Offenbar ein Muss in einem Wahlkampf: Kaiser drückt in der Klagenfurter Fuzo jeder Passantin vom frühen bitterkalten Morgen bis nach Mittag Valentinsblumen in die Hand.

Foto: Plankenauer

Peeeeter", tönt eine Frauenstimme von der anderen Straßenseite her.

Die Kärntnerin mittleren Alters eilt herbei und postiert sich neben dem "Peeeeter", als die Kameras auf den SPÖ-Chef gerichtet sind. "Mit so einem schönen Mann lass ich mich gern fotografieren", nimmt sie mit einem "Ich wünsch dir, dass du gewinnst" ein kleines Valentinsstöckerl von Landeshauptmann Peter Kaiser entgegen.

Kaiser, dem sichtbare Emotionen eher unangenehm sind, kann nicht verbergen, dass er sich geschmeichelt fühlt. Er mag sich in diesem Augenblick wohl an sein großes Vorbild Bruno Kreisky erinnern, der meinte: "Sie ahnen nicht, wie viel Lob ich ertragen kann."

Für dieses Lob steht Kaiser jetzt täglich auf der Straße – wie hier auf dem Neuen Platz, dem mit dem Lindwurm, in Klagenfurt – und verteilt Valentinsblumen. Kaiser ist Triathlet und hat sich eine Marathontour, wie er es nennt, durchs ganze Land bis zur Landtagswahl am 5. März vorgenommen. 42 Wahlkampfstationen. Kaiser weiß natürlich um die innerparteiliche Brisanz dieser Kärntner Wahl und dass er sie erfolgreich schlagen muss.

Impfgegner

Der Aufwand liegt wohl auch darin begründet: So ganz traut Kaiser dem Braten nicht. Die Umfragen deuten zwar auf ein gutes 40er-Ergebnis hin, aber niemand weiß, was noch bis zum 5. März passiert. Die Zahl und das Potenzial der Impfgegner- und Covid-Maßnahmen-Kritiker, die sich nach rechts wenden, seien kaum abschätzbar, sagt Kaiser.

In diesen Momenten in der Klagenfurter Innenstadt auf dem Weg zum Alten Platz genießt er jedenfalls die Popularität eines Landeshauptmannes, wenn er ein kleines Primeltöpfchen und einen roten Nagellack verteilt. Dass ein Rest an Zweifel angebracht ist, wird ihm auf der kurzen Tour, auf der er auf die Impfpflicht angesprochen wird, aber immer wieder bewusst.

Zwischenstopp in einer Bücherei. Alle Frauen werden mit Blumen beschenkt, niemand entkommt, bis in den letzten Winkel, bis zur Küche wuselt Kaiser mit seinen Primeln.

Wieder auf der Straße, taucht die Frage auf, wie das denn war mit dem Interview über eine Doppelspitze in der SPÖ: "Das ist ein Begriff, den ich nie verwende. Absurd. Wir brauchen ein Team, einer allein kann nie was bewirken." Ein Pensionist, sein Rad schiebend, unterbricht. Zögernd. Er erzählt, dass er einen Kredit aufnehmen musste. 500 Euro, die er aber mit seiner kleinen Pension nicht zurückzahlen könne. "Die Bank schlogt hart zu", sagt der Weißhaarige. Kaiser holt einen Mitarbeiter zur Seite, die Sache wird auf der Straße mit einigen Telefonaten geregelt. Glück gehabt, dass er zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort war, der Pensionist.

Von Haider lernen

Ein paar Meter weiter redet eine Frau mit Schutzmaske auf Kaiser ein. Die Erzählung ihrer Probleme hat eigene, schwer zu folgende Windungen. Da ist von Rendi-Wagner die Rede, von ihrem Kind mit Amöbenruhr. Die Wiener SPÖ sei zuständig, die Diagnose werde beharrlich geleugnet. Kaiser muss w. o. geben.

Eine ältere Frau, etwas im Abseits, beobachtet mit ihrer Tochter die Valentinsaktion. Nicht dass sie keine Sympathien für die SPÖ hätte oder besser gesagt gehabt hätte, "aber es gibt so viele Gegenden, wo der normale Arbeiter ist, die fühlen sich zum Teil von ihm nicht besonders angesprochen", sagt die Pensionistin. Er rede schon "mit den Leuten, aber eher mit den besser Situierten. Net so wie der Haider. Von dem könnte er was lernen." Und dann die Sache mit der Impfpflicht und Corona. "Da haben die SPÖ und die Grünen viele weggetrieben", sagt die Passantin.

Letzte Station an diesem Valentinstag: Schiefling, eine kleine ÖVP-Gemeinde oberhalb des Südufers des Wörthersees. Die Felder ringsum sind schneebedeckt, die Sonne geht langsam unter, die Kälte steigt auf. Die rote Truppe gönnt sich Tee mit "an Schnapserl".

Die Sache mit den Impfgegnern macht Kaiser auch hier beim Ausklang des heutigen Wahlkampftages nachdenklich: "Unberechenbar." (Walter Müller, 16.2.2023)