The Residents sind mit den Mitteln des Dada auf den Spuren des Blues. Auf "Metal, Meat & Bone" werden Songs des fiktiven Bluesmusikers Dying Dog nachgestellt.

Foto: Cryptic

Ziemlich genau vor 49 Jahren erschien mit Meet The Residents am 1. April 1974 das erste offizielle Lebenszeichen einer Band in Albumform, die einzigartig in der Unterhaltungsmusik des 20 Jahrhunderts dasteht. The Residents waren bis knapp vor dem Tod von Hardy Fox 2018 ein sich als Quartett ausgebendes Duo aus San Francisco. Es bestand aus dem musikalischen Direktor Hardy Fox, der 2018 gestorben ist, und Homer Flynn, nennen wir ihn den Sänger der Residents.

Zu denen gesellten und gesellen sich, stets anonym unter Masken steckend, Freunde wie aktuell etwa Keyboarder, Bassist und Drummer Eric Drew Feldman. Der arbeitete einst in den mit LSD getränkten Freak-out-Jahren der 1970er-Jahre schon mit Captain Beefheart’s Magic Band oder Snakefinger und Pere Ubu. Er kennt sich also mit Verrückten und Grenzlandmusik bestens aus.

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Das führt uns zum musikalischen Schaffen von The Residents. Meet The Residents verwendete als Cover eine mit Kinderzeichnungen verfremdete Parodie des ersten Beatles-Albums Meet The Beatles. Einige Zeit lang standen die 1970 aufgelösten Beatles auch unter Verdacht, unter den riesigen Augäpfelmasken der Residents zu stecken. Das Album enthält eine Verballhornung des alten Pop-Haderns These Boots Are Made for Walking und einen von vornherein streng dadaistischen und multimedialen Konzeptkunst-Ansatz.

Der führt bis heute herauf Popmusik zwischen Elvis und Stockhausen, Michael Jackson und Harry Partch oder Tin Pan Alley und Südstaatenblues sowie James Brown und Hank Williams konsequent an ihre Grenzen – und darüber hinaus. Früher mit Tonband und mit Dampf betriebenem Synthesizern, längst mit Laptop und modernster Technik, die eine Gitarre klingen lässt wie die Sterbegeräusche einer Milka-Kuh auf dem Gnadenhof nach einer Überdosis Acid, entstanden so über die Jahre Meisterwerke wie das Commercial Album. Auf dem widmeten sich die Residents dem Produzieren imaginärer Werbejingles – oder sie entwarfen auf Eskimo eine imaginäre Volksmusik der Inuit, heutzutage dünnes Eis!

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Aktuell haben die Residents ihre Augapfelmasken abgelegt und Hundsköpfe übergestülpt. Auf dem Album Metal, Meat & Bone wird die Geschichte des vergessenen Bluesmusikers Dying Dog erzählt. Kombiniert wird das live mit den Kinderreimen, der verzerrten Stimme eines bösen Clowns und Rhythmen, die ins Tal rutschen wie eine zähe Schlammlawine im Frühjahr. Das alles taucht natürlich auch auf einem der besten Alben der Residents auf, Duck Stab! von 1978. Live in Wien wird das zu Dog Stab! gedeutet. Gute Nerven sollte man allerdings mitbringen. (Christian Schachinger, 16.2.2023)