In Zeiten der doppelten Energie- und Klimakrise werden auch die heiligsten Kühe von Herrn und Frau Österreicher, wenn schon nicht geschlachtet, so doch auf ihren ökologischen Fußabdruck analysiert. Und bei vielen von uns hat das auch schon zu Verhaltensanpassungen geführt: zu weniger oder keinem Fleisch auf dem Teller, zu kürzeren Duschzeiten, zu weniger Kilometern mit dem Auto oder etwas kühleren Raumtemperaturen im Winter. Das verbessert nicht nur die individuelle CO2-Äquivalente-Bilanz, sondern schont nebenbei das eigene Geldbörserl.

Wie aber ist das mit dem Kaffee, dem bevorzugten Heißgetränk des Landes? Wie viel tragen zwei oder drei Tassen täglich zum ökologischen Fußabdruck bei? Und wie ließe sich die CO2-Bilanz der täglichen Koffeindosis reduzieren? Dazu sind in den letzten Jahren einige Studien erschienen. Für die jüngste Untersuchung, die auf der populärwissenschaftlichen Plattform "The Conversation" erschien, haben sich vier kanadische Umweltforscher auf verschiedene Formen der Zubereitung konzentriert – aber nicht nur.

Besser als ihr Ruf: Kaffeekapseln – zumal solche, die kompostierbar sind wie die hier im Bild – haben eine gar nicht so schlechte Klimabilanz.
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Ihre wichtigsten Erkenntnisse: Es kommt bei der Zubereitung vor allem darauf an, wie viel geröstete Kaffeebohnen und wie viel Energie bei der Zubereitung ver(sch)wendet wird. Und da steigen Kaffeekapseln gar nicht schlecht aus. Der Grund dafür ist einfach: Die Umweltverschmutzung, die durch die Zubereitung von Kaffee zu Hause entsteht, ist nur die Spitze des Eisbergs; der Hauptteil entfällt auf Anbau und Produktion des Kaffees in seinen Ursprungsländern.

Kaffeekonsum in Zahlen

Beginnen wir mit dem Grundsätzlichen und ein paar Zahlen: Der weltweite Kaffeekonsum nimmt seit fast 30 Jahren stetig zu. Man schätzt, dass weltweit täglich etwa zwei Milliarden Tassen Kaffee getrunken werden. Mit einem täglichen Durchschnittskonsum von 2,6 Tassen Kaffee pro Person ist Kaffee das beliebteste Heißgetränk in Österreich, macht pro Jahr etwas über 162 Liter, die überwiegend als Verlängerter oder Cappuccino konsumiert werden.

Viel (Kuh-)Milch im Kaffee ist der Klimabilanz eher abträglich.
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Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2020 (gesponsert vom Hersteller De'Longhi) werden mittlerweile von mehr als 45 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher Kaffeekapselmaschinen zur Zubereitung zu Hause präferiert. Da hier im Normalfall eine Einwegverpackung zum Einsatz kommt, gilt diese Methode als ökologisch besonders ungünstig. Aber sind dieser schlechte Ruf und das schlechte Gewissen gerechtfertigt? Und ganz grundsätzlich gefragt: Wie ließe sich Kaffee ökologisch besonders nachhaltig konsumieren?

Ganzheitliche Betrachtung

Vier Umweltforscher der Universität Quebec, die für ihre Studie weder Gelder von einschlägigen Kaffeekapselerzeugern erhalten haben noch mit George Clooney verwandt oder verschwägert sind, haben die Ökobilanz von Kaffee ziemlich genau und vollständig unter die Lupe genommen – und zwar von der Kaffeeplantage über den Transport, die Verpackung bis hin zum Brühvorgang, zu den Abfällen und zum Spülen der Kaffeetasse. Konkret taten sie das für vier Zubereitungsarten von 280 Milliliter Kaffee: traditionellen Filterkaffee (übliche Menge: 25 Gramm Kaffee), Kaffee in Kapseln (14 Gramm), aufgebrühten Kaffee (French Press; 17 Gramm) und löslichen Kaffee (zwölf Gramm).

Die umweltfreundlichste Option ist laut den Berechnungen löslicher Kaffee – vorausgesetzt, man hält sich an die Vorgaben. Das liegt an der geringen Menge Kaffee, die pro Tasse verbraucht wird, am geringeren Stromverbrauch des Wasserkochers im Vergleich zu einer Kaffeemaschine und daran, dass besonders wenig Abfälle anfallen. Wenn die Verbraucher jedoch 20 Prozent mehr Kaffee verbrauchen und doppelt so viel Wasser erhitzen (was häufig der Fall ist), scheinen Kaffeekapseln die beste Option zu sein – einfach deshalb, weil die Kapseln es ermöglichen, die Menge an Kaffee und Wasser zu optimieren.

Kapsel schlägt Filter deutlich

Besonders eindeutig ist der Vergleich zwischen traditionellem Filterkaffee und Kaffee aus der Kapsel. Das liegt daran, dass für die Herstellung einer Tasse Kaffee die Kapsel rund elf Gramm weniger Kaffeepulver benötigt als die traditionelle Filterkaffeemaschine. Für die Produktion dieser elf Gramm brasilianischen Arabica-Kaffees fallen nämlich umgerechnet rund etwa 59 Gramm CO2-Äquivalente an. Dieser Wert ist viel höher als die ermittelten 27 Gramm CO2-Äquivalente, die bei der Herstellung von Kaffeekapseln und ihrer Entsorgung auf einer Mülldeponie entstehen.

Die Kaffeeproduktion ist auch die Phase mit den höchsten Treibhausgasemissionen. Sie trägt zu etwa 40 bis 80 Prozent der Gesamtemissionen bei. Das liegt an der intensiven Bewässerung, der Düngung und dem Einsatz von Pestiziden. Eigentlich ist die Kaffeepflanze nämlich ein kleiner verkrüppelter Baum oder Strauch, der traditionell im Schatten der Baumkronen wächst.

Eine Kaffeepflückerin in Mosambik. In diesem afrikanischen Land hat der Anbau der Kaffeepflanze, die dort nicht heimisch ist, in einigen Regionen sogar zur Rettung von Teilen des Regenwalds geführt.
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Die Modernisierung der Kaffeeproduktion führte in vielen Fällen zur Umwandlung vieler Plantagen in riesige Felder, die vollständig der Sonne ausgesetzt sind. Dies wiederum erfordert eine intensive Bewässerung, Düngung und den Einsatz von Pestiziden. Es macht daher einen wichtigen Unterschied, ob wir beim Kaffeekauf auf möglichst umwelt- und menschenfreundliche Produktionsbedingungen in den Herstellerländern (also verlässliche Fair-Trade-Zertifikate) achten oder nicht.

Kaffeepulver- und Energiemenge

Bei der Zubereitung hingegen gilt es, auf die verwendete Kaffee- und Energiemenge zu achten (das gilt natürlich auch für einen Espresso), wobei die Forscher beim Strom und seiner Herstellung auf erhebliche Unterschiede innerhalb Kanadas hinweisen: Während in der Provinz Alberta (mit einem hohen Anteil an Wasserkraft bei der Stromgewinnung) eine Tasse Kapselkaffee alles zusammengenommen auf 127 Gramm CO2-Äquivalente kommt und eine Tasse Filterkaffee auf 180 Gramm, so sind es in Quebec (bei CO2-intensiverer Stromgewinnung) 172 beziehungsweise 256 Gramm.

Die unterschiedlichen CO2-Äquivalente je nach Zubereitungsart und -ort (in Kanada).
Grafik: Luciano Rodrigues Viana

Diese 256 Gramm sind etwas unter jenem Wert, der hierzulande für die gleiche Menge Kuhmilch anfällt. Und je mehr davon dem Kaffee zugegeben wird, desto schlechter wird logischerweise die Klimabilanz des getrunkenen Kaffees. (Hafermilch kommt auf etwa 70 Prozent weniger CO2-Äquivalente also die von der Kuh.)

Das Resümee der Umweltforscher: Kaffeekapseln sind besser als ihr Ruf, weil sie den übermäßigen Verbrauch von Kaffee und Wasser vermeiden helfen. Weil Kapselmaschinen so einfach zu bedienen sind, kann das allerdings auch dazu führen, dass ihre Benützerinnen und Benützer den Kaffeekonsum steigern, was den Umweltvorteil wieder zunichtemacht.

Denn am meisten CO2-Einsparpotenzial beim Kaffee liegt leider darin, weniger davon zu trinken. Oder die tägliche Koffeindosis in Form von Tee zu sich zu nehmen, der eine deutlich bessere CO2-Bilanz hat. (Klaus Taschwer, 15.2.2023)