Hans Krankl, die Rampensau.

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Wien – Über Córdoba kann man immer reden, findet Hans Krankl. Vor allem, wenn man zu den Helden von damals gehört. "Es gibt ein paar, die sagen, sie können Córdoba nicht mehr hören, das sind lauter Trotteln. Warum soll man das vergessen?" Wie Österreich 1978 dank zweier Krankl-Treffer Deutschland aus dem Turnier eliminierte, sei ein "Stück österreichische Fußballgeschichte. Und wird es immer bleiben."

Córdoba hin, Córdoba her, eines ist fix: Hans Krankl wird am Dienstag, 14. Februar, 70 Jahre alt. Und Sky widmet seinem Experten, dem Goleador, pünktlich zum Valentinstag eine Liebeserklärung – in Form einer sehenswerten Dokumentation. Zu sehen ist sie um 19.15 Uhr unter dem Titel "Ich bin Hans Krankl" im Vorfeld der Uefa-Champions-League-Berichterstattung auf Sky Sport Austria 1. Krankl ist die Ouvertüre zu einem Fußballabend, der im Schlager zwischen Paris Saint Germain und Bayern München gipfelt.

Zweite Heimat Jesolo

Das Filmteam begleitete Krankl unter anderem an jenen Ort, an dem er begann, Fußball zu spielen – am Loquai-Platz in Wien-Mariahilf. Raus aus der Schulkleidung, rein in den Fußballkäfig. Die Zeitreise führt auch nach Jesolo an der Adria, wo Krankl seit 40 Jahren urlaubt, seit 32 Jahren in seiner kleinen Wohnung. "Das Meer ist das Beste, was es gibt", sagt Krankl und beginnt zu sinnieren. Wenn er mit seinem Stand-up-Board ein paar Hundert Meter rausfahre, "da hörst du keinen Ton". Da habe er Respekt vor dem Wasser. Respekt hat er auch vor dem Wein. "Forza Jesolo", sagt er in der Trattoria und nimmt einen Schluck.

Hans Krankl mit seiner Frau in seiner zweiten Heimat: am Strand in Jesolo.
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Goldener Schuh und Europapokalsieger

Um Krankls Karriere zu beschreiben, braucht es viele Superlative. Beim FC Barcelona netzte er sich gleich in seiner ersten Saison 1978/79 mit 29 Toren zum spanischen Torschützenkönig. In derselben Saison konnte er mit Barcelona auch den Europapokal der Pokalsieger gewinnen. Krankl steuerte beim 4:3-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf ein Tor bei, obwohl seine Teilnahme am Spiel lange in Schwebe war. Krankls Frau erlitt zuvor bei einem Autounfall in Barcelona lebensgefährliche Verletzungen. Heute ist er seit 49 Jahren verheiratet. Dafür gebühre ihm auch ein Weltpokal.

Dass Krankl nur zwei Jahre in Barcelona verbrachte, ein Angebot vom AC Milan ausschlug und zu Rapid zurückging, ist ein kleiner Wermutstropfen einer großen Fußballerbiografie. Aber die Zeiten waren in den Krankl-Jahren für Legionäre weit schwieriger als heute. "Der Verein meines Blutes ist Rapid, der Verein meines Herzens: Da habe ich zwei. Rapid und Barcelona", sagt Krankl. Neben dem Goldenen Schuh als bester Torjäger Europas (41 Tore) und dem Silbernen Schuh wurde er zweimal österreichischer Meister mit Rapid und insgesamt viermal Torschützenkönig der Bundesliga. In 69 Länderspielen für Österreich erzielte er 34 Tore.

Nur eines von zehn Toren

Als Spieler sei er ein "sozialer Egoist" gewesen, sagt Krankl heute über sein Ego von damals. Eine Anekdote spiegelt seinen Charakter gut wider. Gegen den GAK habe er nach 16 Sekunden das 1:0 für Rapid erzielt. Das Match ist 10:0 ausgegangen, Krankl blieb ein weitere Torerfolg versagt. Das habe ihn so sehr geärgert, dass er bei der Rückfahrt im Bus kein Wort geredet habe. "Damals war ich verzweifelt, heute kann ich darüber lachen", so Krankl.

Und sein Freund Günter Leber, mit dem er beim SV Straßenbahn im zehnten Wiener Gemeindebezirk im Sturm gespielt hatte, erzählt: "Bevor er den Ball abgespielt hat, da musste einiges passieren. Ich glaube, ich habe ihm hunderte Tore aufgelegt in der Jugendzeit und er mir vielleicht eines." Es war aber von Anfang an klar, dass Krankl ein Ausnahmetalent ist, so Leber. Und: "Er war immer eine Stimmungskanone, er hat die Menschen unterhalten."

Musik als große Leidenschaft

Die Unterhaltung kommt bei Krankl ohnehin nie zu kurz. Das zeigt er, wenn er auf der Bühne steht. Neben dem Fußball gehört seine Leidenschaft bereits seit seiner Kindheit der Musik. Mit der Band Monti Beton lebt er sie derzeit noch aus. "Mir macht es Spaß zu präsentieren. Manche behaupten, ich bin eine Rampensau." Seine ersten beiden Singles erschienen bereits 1974 und hießen "Ohne Ball'n und ohne Netz" und "Vor, vor noch ein Tor ...", oder wie Krankl heute sagt: "Jugendsünden."

Dass Krankl als Trainer nicht reüssieren konnte, juckt ihn heute nicht mehr. "Mir war fast wichtiger, dass die Spieler gesagt haben, das ist ein super Mensch." Dass er sich als solchen sieht, daran lässt er keinen Zweifel. Er habe nur sehr selten gehört, dass er arrogant sei. "99 Prozent wissen, dass ich nicht arrogant bin. Ich war nie arrogant und werde es nie sein. Ich habe nie den Star rausgekehrt. Meine Familie und meine Freunde werden immer gut über mich reden, hoffe ich." Happy Birthday! (Oliver Mark, 14.2.2023)