Es ist eine Facette, die das ohnehin schon grauenhafte Kriegsgeschehen in der Ukraine noch erschütternder macht: Tausende, möglicherweise zehn- oder gar hunderttausende ukrainische Kinder wurden nach Russland deportiert. Und wenn Wladimir Putins Kinderrechtsbeauftragte Maria Lwowa-Belowa davon spricht, diese Kinder "gerettet" zu haben, und sie die Wohltaten der russischen "Umerziehung" lobpreist, kommt zum Schaudern noch Brechreiz hinzu.

Ganz auf Linie: Die russische Kinderrechtsbeauftragte Maria Lwowa-Belowa mit Präsident Wladimir Putin.
Foto: EPA/Mikhail Metzel

Dass Russland nicht einmal von den Allerkleinsten die Finger lassen kann, ist schon länger bekannt. Neu ist, dass die in Tirol gegründete NGO SOS-Kinderdorf involviert ist. Verschleppte ukrainische Kinder wurden laut ZDF-Bericht in eine ihrer Einrichtungen nahe Moskau gebracht. Lwowa-Belowa kam zu Besuch und machte Propagandafotos mit den Kindern.

Ein absolutes No-Go

SOS-Kinderdorf will die Sache nun prüfen, betont aber sein Hauptziel, Kindern auch unter schwierigsten Bedingungen zu helfen. Verlasse man Russland, lasse man Kinder in Not im Stich, und das komme nicht infrage. Das klingt plausibel.

Doch eine universale Richtlinie für Hilfsorganisationen bei Einsätzen auf heiklem Terrain lautet: Politische Instrumentalisierung ist ein absolutes No-Go, das eigentlich ein Ende der dortigen Arbeit zur Folge haben müsste. Zumindest aber müssen die Umstände genau geprüft sowie die Öffentlichkeit und somit die Spenderinnen und Spender aufgeklärt werden. Und es muss sichergestellt werden, dass derlei nie wieder passiert. (Kim Son Hoang, 22.2.2023)