Kaup-Hasler: Die erhöhten Kulturbudgets und ein Paradigmenwechsel in der Wiener Kulturförderung seien "wichtige Meilensteine" gewesen.

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Fair Pay kann nicht ohne Erhöhung der Kulturbudgets stattfinden. Das ist ein zentrales Ergebnis der Evaluierung der Maßnahmen, die von der Stadt Wien für eine faire Bezahlung im Kulturbereich gesetzt wurden. Der Bericht verdeutliche, dass die seit 2018 gesetzten Schritte wirken, sagte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) am Mittwoch. Die erhöhten Kulturbudgets und ein Paradigmenwechsel in der Wiener Kulturförderung seien "wichtige Meilensteine" gewesen.

Faire Bezahlung scheitere insgesamt nicht am Willen der Dienstgeberinnen und Dienstgeber, sondern an den geringen Förderungen von Kunst und Kultur, heißt es in dem bei einer Pressekonferenz vorgestellten Papier. Es wurden die Kulturbudgets der Stadt der Jahre 2018 bis 2021 analysiert und 23 qualitative Interviews geführt, berichteten Aron Weigl und Angela Wieser von Educult. Das Institut für Beratung in den Bereichen Kultur und Bildung hat die Evaluierung vorgenommen.

Freie Szene profitiert

Eine wichtige Maßnahme sei die Einführung von Arbeitsstipendien zu jährlich jeweils 18.000 Euro gewesen, von denen im Vorjahr 84 vergeben wurden, betonte Kaup-Hasler. Diese finanzielle Absicherung über ein ganzes Jahr trage "deutlich zur Entprekarisierung der wirtschaftlichen Verhältnisse" der Geförderten bei. Zugleich stehen die Stipendien für einen Paradigmenwechsel, da sie direkt Künstlerinnen und Künstler und Arbeitsprozesse und nicht deren Ergebnisse fördern.

Naturgemäß begrüßen die Befragten den Fokus auf Fair Pay. Dieses Augenmerk spiegle sich im Kulturbudget der Stadt wider, das seit 2018 "um fast 30 Prozent" erhöht wurde (2018 waren 224 Millionen Euro veranschlagt, 2022: 287 Millionen). Davon würde insbesondere die Freie Szene profitiert. Beispielsweise sei die Förderung im Bereich Darstellende Kunst im Beobachtungszeitraum um 23 Prozent, im Bereich Literatur um 63 Prozent gestiegen.

Finanzielle Herausforderung.

Außerdem, so der Bericht, ziehen Beiräte und Beirätinnen, Fair Pay stärker als Kriterium in die Beurteilung der Projekte mit ein. "Im institutionellen Kontext ist entscheidend, ob Entlohnung und Produktionskonditionen an einem Haus transparent gemacht werden", betonten Weigl und Wieser. Vor allem für kleine Veranstalter, Produktionen und Häuser bedeuten Fair Pay Standards aber trotz Budgeterhöhungen weiterhin eine finanzielle Herausforderung.

Ein weiteres zentrales Analyseergebnis: Kunstschaffende wissen besser um ihre Honoraransprüche Bescheid und vertreten diese deutlicher. Trotzdem ist es aus Sicht der Befragten notwendig, zusätzliche Schritte in Richtung Bewusstseinsschaffung zu setzen. Der Bericht empfiehlt außerdem u.a. weitere Budgeterhöhungen und mehr Transparenz mit Blick auf Honorare und ihre Kalkulationen strukturell in den Antragsformularen. (APA, 15.2.2023))