"I'm out": Aufdecker Michael Nikbakhsh verlässt "Kurier"/"Profil"-Akademie schon vor dem Start wegen "parteipolitischer Zuordnungen" geplante Referenten.

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Wien – Der langjährige "Profil"-Aufdecker Michael Nikbakhsh hat die Leitung der geplanten Investigativakademie von "Kurier" und "Profil" "unwiderruflich" hingeschmissen, bevor diese gestartet ist. Das hat Nikbakhsh in einer Mail intern mitgeteilt. Auf STANDARD-Anfrage wollte Nikbakhsh die Mail nicht kommentieren.

"Kurier"-Chefredakteurin Martina Salomon bestätigte seinen Abgang auf Anfrage. Seine Erklärungen dafür wiesen sie wie "Profil"-Geschäftsführer Richard Grasl und die neue "Profil"-Chefredakteurin Anna Thalhammer zurück.

Der langjährige Wirtschaftsressortchef des "Profil" musste im Dezember mit dem Engagement von "Kurier"-Vizechefredakteur Richard Grasl als Geschäftsführer des Magazins und Anna Thalhammer als neue Chefredakteurin (ab März 2023) gehen. Nikbakhsh wurde wie berichtet die Leitung einer Investigativakademie von "Kurier" und "Profil" angeboten.

"Nicht nur Linke"

Nikbakhsh entwarf laut Mail ein Programm und präsentierte es Anfang Februar in einer Sitzung, an der Grasl, "Kurier"-Chefredakteurin Salomon und "Profil"-Chefredakteurin Thalhammer teilnahmen. Diese, so schreibt Nikbakhsh, hätten "allen Ernstes" begonnen, angedachte Referenten und Referentinnen "nach vermuteter oder vermeintlicher parteipolitischer Zugehörigkeit einzuteilen". Salomon habe erklärt, es sei ihr wichtig, dass "nicht nur Linke" auftreten.

"Nichts mit links oder rechts zu tun"

Die "Kurier"-Chefredakteurin erklärt auf STANDARD-Anfrage dazu: "Die Behauptungen mich betreffend sind aber unrichtig. Eine Investigativakademie hat ja per definitionem nichts mit links oder rechts zu tun." Grasl erklärt dazu auf Anfrage: "Die hier behaupteten Argumente sind sicher so nicht gefallen." Das Projekt einer solchen Akademie werde "unter anderen Vorzeichen" fortgesetzt.

Thalhammer erklärt auf Anfrage ebenfalls, dass die Aussagen so nicht stimmten. Nikbakhsh habe ein sehr gutes Programm entworfen. Deshalb sei es schade, dass er die Akademieleitung nicht übernehme.

Der Aufdecker rätselt in der Mail, ob das "ein früher politischer Auftrag eines Mitglieds des 'Lenkungsausschusses' an den Akademieprojektleiter" gewesen ist. Er beschreibt dies "als ein deutliches und pauschales Zeichen der Geringschätzung gegenüber einer Gruppe herausragender und mehrfach ausgezeichneter JournalistInnen aus dem In- und Ausland, bei welchen ich mich verbürgt hatte, dass diese Akademie ein herzeigbares Projekt würde".

"Für Gesinnung war in meinem Projekt niemals Raum vorgesehen"

Nikbakhsh: "Ich habe versucht, eine Gruppe fachkundiger und vertrauenswürdiger Leute zu versammeln, die über ihre tägliche Arbeit berichten sollten – siehe die Seminare zu Justizakten, Datenbanken, Datenleaks, Factchecking, Quellenschutz, Visual Investigations, internationalen Recherchekooperationen, Recherchetechniken, Kriegs/Krisenberichterstattung und Slapp-Klagen."

Aber: "Für Gesinnung war in meinem Projekt niemals Raum vorgesehen. Wie bei allen anderen ReferentInnen auch, war deren Fachkompetenz das einzige Kriterium, das mich beschäftigte. Das war allem Anschein nach ein Kriterium zu wenig. Wie gesagt, ich dachte, wir reden über ein Ausbildungsprojekt. Unabhängig und unideologisch. Wieder etwas gelernt."

Nikbakhsh schließt mit "I'm out." (Harald Fidler, 16.2.2023)