Im Dezember wurde in Deutschland ein öffentlicher Testlauf von "Cell Broadcast" durchgeführt.

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"Cell Broadcast" ist in Deutschland bundesweit als "DE Alert" an den Start gegangen. Dabei handelt es sich um ein von SMS unabhängiges System für das Ausspielen von Textnachrichten, mit denen schnell über schwere Unwetter oder andere Katastrophen informiert werden soll.

Die drei Netzbetreiber Telefonica, Vodafone und Deutsche Telekom haben die vorab bereits angekündigte Inbetriebnahme auch gegenüber dem "Spiegel" bestätigt. Am heutigen Donnerstag lief auch eine entsprechende Frist an die drei Unternehmen aus. Ohnehin liegt Deutschland bereits acht Monate hinter dem per EU-Verordnung festgelegten Starttermin.

Via Cell Broadcast können Nachrichten mit bis zu 1.395 Zeichen ausgeliefert werden, wobei hier durch die Auswahl von Sendemasten eine regionale Ausspielung möglich ist. Der Versand der Nachrichten erfolgt schneller als für SMS und benötigt auch weniger Netzressourcen. Aus diesem Grund werden aber auch manche Features ausgespart. Bilder oder Videos können nicht verschickt werden, der Absender bekommt auch keine Empfangsbestätigungen.

Kein Internetempfang notwendig

In anderen Ländern sind Warnsysteme auf Basis von Cell Broadcast schon länger im Einsatz. In den USA wurde es 2012 in Betrieb genommen, Kanada folgte drei Jahre später. Ein Streitpunkt, der mitunter für Verzögerungen sorgt, ist, dass Empfänger die Warnmeldungen kostenlos erhalten müssen. Dazu muss die Netzinfrastruktur nachgerüstet werden, dementsprechend bemängeln die Netzbetreiber den Kostenaufwand. Die Betriebskosten werden seitens des Staates ersetzt.

Eine eigene App muss nicht installiert werden, die Nachrichten werden automatisch mit erhöhter Priorität empfangen. Auch bei einer Stummschaltung erfolgt also ein akustischer Hinweis. Einzig der Flugmodus bzw. die Deaktivierung des Mobilfunkempfangs verhindert, dass man Cell Broadcasts erhält. Eine Internetverbindung ist hingegen keine Voraussetzung für den Erhalt.

Allerdings können nicht alle Handys die Warnmeldungen empfangen, da die Geräte entsprechend konfiguriert sein müssen. Vodafone schätzt, dass rund ein Viertel aller Mobiltelefone in Deutschland die technischen Voraussetzungen nicht erfüllen.

Weiter warten in Österreich

In Österreich muss man sich bezüglich Cell Broadcast, das hierzulande unter dem Namen "AUT Alert" eingeführt werden soll, weiter in Geduld üben. Zwar ging im vergangenen Jahr ein Verordnungsentwurf in Begutachtung, aber bis heute fehlen laut "Heise" finale Vorgaben. Diese benötigen die Netzbetreiber allerdings für die Implementierung des Systems, da hierin die Schnittstelle zu den Behörden definiert wird.

Gemäß den im September 2022 genannten Plänen sollte Cell Broadcast noch im ersten Quartal dieses Jahres operativ starten und vor Jahresende in den Vollbetrieb gehen. Doch daraus wird nichts, die Verordnung ist nach wie vor noch nicht fertig.

"Die Erstellung des Konzeptes für das Gesamtsystem, die Schaffung der technischen Schnittstellen und die Vernetzung der Behörden mit den Mobilfunkbetreibern ist sehr komplex und hat eine zeitintensive Abstimmung zwischen den neun Bundesländern, dem Innenministerium, dem Finanzministerium, der RTR und den drei Mobilfunkbetreibern erfordert, an der seit Erlassung der EU-Richtlinie 2018/1972 intensiv gearbeitet wurde", heißt es aus dem Innenministerium gegenüber dem STANDARD.

Dass die Verordnung noch nicht steht, bedeutet weitere Verzögerung. Aus "heutiger Sicht" wird der Start von Cell Broadcast in Österreich damit knapp um ein weiteres Jahr verschoben, nämlich auf Ende 2023 oder Anfang 2024. (gpi, 23.2.23)

Update, 19:15 Uhr: Das Innenministerium hat die STANDARD-Anfrage beantwortet, der Text wurde aktualisiert.