisonen gezeichnet. "Der Winter beginnt nicht vor Dezember." Er plädiert für einen Saisonstart Mitte/Ende November und eine Verlängerung bis in den April. Ihm sei bewusst, dass ein Weltcup auch international ausgetragen werden muss, dennoch ließen sich die Reisen durch geschickte Bündelung optimieren und der Weltcup-Tross reduzieren.

Schütter saß allein vor versammelter Presse. Er hätte sich gewünscht, dass mehr Athleten Präsenz zeigen würden. "Es ist schade." Aber er hat Verständnis, dass am Sonntag viele, vor allem die Speedfahrer, "Stress wegen der Heimreise" hatten.

Er selbst ist nach seinem bei einem Sturz in Kitzbühel erlittenen Kreuzbandriss mit Krücken angereist und hat eine Mitfahrgelegenheit mit einem Auto aus Innsbruck genützt, um in das mit öffentlichen Verkehrsmitteln eher schwierig erreichbare Courchevel zu gelangen. Ansonsten vermeidet er das Fahren mit dem Pkw, so gut es geht, und reist etwa auch zu Rennen mit dem Zug an.

Der Brief umfasst vier Anliegen:

Punkt eins: Die Fis-Verantwortlichen müssen versichern, dass sie bis spätestens 2035 oder früher die Emissionen für sämtliche Fis-Operationen und -bewerbe auf null reduzieren.

Punkt zwei: Die Fis muss eine nachhaltige Strategie entwickeln, wie eine Reduktion der Emissionen um 50 Prozent bis 2030 erreicht werden kann.

Punkt drei: Die Fis muss eine Nachhaltigkeitsabteilung installieren, die garantiert, dass Nachhaltigkeit ein Schlüsselaspekt wird, der von einer unabhängigen Organisation kontrolliert wird.

Punkt vier: volle Transparenz der Fis als dringend benötigter Pionier.

Schütter versucht Druck auf die Fis aufzubauen. Gehör fand er bislang vor allem bei jenen, die mit der Fis im Clinch liegen, wie er ausführte. Den Brief hat er im Jänner aufgesetzt und seither Unterschriften gesammelt. Es sei nicht einfach gewesen, weil er eine vorzeitige Veröffentlichung vermeiden wollte. Unterstützt wurde er dabei etwa von den Verbänden Österreichs und der USA sowie von Firmen wie Atomic, Burton oder Nike. Er selbst sei bereit, bei Sponsoren auch zu verzichten. "Ich will eher auf Marken setzen, mit denen ich mich auch identifizieren kann." (Thomas Hirner, 12.2.2023)