Erst der kühlende Trunk, dann das entgleisende Wort: Herbert Kickl (re.) und Manfred Haimbuchner stoßen auf den Rieder Aschermittwoch an.

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Angestachelt von krachenden Bierhumpen ließ sich FPÖ-Chef Herbert Kickl unlängst zu höhnischen Bemerkungen in Richtung unseres Herrn Bundespräsidenten hinreißen. Kickl wird, weil er irgendwann auf das Wort "Islam" einen bemerkenswert unpassenden Endreim gefunden hat, die Gabe der Scharfzüngigkeit nachgesagt. Sein nunmehriger rhetorischer Drahtseilakt, ausgeführt über einem Abgrund voller Geifer, hat mit Kickls Absturz geendet.

Aufgeschlagen ist der Bierzeltredner in der Gosse. Ein derartiges Schicksal widerfährt Politikern gelegentlich. So nannte schon Napoleon seinen Minister Talleyrand, einen praktizierenden Wendehals, "ein Stück Mist im Strumpf". Der bayerische CSU-Landesfürst Franz Josef Strauß – der eigentliche Erfinder der Aschermittwoch-Pöbelei – bekannte, er wolle "lieber ein kalter Krieger sein als ein warmer Bruder". Auch die Freiheitlichen besitzen seit Ewigkeiten Kompetenz im Schmähen. So echauffierte sich Alexander Götz, ein früherer FPÖ-Parteichef, unmäßig über den vermeintlichen Kopfinhalt des damals regierenden Kanzlers Bruno Kreisky. Diesem sei, resümierte er, "der Papp ins Hirn gestiegen".

Keine schlimmen Wörter

Als Babyboomer mit kleinbürgerlichem Hintergrund wurde mir von Kindesbeinen an eingeschärft: Schlimme Wörter dürfe man, wenn man sie schon denke, unter keinen Umständen laut aussprechen.

Mit einer solchen Verpflichtung zur Abrüstung erlitt ich Schiffbruch. Auf dem Hof unserer mit Heimkindern gespickten Volksschule wurde ich gestellt: Man erklärte mich zu einem verfetteten Hausschwein. In meiner Not kramte ich in meinem Wortschatz. Heraus kam, trotz unklarer Vorstellungen, das Wort für eine käufliche Frauensperson: Ich münzte den Begriff auf die – mir gänzlich unbekannte – Mutter des Rädelsführers. Der mich prompt bei der Schulleitung anzeigte.

Die Folge: Meine eigene Mutter schärfte mir ein, den Umgang mit jenen, denen ich ohnehin immer zu dick sein würde, zu meiden. Umgelegt auf den blauen Aschermittwoch-Pöbler heißt das: Es scheinen hochwichtige politische Umstände denkbar, die jeglichen Umgang mit ihm von vornherein ausschließen. (Ronald Pohl, 1.3.2023)