Das Burgenland ist, was den Bahnausbau betrifft, Schlusslicht. Mit 130 Bahnkilometern hat nur das flächenmäßig kleinere und topografisch anspruchsvollere Vorarlberg um neun Kilometer weniger Schienen als das Burgenland. 2021 wurden in Vorarlberg 61 Millionen Euro in die Bahninfrastruktur investiert, im Burgenland zehn. Und während ganz im Osten weitere Investitionen in der Höhe von 179 Millionen Euro geplant sind, sind es ganz im Westen 510 Millionen. An der Situation wird sich also allzu rasch nichts ändern. Obwohl das einst sogar im Gespräch war.

Zug statt Autobahn

Im Herbst 2019 forderten Burgenlands Grüne, die Bahn um 3,1 Milliarden auszubauen – einsparen wollte man etwa durch einen Baustopp der A3, der Südost-Autobahn. Mehrheit gab es dafür keine. Zu der Zeit forderte etwa der damalige Landesparteivorsitzende der ÖVP, Thomas Steiner, den Ausbau des Busnetzes im Landtag. Als Bürgermeister von Eisenstadt machte er gerade gute Erfahrungen mit dem erst wenige Jahre zuvor neu aufgestellten Busverkehr. "Weil wir wissen, dass es, auch wenn die Eisenbahn noch so attraktiv ist, niemals möglich sein wird, alle Gemeinden flächendeckend mit Eisenbahnnetzen zu versehen."

Ortsbusse bringen die Anrainer zu den Verkehrsknotenpunkten der überregionalen Öffis.
Foto: Guido Gluschitsch

Eine Busstrategie setzt das Land Burgenland entsprechend der Gesamtverkehrsstrategie Burgenland 2021 (GSV21) nun auch um. Hauptpunkte des Papiers sind die Errichtung von multimodalen Mobilitätsdrehscheiben, hochwertigen Verkehrsachsen, die Zentren des Landes untereinander und überregional verknüpfen, und zuletzt mit "Burgenland Mobil" die Errichtung von Mikro-ÖV-Systemen – also Busse und Ruftaxis, "mit einer Vorbestellzeit von maximal 60 Minuten und Betriebszeiten von zumindest 5 bis 20 Uhr".

Verkehrsbetriebe Burgenland

In der GSV21 sind für den Ausbau des Mikro-ÖV-Systems drei Regionen definiert. Pilotregion ist das Südburgenland, in Phase zwei folgt das Mittelburgenland und danach der Norden. Der überregionale Busverkehr wurde in den vergangenen Jahren, vom Südburgenland aus, beachtenswert ausgebaut. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) hat das in gewohnter Manier in die Hand genommen und mit den Verkehrsbetrieben Burgenland (VBB) eine landeseigene GmbH gegründet, die inzwischen zwölf Linien betreut. Der Ausbau des Mikro-ÖV-Systems unter Koordination der VBB wird im Südburgenland in wenigen Wochen oder Monaten beginnen.

Doch es gibt auch schon etablierte Mikro-ÖV-Systeme im Burgenland, wie die Gmoabusse in Purbach, Breitenbrunn und Pöttsching, die Dorfbusse in Rohrbach und Kleinmürbisch, Inzendorf, Tschanigraben und Großmürbisch, das Dorfschattl in Schattendorf oder den Plusbus in Lockenhaus und Umgebung. Der erste rein elektrisch angetrieben Ortsbus nahm am 2. September 2019 in Hornstein seinen Betrieb auf.

Der Ortsbus in Hornstein war der erste im Burgenland, der rein elektrisch angetrieben wurde.
Foto: Gemeinde Hornstein

Ausschlaggebend dafür, den Ortsbus als E-Bus mit ausgeweiteten Dienstzeiten anzudenken, sei der Totalschaden des alten Busses gewesen, sagt Bürgermeister Christoph Wolf (ÖVP). Der Bus steht nicht nur als Ruftaxi im Ortsgebiet und als Schulbus zur Verfügung, angefahren wird für Pendler auch der Bahnhof Neufeld, und "aktuell gibt es einmal pro Woche Fahrten zu den umliegenden Diskontern in Neufeld und Ebenfurth".

In der GSV21 ist festgehalten, dass bestehende Mikro-ÖV-Systeme in das Gesamtkonzept eingegliedert werden sollen. Dazu gab es in Hornstein auch schon Gespräche, Ergebnisse fehlen aber noch. Rund 93.000 Euro kostet der Bus die Gemeinde pro Jahr, das Land fördert aktuell mit 10.000 Euro. Mit der Auslastung des Busses ist Wolf zufrieden: "Beim Schülerbus haben wir immer zwischen 25 und 30 Kinder angemeldet, die täglich fahren. Regulär nutzen unseren Ortsbus pro Tag durchschnittlich zwischen 20 und 40 Personen."

Drei E-Busse in Mattersburg

Anders sieht das in Mattersburg aus, wo der Mabu, der Mattersburg Bus, unterwegs ist. Die Flotte umfasst drei E-Busse und einen Ersatzbus mit konventionellem Antrieb. Genaue Fahrgastzahlen kann das Büro der Bürgermeisterin Claudia Schlager (SPÖ) nicht nennen, "da nicht gezählt wird, wie oft der Bus von Jahreskartenbesitzern oder etwa VOR-und Klimaticketbesitzern genutzt wird. Alles in allem lässt sich aber sagen: Die Auslastung könnte um einiges besser sein!"

Die E-Busse in Mattersburg sind wie jener in Hornstein Nissan e-NV200, die ein Hornsteiner Unternehmer in Slowenien umbaut.
Foto: Guido Gluschitsch

Mit Gesamtkosten von rund 270.000 Euro pro Jahr sei der Mabu derzeit nicht gewinnbringend zu betreiben, aber "wir sind dennoch von der Wichtigkeit überzeugt, den Mattersburgern und Walbersdorfern klimafreundliche, leistbare und bequeme Mobilität zur Verfügung zu stellen." Wie eine Eingliederung in die GSV21 passieren kann, ist noch offen, jedoch wird in Mattersburg "den Wünschen des Landes nachgegangen werden".

Diese Busse haben eine Reichweite von bis zu 150 Kilometern und haben Photovoltaikpaneele montiert.
Foto: Guido Gluschitsch

Ein Erfolg ist der Stadtbus in Eisenstadt. Gemeinden ähnlicher Größe kommen sich immer wieder anschauen, warum das System hier so gut funktioniert. Zugegeben, der öffentliche Verkehr einer Landeshauptstadt ist jetzt nicht unbedingt mit dem Mikro-ÖV-System einer Landgemeinde zu vergleichen, aber mit etwas mehr als 15.000 Einwohnern ist Eisenstadt kleiner als etwa Schwechat, Bruck an der Mur oder Tulln.

Erfolgsmodell in Eisenstadt

Vier Linien fahren ein Streckennetz von rund 50 Kilometern mit etwa 130 Haltestellen ab. 1.700 Fahrgäste zählte die Stadt Eisenstadt im Oktober täglich. Damals war allerdings die Benützung der Busse "als Maßnahme gegen die Teuerung", wie es aus dem Büro Steiner heißt, gratis. Als Erfolgsfaktoren nennt die Stadt "kleine, stilvoll gebrandete Busse, die ins Ortsbild passen, eine umfangreiche Kampagne zur Implementierung, die leichte Erreichbarkeit mit einer Haltestelle im Umkreis von maximal 300 Metern für jeden Eisenstädter" und die Strecknetz-Erstellung auf Basisdaten vom Citytaxi.

Der Citybus in Eisenstadt wird gerade neu ausgeschrieben. Ab 2025 sollen die Busse im 15-Minuten-Takt unterwegs sein.
Foto: Guido Gluschitsch

Noch dieses Jahr soll über eine Neuausschreibung entschieden werden, der aktuelle Vertrag für den Betrieb endet 2024. Angedacht ist, den Takt auf 15-Minuten-Intervalle zu halbieren – und auch in Eisenstadt werden neben konventionellen nun umweltfreundlichere E-Busse ausgeschrieben. (Guido Gluschitsch, 17.2.2023)