Luis, Teresa, Roswitha und Alois Stadlober (v. li.) sind schon lange gemeinsam im Wintersport unterwegs.

Foto: GEPA / Christian Walgram

Polizei mit Blaulicht, Kamerateams und Journalistenscharen vor einem Quartier des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV), bleiche Trainer und Pressebetreuer und ein flugs massenhaft geteilter Filmschnipsel, der einen geschockten Sportler zeigt, ertappt von Ermittlern, noch mit der Nadel einer Bluttransfusion im Arm.

Am kommenden Montag jährt sich die Operation Aderlass, ein behördlicher Schlag gegen ein Dopingnetzwerk, der auch bei der Nordischen WM in Seefeld geführt wurde. Mehr als 20 Sportler, darunter nicht wenige Aktive aus Österreich, wurden infolge der Aktion des Dopings überführt, mehr als zehn Hintermänner und -frauen, Trainer und Dopinghelferinnen entlarvt, sportlich gesperrt und strafrechtlich zur Verantwortung gezogen.

Dritte Zäsur

Der 27. Februar 2019 markierte mit Sicherheit nicht das Ende des Dopings im nordischen Sport, ihm folgte aber gewissermaßen eine Zäsur im österreichischen Langlauf, die dritte durch Doping ausgelöste, nach jenen infolge der Skandale bei den Olympischen Spielen 2006 in Turin und 2014 in Sotschi.

Es ist nicht zu viel der Ehre, Alois Stadlober das Hauptverdienst daran zuzuschreiben, dass der österreichische Langlauf aktuell bei der WM in Planica vertreten ist. Nicht zuletzt dem Eintreten des Steirers für seine in die Weltspitze strebende Tochter Teresa war es zu verdanken, dass der damalige ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel von seinem Plan abließ, der Leistungssparte Langlauf im ÖSV den Geldhahn völlig zuzudrehen. Sie wurde lediglich in einen vom Verband finanzierten Verein ausgelagert, dessen ehrenamtlicher Obmann Alois Stadlober wurde, der Staffelweltmeister von 1999, der neben seiner Tochter auch seinen Sohn Luis trainierte und dem ORF als wortgewaltiger Experte diente. Die Pressearbeit erledigt Alois’ Ehefrau Roswitha Stadlober, einst als Roswitha Steiner 1987 Slalom-Vizeweltmeisterin.

In Planica ist das Quartett wie 2021 bei der WM in Oberstdorf wieder dabei – in geänderten Positionen, mit Ausnahme von Teresa Stadlober, die am Samstag (14 Uhr, ORF 1) mit Aussicht auf einen Spitzenplatz den Skiathlon in Angriff nimmt. Vater Alois ist sportlicher Leiter der seit bald einem Jahr wieder normal im ÖSV verankerten Sparte Langlauf. Mutter Roswitha ist Präsidentin des Skiverbandes. Und Bruder Luis? Der dient Teresa als Trainingspartner und ersetzte seinen Vater als ORF-Experte – wegen der Unvereinbarkeit des Jobs mit jenem von Alois.

Das Funktionieren des Familienunternehmens – Teresa gewann im Vorjahr mit Bronze im Skiathlon als erste Österreicherin eine olympische Langlaufmedaille – könnte ein wenig die Sicht darauf verstellen, wie es um den österreichischen Langlauf generell bestellt ist. Schlecht, könnte man auch angesichts der ersten Bewerbe in Planica meinen. Andererseits verfügt Sportchef Stadlober in Mika Vermeulen über einen Athleten, der erst kürzlich in Toblach mit Rang 20 über zehn Kilometer Skating sein bisher bestes Weltcupergebnis erzielt hat. Den Skiathlon über zweimal 15 Kilometer schloss der 23-Jährige am Freitag mehr als fünf Minuten hinter dem norwegischen Sieger Simen Hegstad Krüger ab.

Stadlobers unmittelbarem Leitungswirken seit Mai 2022 sind Vermeulens Fortschritte nicht leicht zuzuschreiben, lebt der ehemalige Kombinierer doch in Norwegen und trainiert mit einer Gruppe rund um den britischen Klasseläufer Andrew Musgrave. In Planica ist Österreich mit nur zwei Langläuferinnen und fünf Langläufern vertreten. Einen nominellen Chefcoach der ersten Trainingsgruppe gibt es nicht, nachdem der Deutsche Konstantin Zakhvatkin nach nur sechs Monaten im Amt Ende Oktober zurückgetreten ist – aus persönlichen Gründen, wie es von allen Seiten hieß.

Krachen im Gebälk

Vernehmlicher krachte es am Donnerstag in Planica im Gebälk, als die in der Sprintqualifikation gescheiterte Steirerin Lisa Unterweger die Bevorzugung Teresa Stadlobers beklagte, ohne deren Namen zu nennen. Sportchef Alois Stadlober sah zwar nicht sich selbst, sondern seine Tochter angegriffen, bestritt aber jede Bevorzugung. Unterweger sei schon im Vorjahr eigene Wege gegangen und habe sich auch nach Zakhvatkins Abgang völlig aus dem Team gelöst.

Im Vorjahr bei Olympia hatte sie mit Teresa Stadlober noch Rang sechs im klassischen Teamsprint belegt. Ein Start im WM-Teamsprint, allerdings in der freien Technik, war nicht geplant. Teresa Stadlober hat auch sonst gut zu tun. (Sigi Lützow aus Planica, 25.2.2023)