Das Cover des neuen Albums "Raven" der britischen Sängerin Kelela.

Foto: Warp

Kelela – Raven

Nach ihrem Durchbruch mit Take Me Apart (2017) ist es um den britischen R’n’B-Star Kelela erst einmal still geworden. Und still geht es auf ihrer neuen Arbeit Raven auch großteils weiter. Mit samtiger Soulstimme bewegt sich die Frau in Songs wie On the Run oder Divorce durch eine spartanische elektronische Musik, die von Clubs und Städten handelt, in denen kein Mensch mehr aufzufinden ist. Manchmal dringt von irgendwoher aber auch ein forscher Drum-’n’-Bass-Beat. Drum ’n’ Bass kehrt gerade in die Trendsportdiscos zurück. Und mit ihm irgendwann auch die Menschen.

KelelaVEVO

Anna B Savage – in/Flux

"I want to be alone / I’m happy on my own": Anna B Savage singt im Titelsong ihres neuen Albums in/Flux von den Freuden einer Trennung und der Vorgeschichte dazu: "Last night I dreamt, we were one / We had sex, I didn’t cum." Der dazugehörige Themenkomplex umfasst nicht nur Tränen, Trauer und Wut, sondern auch eine Phase der vorsichtigen Neuorientierung. Annas Stimme klingt dabei wie eine PJ Harvey, der es nach einem Nervenzusammenbruch langsam besser geht. Das ist positiv gemeint! Musikalisch regiert Folk mit kammermusikalischen Arrangements, die auch Klarinette, Saxofon und Elektronik gut vertragen.

Anna B Savage

Caroline Polachek – Desire I Want to Turn Into You

Auf Desire, I Want to Turn Into You macht die New Yorker Künstlerin Caroline Polachek endgültig Schluss mit ihrem Vorleben als Sängerin der Indiepop-Band Chairlift und geht auf Tuchfühlung mit der konsensfähigen Bubblegum-Musik unserer Tage. Irgendwo in der Mitte zwischen koreanischem La-Le-Lu, verzerrter Barbie- und Mickey-Maus-Stimme und keimfreien und abwaschbaren alten Hitparaden-Schweden wie Aqua oder Ace of Base wird also die Moderne als Konsens zwischen Ö3 und FM4 ausgerufen. Verkauft sich natürlich blendend. Wer das hört, ist selber schuld.

Caroline Polachek

(Christian Schachinger, 14.2.2023)