Dirigent Jakub Hrůša mit den Bamberger Symphonikern.

Foto: imago images / CTK Photo

Wien – Josef Suk? Sein Name ist allenfalls noch als der eines berühmten Geigers geläufig. Dass er auch Komponist war, ist eher vergessen worden. Aber welche Wucht ein Stück wie dessen zweite Symphonie in c-Moll (Asrael) entfesselt, muss am Sonntag viele im Musikverein überwältigt haben. Eine gute Stunde Spieldauer, fünf spannungsgeladene Sätze, allesamt abgeleitet aus einem einzigen Motiv: berückend das Ausdrucksspektrum zwischen katastrophischem Blick in den Abgrund und Himmelssphären, auch die gediegene polyfone Arbeit und kühne Wendungen in der Form ebenso wie in der Harmonik.

Dass Suk den Verlust seines Schwiegervaters Dvořák und seiner Frau Otilie – ebenfalls Komponistin – betrauerte, mag den emotionalen Schub erklären. Bei Dirigent Jakub Hrůša und den exzellenten Bamberger Symphonikern wirkte diese Musik neben den großen Namen des Abends ebenbürtig. Und das heißt: zum einen neben Mahler, zum anderen neben Richard Strauss. Das Adagietto aus Mahlers fünfter Sinfonie wirkte neben Strauss’ Vier letzten Liedern zudem überraschend schlüssig und erstaunlich ähnlich im trauervollen Tonfall. Essenziell: Sopranistin Corinne Winters glänzte mit Intensität und lichten Höhen. (daen, 27.2.2023)