Der "Sitzpinkler" von Drahdiwaberl – dank Netz/Schallter jetzt auf Soptify und Co.

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Musik streamen erweckt den Eindruck, alles und jedes sei verfügbar. Das stimmt für zu viel, suchen Interessierte jedoch Spezielleres, ist es schnell einmal vorbei mit der allgemeinen Verfügbarkeit. Das Wiener Label Schallter widmet sich nun der Bereitstellung weniger bekannter heimischer Musik auf Streamingplattformen, die aus rechtlichen Schwierigkeiten, Unwissenheit oder schnöder Ignoranz gegenüber Randthemen nicht verfügbar ist.

Dabei handelt es sich durchaus um große Namen der heimischen Populärmusik wie Roland Neuwirth, Drahdiwaberl oder Minisex. Unter dem Signum Netz/Schallter werden "verlorene Schätze der Wiener Rock- und Pop-Historie auf allen verfügbaren Musik-Streaming-Plattformen" bereitgestellt, wie Walter Gröbchen von Schallter sagt.

Zu bereits veröffentlichten zählen das Album Ausverkauft! von Georg Danzer, Ulli Bäer und Andy Baum, das Gesamtwerk der Protopunk-Band Novaks Kapelle inklusive eines bislang unveröffentlichten Albums, Die Mädel aus der Vorstadt von Joesi Prokopetz, Ich male meine Welt von Heinrich "Gummizwerg" Walcher oder Aus den Kellern der Nacht von Ronnie Urini & die letzten Poeten.

Keller der Nacht

Oft waren das schon zur Zeit ihrer Veröffentlichung nur wenigen bekannte Werke, doch nicht alle waren deshalb gleich zum Vergessen. Im Gegenteil. Alben wie das mysteriöse Jew Nails des Wiener Folkmusikers Gino Pertot wurden 1977 überhaupt nur privat aufgelegt, via Netz/Schallter ist es nun erstmals im Netz zugänglich. Und was wäre Spotify ohne das Album Sitzpinkler von Drahdiwaberl? Nichts.

Großes Geld ist damit nicht zu verdienen, das weiß jede Band, die von Spotify abgespeist wird. Aber ein Kulturauftrag wird damit alleweil erfüllt. Das zählt. Dazu betreibt Netz/Schallter Lobbying, um Platzierungen in populären und spezialisierten Playlists zu erhalten. Damit diese Musik nicht vom Radar verschwindet, veröffentlicht man laufend neue Perlen. (Karl Fluch, 13.2.2023)