Der erste Kontakt mit neuer Hard- oder Software ist oftmals mit einer gewissen Mühsal verbunden. Wieso sieht das alles plötzlich ganz anders aus? Wohin ist diese eine App jetzt wieder hinverschwunden? Und wo zum Teufel ist eigentlich mein geliebter Kopfhöreranschluss hin? Erfolgt der Wechsel auf ein neues Gerät dann noch dazu nicht freiwillig, ist die Empörung geradezu vorprogrammiert – und ehrlicherweise durchaus verständlich.

Zwangsumstellung

Genau mit dieser Situation sehen sich derzeit zehntausende Kabel-TV-Kunden von Magenta konfrontiert. Bis Anfang März sollen sie nicht nur auf eine komplett neue Kabelbox wechseln, dieser Wechsel geht auch mit einem gewissen Funktions- und Datenverlust einher, selbst das dafür verwendete Konto muss komplett frisch angelegt werden. All das wurde an anderer Stelle bereits ausführlich abgehandelt, wer mehr zu den unerfreulichen Hintergründen wissen will, sei also auf unsere früheren Artikel verwiesen.

Stattdessen soll im Folgenden etwas anderes im Fokus stehen: die neue Magenta TV Box selbst. Was kann sie, wo sind die Stärken, was die Probleme? Und nicht zuletzt: Wie geht die Mischung aus klassischer Kabelbox und Streamingplattform auf? All das ist nicht nur wegen der aktuellen Zwangsumstellung relevant, Magenta setzt für die Zukunft ganz auf die neue Box, was auch heißt: Wer jetzt einen Neuvertrag mit Magenta abschließt, dem steht für klassisches Kabelfernsehen ausschließlich diese Hardware zur Auswahl.

Klein, aber gar nicht so oho: die Magenta TV Box.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Ein Hybrid

Es wurde bereits kurz erwähnt: Wo die Vorgänger ganz auf den Anwendungsfall klassisches Kabelfernsehen ausgerichtet waren, hat die Magenta TV Box größere Ambitionen. Soll sie doch parallel als moderne Streamingplattform herhalten. Ähnlich wie bei Apple TV oder Fire TV lassen sich also Apps für Dienste wie Disney+ oder Amazon Prime Video direkt auf diesem Gerät nutzen. Entsprechend ist die Softwareplattform eine komplett neue, Magenta greift hierfür auf Googles Android TV zurück.

Die gute Nachricht: Einen Zwang zur Einrichtung eines Google-Kontos gibt es nicht. Wer sich rein auf klassisches Kabelfernsehen konzentrieren will, kann dieses Angebot bei der Einrichtung des Geräts also getrost ignorieren. Selbst viele vorinstallierte Apps – wie die ORF-TVthek oder eben auch Disney+ und Prime Video – laufen ganz ohne Google-Konto.

DVB-C

Ob klassisches DVB-C via Antennenkabel oder Streaming via Ethernet oder WLAN (nicht abgebildet): An der Hardware scheitert es bei der Magenta TV Box nicht.
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Apropos "klassisches Kabelfernsehen": In dieser Hinsicht gab es in den vergangenen Monaten einige Verwirrung in Bezug auf die Magenta TV Box. Machen wir es kurz: Nein, diese streicht den klassischen DVB-C-Support nicht, und das soll auch so bleiben, wie das Unternehmen gegenüber dem STANDARD versichert. Wird das passende Kabel angeschlossen, nutzt sie also – zumindest für die meisten Sender – weiterhin DVB-C. Fehlt dieses, verrichtet die Box zwar auch ihre Dienste, es wird aber eben alles über das Internet gestreamt.

Wer jetzt schnell schließt, na gut, dann erspare ich mir künftig, das Antennenkabel zu verbinden, der sollte lieber vorher einen Vergleich durchführen. Die Realität ist nämlich, dass die DVB-C-Verbindung meist nicht nur das bessere Bild liefert, sondern auch schneller und vor allem konsistenter agiert. Zudem ist man beim Streaming oft von der Qualität des lokalen WLANs abhängig, was wieder ein großes weiteres Feld an potenziellen Problemen mit sich bringt.

Erste Probleme

Trotzdem klingt das Konzept zunächst einmal nicht ganz verkehrt, die Bruchlinien offenbaren sich in der realen Nutzung aber schnell. Da wäre einmal der Umstand, dass eben nicht alle Sender über DVB-C verfügbar sind. Ist jetzt kein Internet verbunden und man wechselt auf einen entsprechenden Kanal, gibt es eine Fehlermeldung, die noch dazu nicht einfach ignoriert werden kann, sondern die zum Beenden der App rät. Es muss also tatsächlich zurück auf den Startbildschirm gegangen und der TV-Modus frisch gestartet werden, um weiterschauen zu können.

So präsentiert sich die Magenta TV Box nach dem Start. Sehr viele Informationen – vor allem für jene, die einfach nur fernsehen wollen.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Aber auch sonst ist die Idee, die Magenta TV Box rein als Kabel-TV-Box im klassischen Sinne – also ohne all die "smarten" Zugaben – zu verwenden, zum Scheitern verurteilt. So braucht es schon für den Startbildschirm ein aufrechtes Netz, und auch sonst hängen zentrale Bestandteile von Magenta TV wie der Programm-Guide von einer funktionstüchtigen Internetanbindung ab.

Diese Oberfläche ...

Nun ist eine undurchdachte User-Interface-Entscheidung natürlich unerfreulich, aber auch noch nicht der ganz große Beinbruch. Immerhin gibt es Oberflächen auch bei anderen – und auch größeren – Herstellern. Leider ist das bei Magenta TV aber keine Ausnahme, das User-Interface ist fast schon als Katastrophe zu klassifizieren. Allerorten werden unterschiedliche Bedienkonzepte gemischt, oft ist nicht klar, welche Taste was macht – und wann.

Am einfachsten lässt sich die Box noch über die Kanalwechseltasten bedienen. Wer hier einfach nur linear hoch- und runterschaltet, wird auch mit der neuen Hardware gut zurechtkommen – wenn man einmal von den frustrierend langen Wechselzeiten zwischen zwei Senden absieht, aber das war auch bisher schon kaum besser.

Der Frust wächst

Wehe aber, man versucht, gezielt auf einen anderen Sender zu wechseln, das stellt sich nämlich als dermaßen unlogisch und frustrierend heraus, dass man schon einmal dazu geneigt ist, das Flugverhalten der Fernbedienung einer Prüfung zu unterziehen. Gibt es dafür doch – zumindest – drei unterschiedliche Wege, die sich direkt in die Quere kommen.

Beispielhaft

Schnell durchscrollen durch die Sender.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Die Detailansicht. All das kommt sich gerne einmal gegenseitig in die Quere.
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Am besten ist das mit einem Beispiel erklärt. Wer im laufenden Programm auf einen der Navigationsknöpfe drückt, bekommt ein Text-Overlay angezeigt, in dem kurz Sender und laufendes Programm angezeigt werden. So weit, so gut, immerhin lässt sich damit relativ flott auf einen anderen Kanal wechseln.

Das Problem: Hat man diesen einmal ausgewählt, wird für ein paar Sekunden eine komplett andere Ansicht überlagert – eine mit Details zum laufenden Programm. Wer jetzt hier schnell rauf oder runter in der Navigation drückt – etwa weil man umgehend realisiert hat, dass das ausgewählte Programm doch nicht das richtige ist –, der bewegt sich damit aber nicht mehr durch die Sender, sondern durch besagte Detailansicht.

Abwarten oder Zufallsknopf drücken

Also heißt es warten oder manuell das Overlay durch einen Druck auf den Zurückknopf ausblenden – das ist im Alltag schnell einmal frustrierend. Zumal natürlich die Gefahr besteht, dass man just zu jenem Zeitpunkt auf besagten Button drückt, in dem sich das Overlay ohnehin von selbst ausblendet – womit dieser wieder etwas ganz anderes auslöst und das laufende Programm ganz beendet wird.

Zu alldem passt dann, dass es in besagter Detailansicht ebenfalls eine Möglichkeit gibt, auf andere Sender zu wechseln. Eine, die aber nicht nur grafisch komplett anders aufbereitet ist – über Miniaturbilder –, sondern die nicht einmal die gleiche Sortierung verwendet. Dass dort die Navigation dann horizontal anstatt – wie sonst – vertikal stattfindet, versteht sich da schon fast von selbst.

Unerwünschte Informationen

Apropos "nicht durchdachte UI-Konzepte": Besonders nervig ist auch, dass beim Beginn eines neuen Programms – oder zumindest wenn der Programmguide glaubt, dass es so weit ist – automatisch für ein paar Sekunden die erwähnte Detailansicht über das eigentliche Geschehen gelagert wird. Das stört regelmäßig und hat exakt null Informationswert, immerhin wissen die Zusehenden ja meist, was sie gerade eingeschaltet haben. Wem so etwas mitten in einer spannenden Live-Übertragung oder in einer dramatischen Szene eines Films passiert, der wird Magenta schnell für dieses ersatzlos streichbare "Feature" verfluchen.

In den Untiefen der Aufnahmefunktion

Dass es eine Aufnahmefunktion gibt, ist erfreulich, die Umsetzung hat aber noch viele Probleme.
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Wirklich schlimm wird es dann aber bei den Aufnahmefunktionen. Denn so sehr es prinzipiell zu begrüßen ist, dass Magenta es ermöglicht, eine Woche TV-Programm nachzusehen sowie gezielte Aufnahmen in der Cloud des Unternehmens zu speichern, die Umsetzung ist zum Haareraufen.

Im Testverlauf erwies sich diese nicht nur als unzuverlässig – Inhalte werden oftmals abgeschnitten, die Synchronisation zwischen mehreren Geräten klappt nicht immer –, die Oberfläche ist sogar noch schlimmer als beim Rest der Magenta-TV-Oberfläche. Die Sortierung wirkt zum Teil komplett arbiträr, das User-Interface viel zu kompliziert. Oft muss man sich für simple Aufgaben durch mehrere Dialoge mit weitgehend sinnfreien Informationen klicken.

Aufräumhorror

Ein gutes Beispiel ist die Aufnahme einer gesamten Serie. Zwar geht das prinzipiell, doch selbst wenn dabei ausnahmsweise einmal wirklich alle Folgen erfasst wurden, verflucht man diese Idee spätestens, wenn es ans Aufräumen geht. Einfach alle Folgen auf einmal zu löschen geht nämlich schlicht nicht. Stattdessen gilt es jede Folge einzeln zu entfernen, immer unter Abwicklung mehrere Dialogboxen – warum auch immer das so kompliziert sein muss.

Doch das ist noch nicht die Spitze der Absurdität. Entfernt man so eine Folge, schaut es nämlich kurz so aus, als wären endlich alle gelöscht – nur um beim nächsten Aufruf dieser Ansicht zu sehen, dass da doch noch eine Folge übrig ist, die man jetzt löschen könnte. Oder waren es doch mehrere? Keine Ahnung, denn auch das sieht man hier nicht.

Ein Tipp im Sinne der Minimierung des potenziellen Schadens auf umstehende Einrichtungsgegenstände: Einfacher geht das Löschen von alten Aufnahmen im Webbrowser über den zugehörigen Streamingdienst. Also zumindest, wenn man dort die verblüffend gut versteckte Option zur Löschung von gesamten Serien findet. Leider muss man diese Wartungsaufgaben auch regelmäßig vornehmen, die 100 Stunden, die Magenta zur Verfügung stellt, sind schneller verbraucht, als man glauben möchte.

Absurde Beschränkungen mit frustrierenen Auswirkungen

Was all das noch schlimmer macht, sind die Wirren der TV-Rechtesituation. Aus Lizenzgründen ist es bei einigen Sendern nicht möglich, in der Aufnahme nach vorne zu springen – RTL oder Pro7 gehören etwa in diese Riege. Dahinter steht auf der einen Seite die Absicht das Überspringen von Werbeblöcken zu verhindern und auf der anderen die Unfähigkeit eine moderne technische Lösung dafür zu finden.

Das führt dann zu einer Nutzererfahrung, die direkt der Hölle entsprungen sein könnten. Am besten lässt sich das wieder anhand eines Beispiels illustrieren. Sagen wir Mal ein anonym bleiben wollender Autor stolpert beim Durchzappen auf eine interessante Sendung, schaut davon eine halbe Stunde, muss dann aber weg. Später kommt er auf die Idee: Das würde ich eigentlich gerne weiterschauen, also super, dass bei Magenta alles aufgezeichnet wird.

Das ist jetzt aber nicht euer Ernst?

Zuhause angekommen, stellt sich dann eine unerfreuliche Realität ein: Zwar lässt sich die betreffende Sendung wirklich nachschauen – aber nur von Anfang an. Und da es eben bei den erwähnten Sendern nicht möglich ist, nach vorne zu springen, heißt Fortsetzen in so einem Fall einmal eine halbe Stunde zu warten, bis man wieder an der entsprechenden Stelle ist. Und dann sollte man übrigens wirklich in einer Sitzung bis zum Ende schauen, denn leider tendiert Magenta TV dazu schon mal die letzte Position zu vergessen und es geht wieder von vorne los.

Nun ist schon klar, dass das zumindest im Kern nicht die Schuld von Magenta ist – sondern der betreffenden Sender. Aber ganz ehrlich: Wer einen Streaming-Service bietet, der weniger Möglichkeiten bietet als eine VHS-Videokassette aus den Achtziger Jahren, der schafft sich selbst ab – und braucht sich nicht wundern, wenn dann mal irgendwo her ein großer US-Konzern kommt und den Markt aufrollt.

Bitte warten

Dass es einen Guide für das TV-Programm gibt (EPG) wurde bereits kurz erwähnt, besser wäre es aber, diesen gleich wieder zu vergessen. Agiert er doch dermaßen langsam, dass die Nutzung wirklich eine Qual ist. Immer wieder gibt es Hänger von mehreren Sekunden, in denen Inhalte nachgeladen werden. Apropos langsam: Dass die Box beim Einschalten schon einmal 30 Sekunden und länger benötigt, bis sie wirklich genutzt werden kann, ist eigentlich komplett inakzeptabel.

Paper-Cuts

Der Programmguide ist so langsam, dass die Bedienung schnell zu einem frustrierenden Erlebnis wird.
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In Summe ist die aktuelle Oberfläche von Magenta TV ehrlich gesagt ein Trauerspiel. Damit hier kein Missverständnis entsteht: Das heißt natürlich nicht, dass hier gar nichts Brauchbares zu finden ist. Es gibt aber dermaßen viele kleine Fehler und Inkonsistenzen, dass es selbst für einen erfahrenen Tester oft eine Überraschung bleibt, was bei einem Druck auf eine gewisse Taste als Nächstes passiert. Und nicht berechenbar zu sein, nicht zuverlässig zu agieren, das ist nun einmal ein absolutes No-Go in der User-Interface-Entwicklung.

Eine Fernbedienung "made in Austria"

Interessanterweise gibt es in Onlineforen auch viel Kritik an der zur Magenta TV Box gehörigen Fernbedienung. Das dürfte Magenta besonders schmerzen, hat man hierfür doch extra einen österreichischen Partner gefunden, wie man stolz anmerkt. Generell lässt sich die Kritik im Test nur zu einem Teil nachzuvollziehen, an sich ist diese gut verarbeitet. Der Verdacht liegt nahe, dass hier zum Teil fälschlicherweise langsame Reaktionszeiten der Box auf die Fernbedienung geschoben werden.

Bei einem Punkt hat Magenta allerdings auch in dieser Hinsicht wirklich grob gepatzt: Dass die Fernbedienung keinen Knopf hat, um den Ton stumm zu schalten, ist eine gar verblüffende Entscheidung. So etwas gehört selbst bei den Mini-Remotes billiger Streaminggeräte zur Grundausstattung.

Das verblüfft auch deswegen, weil sich sonst ja recht viele Knöpfe ausgegangen sind. Etwa zwei zum Einschalten (einer für den Fernseher, einer für die Box – eine Dualität, die ehrlich gesagt nur begrenzt sinnvoll ist) oder auch dedizierte Buttons zum Aufruf der App-Ansicht oder für den Wechsel zum Fernsehprogramm. Selbst ein Knopf zum Aufruf des Google Assistant – also zur Sprachsteuerung des Android-TV-Systems – ist sich noch ausgegangen.

Updates helfen

Apropos Lautstärke: Zumindest hier hat Magenta mittlerweile nachgebessert. Vor einigen Wochen war es nämlich noch so, dass hier von einem Sender zum nächsten erhebliche Unterschiede auftreten konnten. Mittlerweile wirkt das aber alles relativ gut ausgepegelt. Und noch eine gute Nachricht: Eine Teletext-Funktion gibt es weiterhin, auch wenn Magenta vor einigen Monaten noch in einem Brief an seine Kunden das Gegenteil behauptet hat.

Da wäre auch noch Android TV

Apps gibt es auch, eine besonders prominente fehlt aber.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Die Magenta TV Box ist aber eben nicht nur ein Kabel-TV-Empfänger, sie ist auch ein Streaminggerät mit Android TV. Leider aber ein ziemlich mittelmäßiges – und das mag noch freundlich formuliert sein. Das liegt weniger an der Hardware, die Android-TV-Oberfläche reagiert sogar recht flott, der zur Verfügung stehende Speicherplatz ist mit freien 10 GB für diese Gerätekategorie schon fast großzügig. Und auch die Softwarewartung scheint okay zu sein. Zwar wird hier noch das relativ alte Android 10 als Basis verwendet, zumindest sind aber die Sicherheitsaktualisierungen auf dem aktuellsten Stand (in dem Fall Februar 2023).

Die Probleme liegen andernorts. Da wäre einmal, dass das alles eben unter der einfach nicht guten Magenta-TV-Oberfläche läuft. Von einem aktuellen Android-TV-System mit Google TV ist das in Hinblick auf Usability und Funktionalität meilenweit entfernt. Zudem ist es ein beschränktes Android-TV-System, auf dem nicht alle gewohnten Apps laufen. Wer hier etwa Netflix installieren will, hat schlicht Pech gehabt. Magenta betont zwar gerne, dass man in "laufenden Verhandlungen" ist, dass diese Formulierung schon seit mehr als einem halben Jahr unverändert geblieben ist, macht aber nicht gerade Hoffnung für die Zukunft.

Cast und Apps

Zumindest hat die Nutzung von Android TV einen nicht ganz unwichtigen Vorteil: Wie bei anderen solchen Geräten mit dem Google-Betriebssystem können auch an die Magenta-TV-Box-Inhalte vom Smartphone oder Computer "gecastet" werden, also direkt zur Wiedergabe an den Fernseher weitergereicht werden.

Noch ein Wort zur Softwareausstattung: Wie erwähnt sind einige Apps vorinstalliert, was den Vorteil hat, dass sie auch ohne die Nutzung eines Google-Kontos laufen. Wozu hier aber etwa die Mediatheken von ARD und ZDF standardmäßig eingerichtet werden, bleibt ein Rätsel. Immerhin führt für österreichische Nutzer das Klicken auf darauf gelistete Inhalte oftmals zu einer Fehlermeldung – den Wirren des Lizenzrechts sei "Dank". Eine gute User-Experience ist das jedenfalls nicht. Zumindest lassen sich diese Apps nachträglich problemlos entfernen.

Besser gleich lassen?

Von denen, die bisher gut aufgepasst haben, werden sich sicher schon einige die folgende Frage gestellt haben: Wenn diese ganzen Magenta-TV-Sachen ohnehin jetzt (auch) gestreamt werden, wozu soll ich mir dann überhaupt noch diese Box antun? Das ist eine berechtigte Frage, gibt es doch Magenta TV alternativ als App für andere Android-TV-Geräte sowie Apple TV, Fire TV, selbst im Browser lässt sich dieses Angebot nutzen. Für die Smart-TV-Plattformen von LG und Samsung ist die neue "Magenta TV"-App zwar noch nicht erhältlich, der Hersteller verspricht aber, dass man daran arbeitet.

Wer will, kann Magenta TV statt über die Box auch im Browser (im Bild) oder via App nutzen. Das ist oft anders, leider aber auch nicht unbedingt besser.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Generell muss man sagen: Im aktuellen Zustand der Magenta TV Box dürfte es für die allermeisten tatsächlich die bessere Wahl sein, sich einfach ein aktuelles Chromecast oder einen Fire-TV-Stick zu kaufen und auf diesen die passende App zu installieren. Zwar ist dort die Magenta-TV-Oberfläche auch nicht weniger furchtbar, zumindest erspart man sich aber den Rest des Systems, und sogar Netflix lässt sich dann parallel problemlos installieren.

Eine Ausnahme für diese Empfehlung bilden eigentlich nur jene Haushalte, die kein stabiles WLAN oder generell eine schwache Internetanbindung haben. Hier kann die DVB-C-Verbindung oftmals essenziell sein – und damit auch der Griff zur Magenta TV Box. Denn auch wenn Magenta nach eigenen Angaben noch einen Restbestand an älterer Hardware hat – etwa die rein auf Kabel-TV fokussierte Horizon-Box –, soll dieser nur mehr auf expliziten Wunsch herausgegeben werden – und auch das nur an Bestandskunden, die noch nie neuere Hardware im Einsatz hatten.

Was wird das?

Ganz generell stellt sich die Frage, wo Magenta mit der neuen Box eigentlich hinwill, oder, um es weiter zuzuspitzen: ob man überhaupt sonderlich an deren Verbreitung interessiert ist. Immerhin ist diese in Zukunft optional, wer sie haben will, muss dafür noch einmal zwei Euro pro Monat aufzahlen. Eine Ausnahme bilden nur jene, die jetzt auf die neue Box zwangsumgestellt werden, diese erhalten sie kostenlos. Das klingt jetzt nicht gerade nach einem Rezept zur Maximierung der Verbreitung der neuen Box – genau genommen nach dem exakten Gegenteil.

Um aber auch noch etwas Positives einzustreuen: Tatsächlich hat Magenta in den vergangenen Monaten einige der gröbsten Fehler der Box ausgeräumt. Das ist erfreulich, ändert aber nichts daran, dass die Box in einem dermaßen unfertigen Zustand nie an Kunden hätte ausgeliefert werden sollen.

Spurensuche

Noch vor wenigen Jahren wurde die Entertain Box 4K als die Zukunft für das Kabelfernsehen von Magenta beworben. Jetzt wird sie eingesammelt, weil die dahinterstehende Infrastruktur dem früheren Eigentümer von UPC gehört.
Foto: Magenta

Das mag daran liegen, dass die rasche Veröffentlichung nicht ganz freiwillig war, wie aus dem Unternehmen zu hören ist. Ist die aktuelle Zwangsumstellung doch das Ergebnis von Altlasten aus der UPC-Übernahme – oder genauer gesagt deren Abwicklung. In der Kurzfassung: Die zuvor verwendete Entertain Box 4K lief auf der Infrastruktur des Ex-Besitzers Liberty Global, der sie offenbar nicht mehr weiter lizenzieren wollte. Also musste jetzt unter Zeitdruck eine neue Box samt der dahinterstehenden Infrastruktur hochgezogen werden, was natürlich nicht gerade trivial ist.

Und um auch das klar zu stellen: Am wenigsten Schuld trifft dabei die Entwicklerinnen und Entwickler von Magenta TV. Wer schon einmal mit solchen Projekten zu tun gehabt hat, weiß dass solch grobe Defizite wie oben beschrieben immer eine direkte Folge eines Mangels an Zeit und vor allem auch Ressourcen sind.

Doch so verständlich all das auch sein mag, den Kunden darf das aber herzlich egal sein. Die interessieren sich nur für das Resultat, und das ist derzeit leider noch immer von ziemlich bescheidener Qualität. Die gute Nachricht: Ein Teil dieser Probleme – vor allem die mannigfaltigen User-Interface-Defizite – sollte sich über Softwareaktualisierungen in den Griff bekommen lassen, so Magenta bereit ist, die notwendigen Ressourcen in die Hand zu nehmen.

Fazit

Derzeit präsentiert sich die Magenta TV Box als die Mischung aus einer ziemlich komplizierten – und fehlerbehafteten – Kabel-TV-Box mit einem gar nicht so guten Streaminggerät. Das ist gerade für jene unerfreulich, die lineares Fernsehen in seiner gewohnten Form konsumieren wollen, also etwa am Abend nach Hause kommen und einfach gedankenverloren durch das Programm "zappen". Steht dann doch die zusätzliche Komplexität einfach nur unnötig im Weg herum.

Entspannend ist das Fernsehen mit dieser Box aber generell nicht, dafür sorgen alleine schon die zahlreichen Probleme und ewigen Wartezeiten. Nun ist schon klar, dass Magenta gerne in der Welt der großen Streaming-Anbieter mitspielen sowie selbst Filme und Serien verkaufen würde. Wenn solche Ambitionen aber der eigentlichen Kernaufgabe des eigenen Dienstes im Weg stehen, ist in der Konzeption etwas grob falsch gelaufen.

So bleibt das stärkste Argument für den Service, dass ein Kombipaket, das den TV-Dienst enthält, bei Magenta nur ein paar Euro mehr kostet als ein reiner Internettarif. Das ist ehrlich gesagt ziemlich wenig – und langfristig gesehen wohl auch zu wenig. Derzeit lebt man ja davon, dass die direkte Konkurrenz kaum weniger furchtbar ist. Zu einem modernen Streamingdienst, der auch unabhängig bestehen könnte, fehlt derzeit aber noch viel – und da ist die neue Box nur eines von zahlreichen Themen. (Andreas Proschofsky, 26.2.2023)