Das neue "Oval Office" des LASK wurde im Rekordtempo fertiggestellt. Rund 19.000 Fans finden bei einer Vollauslastung ein Platzerl mit Rasenblick.

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An allen Ecken und Enden wird derzeit noch geschraubt, gebohrt, gehämmert und gewischt. Es sind zwar sicher nicht die letzten Handgriffe, aber sie sollen zumindest einen weitgehend reibungslosen Start in eine neue Fußball-Ära sichern. Nach nur 16 Monaten Bauzeit wird auf der Linzer Gugl mit der Eröffnung der neuen Raiffeisen-Arena diese Woche Fußballgeschichte geschrieben.

Denn auch wenn der LASK in seiner Vereinsgeschichte stets eng mit der Gugl verbunden war, war man in Linz letztlich immer nur Gast. Oder um es mit den Worten von LASK-Präsident Siegmund Gruber zu sagen: "Heimat war es nie, wir waren auf der Gugl geduldete Mieter. Mit dem neuen Stadion sind wir aber angekommen."

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Für die Schwarz-Weißen ist es jedenfalls eine Rückkehr, denn ab 2016 kickte man im Paschinger Waldstadion. Wer die neuen heiligen Hallen der Linzer Athletiker betritt, kommt nicht ohne Bewunderung aus. Es ist tatsächlich ein Schmuckstück geworden. Modernste Stadiontechnik auf einer Fläche von 39.000 Quadratmetern. Der Rasen wird von 19.080 Plätzen umrundet. Ein Oval, das nationale und internationale Grashüpfer verzücken wird.

VIP-Ankick

Der Herr Präsident hat an diesem Medienvormittag in den BWT-Business-Club geladen. Jenen Stadionteil, in dem es künftig zwischen Loungebereich, Bars, einer offenen Küche und einer Traumsicht auf die Spielwiese wohl nicht nur um das runde Leder gehen wird.

"Kategorie 4" ist jetzt das Maß der Dinge in Linz. Möglich sind damit internationale Spiele bis einschließlich eines Champions-League-Halbfinales. Bewusst habe man sich beim Neubau auch dem Thema Nachhaltigkeit gewidmet: keine Plastikflaschen an den Labstellen, LED-Flutlicht und Solar am Dach. Man ist an diesem Vormittag sichtlich bemüht, der Harmonie entsprechend Raum zu geben.

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Wenn draußen der Rasen in prächtigem Grün leuchtet, Trainer Didi Kühbauer zum ersten Training ruft und im Inneren der Fußballkathedrale das präsidiale Hochamt über die Bühne geht, dann haben eben Unstimmigkeiten der älteren und jüngeren Vergangenheit – etwa der Ärger der Fans über den Verzicht auf einen Einzelticketverkauf für das Eröffnungsspiel – keinen Platz.

Stolpern auf dem Rasen

Wobei das Problemtagebuch durchaus umfassend ist. Am 22. Juli 2020 legten der LASK und Landespolitik die Stadionpläne auf den Tisch. In den Chor der Superlative mischte sich aber bald auch eine gehörige Portion Disharmonie. Zunächst mussten die Leichtathleten von der Gugl weichen, dann krachte es im LASK-Gebälk.

2021 kam es zum Bruch unter den Freunden des LASK. Teile der vergebenen Bauarbeiten mussten neu ausgeschrieben werden, es folgten Verzögerungen und Klagen. Kurz vor dem Spatenstich im Oktober 2021 endete der Rechtsstreit in einem Vergleich.

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Doch auf den Anpfiff folgte im März 2022 mit einem vorübergehenden Baustopp die rote Karte der Stadt Linz wegen einer nicht bewilligten Kellervergrößerung. Und vom Landesrechnungshof hagelte es Kritik, da die LASK-Arena das reguläre Sportbudget bis 2031 mit insgesamt 20 Millionen Euro belaste.

Bier-Pipeline

Was der Neubau letztlich tatsächlich kostet, kann Siegmund Gruber auch an diesem Mittwoch noch nicht sagen: "Abgerechnet wird am Schluss." Zumindest räumt der Präsident ein, dass es wohl bei den kolportierten 85 Millionen Euro nicht bleiben wird. "Mit Corona und dem Krieg in der Ukraine hat sich die Lage verändert. Auch hinsichtlich der Mehrkosten. Aber wir bleiben im einstelligen Prozentbereich."

Die dereinst bemängelte Kellervergrößerung könnte einem ausgeklügelten Versorgungssystem geschuldet sein. Gelüstet den Fan nach einer Kehlenbefeuchtung, wird der Pot auf besondere Weise gut gefüllt. Im Keller befinden sich Biertanks, von ihnen führen neun Kilometer lange Schlauchleitungen durch das gesamte Stadion hin zu den Ausgabestellen. Dort muss der Becher nur auf einer speziellen Anlage platziert werden, schon wird er binnen fünf Sekunden automatisch gefüllt. Für das Auftaktspiel der LASK-Männer, die Frauen bezwangen auf neuem Boden bereits Geretsberg, am Freitag (20.30 Uhr) gegen Lustenau ist also alles angerichtet. (Markus Rohrhofer, 23.2.2023)