Gadget-Freunde kennen das vielleicht. Da schafft sich ein Freund ein neues Gerät an und erzählt begeistert davon, was es nicht alles kann. So erging es mir vor wenigen Wochen, als ein Bekannter sich den P1P von Bambulab in den Keller stellte, einen neuen 3D-Drucker. Das traf sich gut, zumal ich selbst in den Wochen davor fleißig am Drucken war, um ein Geburtstagsgeschenk zu basteln.

Im Vergleich zu der Neuanschaffung wirkt der von mir bis dahin genutzte Anycubic Vyper allerdings schon fast wie ein Relikt, obwohl er gerade einmal zwei Jahre alt ist. Der P1P kann nicht nur sehr schnell drucken, sondern bietet durch seine "Würfelkonstruktion" und den Druckkopf auf der XY-Achse auch höhere Präzision (dazu später mehr).

Das kitzelte dann doch sehr stark meinen "Ich brauche ein Upgrade"-Nerv. Dazu hatte der Vyper seine Mission als "Lerngerät" bereits erfüllt. Die weitere Verwendung des einstigen, vom Hersteller nicht zurückgenommenen Testgeräts für vorwiegend nichtredaktionelle Zwecke wäre zumindest zweifelhafte Praxis. Dieser Gedankengang kulminierte schließlich in folgendem Ergebnis: Ein neuer Drucker muss her. Der Vyper, der noch in absolut guter Verfassung ist, geht als Spende an einen Makerspace. Schließlich funktioniert er ja noch gut und kann dazu dienen, anderen die Welt des 3D-Drucks näherzubringen.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Kompromiss-Kastl

Womit noch zu klären blieb, welches Gerät seine Nachfolge antreten soll. Für meinen Bedarf, so meldete sich die Restvernunft aus den hinteren Winkeln meines Verstandes, wäre ein Gerät wie der P1P Overkill. So häufig drucke ich dann doch nicht, um 700 Euro dafür auszugeben. Nach reiflicher Abwägung (und auch aufgrund eines Aktionspreises von 260 Euro) fiel die Wahl auf einen Exoten: den Sovol SV05.

Sovol ist ein noch recht junger, chinesischer Anbieter, dessen Modelle teilweise modifizerte Geräte anderer Anbieter sind. So auch der SV05, der als Basis den Creality Ender 5 Pro verwendet und an mehreren Stellen aufwertet.

Es handelt sich um einen kartesischen XY-Drucker, nicht zu verwechseln mit CoreXY-Druckern, die aufgrund ihres Aufbaus und Motorsteuerung wesentlich schneller, aber auch aufwendiger aufzubauen und zu warten sind (Genaueres zu den Unterschieden gibt es hier bei All3DP nachzulesen). Hier sitzt der Druckkopf auf einer Schiene oben am würfelförmigen Rahmen und kann dank zweier Motoren nach links, rechts, vorne und hinten fahren. Gleichzeitig fährt das Druckbett entlang eines Gewindes schrittweise nach unten, um ein Modell Schicht für Schicht "wachsen" zu lassen.

Gängige 3D-Drucker, die nach dem Fuse-Deposition-Modelling-Verfahren (FDM) Gegenstände aus verflüssigtem Filament formen, lassen den Druckkopf entlang der X- und Z-Achse fahren. Also links, rechts, hinauf und hinunter. Für den Druck in die "Tiefe" wird das Druckbett vor und zurück bewegt, was ihnen den liebevollen Beinamen "Bettschubser" eingebracht hat. Das Druckbett ist allerdings recht schwer, weswegen es hier tendenziell zu mehr Ungenauigkeiten kommt. Dazu gibt es aufgrund der Krafteinwirkung auch ein höheres Risiko, dass sich ein Modell plötzlich von der Druckfläche ablöst. Weiters wird der Platzbedarf des Druckers so über die Maße des Betts hinaus erhöht.

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Ein kartesisches XY-System eliminiert diese Nachteile und bietet durch den Rahmenaufbau generell höhere Stabilität. Es ermöglicht auch eine Steigerung der Druckgeschwindigkeit – wenn auch bei weitem nicht auf dem Niveau von CoreXY. Im Falle des Sovol S05 liegt die empfohlene Druckgeschwindigkeit für das gängigste Filament, PLA, bei 80 mm/s, was immerhin ein dreißigprozentiges Upgrade im Vergleich zu den 60 mm/s des Anycubic Vyper ist. Berichten zufolge sollen sich auch mit 100 mm/s ordentliche Ergebnisse für weniger filigran gestaltete Druckstücke erzielen lassen.

Aufgemotzter Ender 5

Bei den Basis-Spezifikationen entspricht der Sovol-Drucker dem Ender 5 Pro. Er bietet einen nutzbaren Druckraum von 220 x 220 x 300 Millimeter, kann das Hotend auf bis zu 260 Grad und die Druckplatte auf bis zu 110 Grad aufheizen. Gesteuert wird er über ein beleuchtetes Monochrom-Display mit Drehregler. Das Hirn des Geräts ist da wie dort ein 32-Bit-Creality-Silent-Board 4.2.2. Füttern lässt sich der Drucker entweder über einen microUSB-Anschluss oder mit einer microSD-Karte. Ein passendes Kabel bzw. USB-Cardreader nebst 8-GB-Karte liegen bei.

Für die Stromversorgung dient das gleiche 350-Watt-Netzteil von Creality. Vorinstalliert ist eine Nozzle mit 0,4 mm Durchlaufdurchmesser. Die Positionierungsgenauigkeit entlang der X- und Y-Achse wird mit 0,012 Millimetern, entlang der Z-Achse mit 0,001 Millimetern angegeben.

Nun zu den Änderungen, die Sovol vorgenommen hat. Die Führungen der X-Achse wurde um einen Riemenspanner ergänzt, das Druckbett nutzt nun einen versteiften Träger und wird am vorderen Ende zusätzlich von zwei Kunststoffarmen stabilisiert. Dazu wurde der CR-Touch-Sensor (die Creality-Variante von BL Touch) für Autoleveling ab Werk verbaut und die Federblech-Druckplatte durch eine biegsamen Kunststoffoberfläche ersetzt.

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Die für das Drucken vielleicht wichtigste Änderung ist aber der Umstieg von einem Bowden Drive auf einen Direktextruder. Dieser sitzt also direkt am Druckkopf, um dort das Filament direkt in das Hotend einzuspeisen, statt in der Nähe der Filamentspule, wo er den Materialstrang durch den Teflonschlauch schieben würde. Das ermöglicht die Verwendung von flexiblen Filamenten wie TPU, mit denen der Ender 5 Pro nicht gut umgehen kann. In diesem Test wurde allerdings ausschließlich mit PLA gearbeitet, da mir mit den anderen Materialien schlicht ausreichend Erfahrung fehlt, um eine halbwegs kompetente Einschätzung geben zu können.

Der Direktextruder eliminiert an sich auch die Notwendigkeit eines Bowdenschlauchs, im vorgesehenen Aufbau stabilisiert dieser aber auch den Kabelstrang zum Druckkopf, der sonst potenziell ungünstig in den Bauraum hängen könnte. Wer etwas Bastelei nicht abgeneigt ist, kann aber auch die Filamenthalterung nach oben verlegen und den Extruder ganz ohne Schlauch direkt füttern.

Eine Schwachstelle des Ender 5 blieb allerdings unberührt. Wie seine Vorlage hat auch der SV05 keinen Filament-Sensor. Der Drucker stoppt also nicht, wenn das Filament zur Neige geht oder der Strang reißt. Mit etwas Mühe und einer Investition von rund zehn Euro lässt er sich aber nachrüsten, wie hier in der Rezension von Drucktipps3D erklärt wird.

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Flotter Aufbau

Geliefert wird der Drucker in Form von fertig gebauten Modulen sowie Einzelteilen. Es kommen M-Schrauben verschiedener Profilgrößen und Längen zum Einsatz, das passende Werkzeug liegt bei. Ebenso finden sich eine Ersatz-Nozzle, Filamentzange und Reinigungsnadel, Testfilament und ein Set Kunststoffkabelbinder im Paket. Seitlich montiert ist außerdem ein Kabelkanal, um dort beinahe alle Kabel, die aus dem Netzteil und dem Mainboard führen, durchzuleiten bzw. zu verstecken. Dieser ist etwas knapp bemessen, etwas Nachhilfe mit Klettkabelbindern sorgt hier aber für ein ordentliches Ergebnis.

Sovol legt eine gut gemachte, englischsprachige Anleitung für Aufbau und Inbetriebnahme bei und bietet auch ein hilfreiches Video an. An sich ist der Prozess recht simpel, einzig auf die Führung der Steuerungskabel muss man aufpassen. Weiters sollte man das Display nicht so platzieren, wie in der Anleitung vorgeschlagen, da der Kontakt der metallischen Halterung zum seitlichen Rahmenprofil zu Anzeigestörungen führen kann. Entsprechende Probleme traten nicht nur bei mir auf, sondern wurden mehrfach in den Sovol-Foren gemeldet. Lösen lässt sich das mit etwas Abstand oder überhaupt der kompletten Entkoppelung des Bildschirmmoduls vom Rahmen.

Im Optimalfall ist der Drucker etwa eine Stunde nach Aufbaubeginn startklar. In meinem Fall, weil für derlei Arbeiten nur mäßig talentiert und dementsprechend extra vorsichtig, dauerte es über zwei. Gut Ding braucht bekanntlich Weile.

In komplettierter Form nimmt der Sovol SV05 69 x 54 x 54 Zentimeter an Platz ein und wiegt knapp 13 Kilogramm. Er verfügt über Kunststoffstandfüße, die sich vorne und hinten drei Zentimeter nach innen versetzt befinden, weswegen der Drucker mit einer etwas kleineren Stellfläche auch auskommt.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Anschließend wurde auf die aktuellste Firmware (Version 1.2.1 zum Testzeitpunkt, der Code ist Open Source) upgedatet und die grundlegende Konfiguration durchgeführt, wofür man zuerst mithilfe von Stellschrauben das Druckbett über die "Bed Tramming"-Funktion möglichst eben einstellt. Anschließend sorgt das Auto-Leveling mittels Sensor für die Feinabstimmung. Im finalen Schritt justiert man nun noch die Abstandsabweichung des Druckkopfs in der Z-Achse, wiederum mithilfe von Papier.

Eigener Slicer ohne Mehrwert

Zum Slicen – der Übersetzung von 3D-Modellen in Kommandos für den Drucker basierend auf seinen Einstellungen – diente das Tool Cura 5.2. Sovol bietet zwar auch eine eigene Slicer-Software an, bei der handelt es sich allerdings um ein Derivat von Cura, das auf einer älteren Version basiert und nicht einmal ein eigenes Profil für den SV05 mitbringt. Stattdessen empfiehlt Sovol einfach, das Profil eines anderen Druckers (SV01) heranzuziehen und Basiseinstellungen wie die Druckbettgröße anzupassen. Das ist allerdings eine schlechte Idee, denn der SV01 ist kein XY-Drucker und operiert nur mit einer Druckgeschwindigkeit von 50 mm/s.

Ich verließ mich schließlich auf die Vorarbeit des 3D-Druck-Spezialisten Mpox und lud in Cura einfach das von ihm veröffentlichte Profil für den SV05. Bei der Gelegenheit lohnt sich für Interessenten auch ein Blick auf seine Rezension des Druckers, die auch mir als Entscheidungshilfe vor der Anschaffung gedient hat. Diesem und anderen Tests zufolge können sich auch die Ergebnisse mit "schwierigeren" Filamenten als PLA sehen lassen.

mpoxDE

Druckresultate

Auf dem Weg zum ersten erfolgreichen Druck war jedoch noch eine ungeplante Hürde zu bewältigen. Denn kurz nach Beginn der Erstellung des traditionellen "Benchy"-Boots spuckte der Sovol-Drucker auf einmal kein Filament mehr aus. Nach längerer Fehlersuche stellte sich heraus, dass die Ursache weder beim Druckkopf bzw. Extruder noch den Einstellungen zu suchen waren. Nein, das Filament hatte sich aus ungeklärten Gründen im Bowden-Schlauch verfangen und war auch nicht mehr rauszubekommen. Es musste also ein Ersatzteil geordert werden – dabei wurde der weiße Teflonschlauch gleich durch eine transparente Version ersetzt – um dank Expresslieferung am nächsten Tag einen neuen Anlauf starten zu können.

Das Endergebnis nach einer Stunde und 18 Minuten (bei 80 mm/s) gefiel, die auf Basis des Druckprofils von Cura gelieferte Zeitschätzung stimmte auf die Minute (und war auch seitdem immer sehr treffsicher). Es zeigte saubere, exakte Linien mit gutem Abschluss mit minimalen Unregelmäßigkeiten bei starken Überhängen sowie minimale Fadenbildung, die auf dem Foto stärker aussieht, als sie tatsächlich war.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Nach etwas Nachjustierung des Z-Offset folgten größere Herausforderungen in Form des "Clearance Castle" von Maker'’s Muse und dem "Torture Toaster". Dabei handelt es sich um mehrteilige Konstruktionen mit mechanischen Funktionen, die aber in einem "Guss" gedruckt werden, um den Drucker und seine Einstellungen auf die Probe zu stellen.

Beim Schloss fiel leichtes Durchsacken großer Überhänge auf, die bei dieser Druckgeschwindigkeit aber zu erwarten sind. Davon abgesehen trübten nur minimale Fehler das an sich schöne Ergebnis. Besser noch: Die Zugbrücke ließ sich herunterklappen und das "Schiebelabyrinth" im linken Turm lösen, um das Tor herausheben zu können. Aus meiner Sicht hat der Sovol SV05 diesen Probelauf mit bravourös bestanden.

Der Torture Toaster musste aus Zeitgründen herunterskaliert werden, aber auch hier kann sich das Resultat sehen lassen. Abermals sind Durchhänger bei starken, längeren Überhängen zu sehen, aber sonst wenig Angriffsfläche für Kritik. Füllfehler sieht man auf der Unterseite wie auf den ersten Layern, die aber auch mit der Skalierung des Modells zu tun haben könnten. Auch hier funktionierte der mechanische Teil auf Anhieb: Die Zahnräder waren beweglich, die Seiten ließen sich hochklappen und der Toast nach oben drücken.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Zum Abschluss durfte der Drucker sich auch noch an der Pin Support Challenge von Full Control XYZ versuchen – und zwar gleich in der schwierigeren Variante mit Kugel. Der eigentlich für den Ender 3 gedachte Gcode mit auf 60 Grad angepasster Druckbetttemperatur bei vorgegebener Druckgeschwindigkeit (10 mm/s für die "Säule", 40 mm/s für die Kugel) wurde problemlos angenommen. Bereits der erste Durchlauf war erfolgreich.

Sonstiges

In Sachen Lautstärkeentwicklung arbeitet der SV05 etwas leiser als der Anycubic Vyper. Ein optimierter Ersatz für den etwas zu sparsamen Auslass des Hotend-Lüfters sollte den Geräuschpegel weiter senken. Dennoch empfiehlt es sich, den Drucker, wenn möglich, in einem Bastelraum oder wenig frequentierten Zimmer zu platzieren.

Ein weiteres Upgrade, das nicht nur hier hilft, sondern auch stabilen Druckraumtemperaturen zuträglich ist, wäre eine Einhausung des Geräts, deren Anschaffung oder Konstruktion ich noch überlege. Außerdem überlege ich den Ersatz der Kunststoffdruckplatte durch eine aus beschichtetem Federblech, weil manche Druckstücke selbst nach Abkühlung zu übertriebener Haftung neigen und sich mit ersten Spuren in der Platte "verewigt" haben.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Fazit

Für etwa 300 Euro – sofern nicht gerade in Aktion – kann man mit dem Sovol SV05 wenig falsch machen. Er nimmt sich mit dem Creality Ender 5 Pro einen seit Jahren bewährten kartesischen XY-Drucker zur Basis und verbessert ihn an wichtigen Punkten. Zwar ist er kein Gerät für unerfahrene Neulinge, aber wer sich zumindest ein wenig mit dem Thema beschäftigt hat und Inbusschlüssel bedienen kann, sollte weder am relativ einfachen Aufbau noch an der Einrichtung scheitern.

Die Teile sind gut verarbeitet, der neue Direktextruder erweitert die Einsatzpalette auf elastische Filamente. Schade ist allerdings, dass Sovol kein Druckprofil für das Gerät liefert und eher zweifelhafte Empfehlungen für die Einrichtung eines solchen gibt. Dankenswerterweise gibt es aber brauchbare Vorlagen aus anderen Quellen. Der "hauseigene" Sovol-Slicer bringt keinen erkennbaren Mehrwert zu Cura, von dem er abstammt, weswegen man gleich zum besser gewarteten Original greifen sollte. Freilich kann man aber auch jeden anderen Slicer nutzen, der in der Lage ist, Gcode-Befehle in der gängigen Geschmacksrichtung "Marlin" auszuspucken. Schade ist auch der Verzicht auf einen – immerhin nachrüstbaren – Filamentsensor.

Der Drucker mag kein Highend-Upgrade zu einem günstigeren "Bettschubser" darstellen, aber er bringt schnelleren Druck, höhere Qualität, verlässlichen Filamenteinzug und eine größere Auswahl an nutzbaren Materialien mit. Ist man als Hobbyist nicht ständig damit befasst, riesige Modelle zu drucken, erfüllt der SV05 so ziemlich alle Ansprüche. (Georg Pichler, 27.2.2023)