"Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war:" Eine Liebeserklärung an die Eltern und ein sehenswerter, inklusiv besetzter Familienfilm.

Foto: Frédéric Batier/Komplizenfilm

"Wann wird es endlich ..."

Auf der Berlinale laufen viele mühsame Filme, Sonja Heiss’ Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war zählt trotz des sperrigen Titels nicht dazu. In drei Kapiteln erzählt sie das Coming-of-Age des Schauspielers Joachim Meyerhoff. Als Psychiatersohn (Devid Striesow) wächst der kleine Jo in den 1970ern auf dem Gelände einer norddeutschen Jugendpsychiatrie auf. Zu den schrulligen Patienten unterhält Jo gute Beziehungen. Die Familie hat es sich gemütlich gemacht im Leben abseits der Norm. Zu gemütlich für die Mutter (großartig: Laura Tonke), die genug hat von den Seitensprüngen ihres Mannes und sich nach Italien sehnt. Eine Liebeserklärung an die Eltern und ein sehenswerter, inklusiv besetzter Familienfilm. (diva)

Bewertung: 5 von 5

Warner Bros. DE

"Signs of War"

Der Fotograf Pierre Crom sitzt vor der Kamera und erzählt mit ruhiger, immer wieder ein wenig zögernder Stimme von seinen Beobachtungen und Fotografien aus der Ukraine in den Jahren seit 2014. Dazu sind seine Bilder zu sehen, zuerst von der Annexion der Krim; dann aus Donezk, wo er eine Soldatin mit Kalaschnikow fotografiert, die als "Mutter aus Slavjansk" verkauft wird, aber eine FSB-Agentin aus Moskau war; dann kommt er an die Stelle, an der das abgeschossene Flugzeug MH17 herunterkam, es wird apokalyptisch; bei Debalzewe arbeitet er in einer der härtesten Schlachten. Der Tonfall von Crom nimmt vollkommen gefangen, dazu ist auch die "Vertonung" seiner Fotografien sehr gelungen. (reb)

Bewertung: 5 von 5

Filmdelights

"Wo ist Anne Frank?"

Der israelische Filmemacher Ari Folman hat mit seinem Trickfilm Waltz with Bashir über den Libanonkrieg das Genre der journalistisch engagierten Graphic Novel mitdefiniert. In selbigem Stil erscheint nun Wo ist Anne Frank?. Ins KZ Bergen-Belsen, wo die berühmte Tagebuchverfasserin 16-jährig ermordet wurde, wurden auch Folmans Eltern deportiert. Der ihnen gewidmete Film erzählt Franks Schicksal aus der Perspektive der imaginären Brieffreundin Kitty, die im heutigen Amsterdam erwacht und mit der Gedenkkultur um Anne hadert: Kommerzialisiert und scheinheilig sei diese, wo doch heutigen Geflüchteten erneut Ausgrenzung widerfahre. Die moralisierenden Analogien sind gutgemeint und doch deutlich zu dick aufgetragen. (stew)

Bewertung: 2 von 5

KinoCheck Familie

"Griechenland"

Im Hotel Sacher versammelt sich eine grantige Hoteliersfamilie. Die Mutter (Mona Seefried) verhätschelt ihren Sohn, den eigentlich schon sehr erwachsenen Johannes (Thomas Stipsits). Dessen Verlobte (Katharina Straßer) ist genervt und schaut sich nach einem durchsetzungsstärkeren Mann um. Dann erbt Johannes ein Haus in Griechenland und erfährt, dass sein Vater kein Hotelpatriarch (Erwin Steinhauer), sondern Aussteiger war. Ab nach Hellas also, wo zwei Parteien versuchen, den blauäugigen Österreicher für sich einzuspannen. Ein zähes Verwirrspiel entspinnt sich, am Ende finden alle am blitzblauen Meer zur STS-Hymne Irgendwann bleib i dann dort zueinander. Ein Film wie aus den 1950ern.

Bewertung: 3 von 5

Filmladen Filmverleih