Ministerin Klaudia Tanner (ÖVP, Mitte) übergab die Schlüssel für das HGM an Georg Hoffmann und Stephanie Prachtersdorfer-Prigl.

Foto: Imago

Wie vor Weihnachten bekanntgegeben wurde, hat das Heeresgeschichtliche Museum (HGM) nach einer holprigen und langwierigen Personalbestellungsphase einen neuen Direktor gefunden: Dem Grazer Zeit- und Militärhistoriker Georg Hoffmann wurde am Mittwoch von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) nun auch sein offizielles Dekret zur Übernahme des ältesten Museums Wiens überreicht. Der ausgewiesene Experte im Bereich Zweiter Weltkrieg und Erinnerungskultur folgt auf Christian Ortner, der das HGM 17 Jahre lang leitete, in den letzten Jahren aber massiv in die Kritik geraten war.

Es habe in den "letzten Jahrzehnten leider viele Versäumnisse" gegeben, räumte Tanner ein, das hätten zwei wissenschaftliche Evaluierungskommissionen und der Rechnungshof, der wirtschaftliche Mängel bekrittelte, "deutlich aufgezeigt". Ein Drittel der Empfehlungen des Rechnungshofs sei bereits umgesetzt, die anderen zwei Drittel werden vor allem auch im Zuständigkeitsbereich jener zweiten neuen Personalie liegen, die ins HGM einzieht: Die Juristin und Magistratsbeamte Stephanie Prachtersdorfer-Prigl wird als Stellvertreterin Hoffmanns über die wirtschaftlichen Belange wachen. Damit nähert sich das HGM der Struktur der aus der Staatsverwaltung ausgegliederten Bundesmuseen an, die seit Jahren auf Doppelspitzen setzen.

Modernisierung und Öffnung

Hoffmann will die Kooperation mit anderen Museen ausbauen, beim Haus der Geschichte Österreich war er selbst als Kurator tätig. Als Milizoffizier war er im Verteidigungsministerium zuletzt als Schnittstelle zur Gedenkstätte Mauthausen im Einsatz, die Verankerung im Bundesheer dürfte bei der neuen Aufgabe von Vorteil sein.

Hoffmann meinte, er wolle eine Modernisierung und Öffnung des HGM bewirken, außerdem wolle er es als lebendigen Diskussionsort etablieren und gerade auch kritischen Stimmen Raum geben. Man gebe sich bei der Weiterentwicklung "keine Denkverbote", entscheidend sei in einem ersten Schritt die Teamarbeit. 4,3 Mio. Euro stellt Tanner für erste Adaptionen bereit, über darüber Hinausgehendes könne man je nach Bedarfslage reden.

Das Gerücht, wonach Christian Ortner auf einen Posten versetzt worden sei, der ihm nach einer angeblich geplanten Strukturreform erneut Befugnisse über das HGM bringen könnte, wies Tanner klar als falsch zurück. Die Ministerin ließ denn auch keinen Zweifel daran, von Hoffmann überzeugt zu sein. Er habe im Bewerbungsprozess "bei allen Gutachten den höchstmöglichen Bewertungsgrad erreicht". Hoffmann erbat sich aber auch Geduld. Denn zu tun gibt es wahrlich genug. (Stefan Weiss, 15.2.2023)