Justizministerin Alma Zadić kam nach Kärnten geeilt, um die grüne Spitzenkandidatin Olga Voglauer (rechts) zu unterstützen.

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Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger stand ihrem Kärntner Spitzenkandidaten Janos Juvan zur Seite.

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Von zwölf auf drei Prozent: Es war ein brutaler Absturz, den die Grünen bei der Kärntner Landtagswahl 2018 hinlegten. Sie bekamen die Rechnung für ihre internen Streitereien, die Spaltung, die Intrigen und auch für die damaligen Verwerfungen in der Bundespartei präsentiert. Die Grünen flogen aus dem Landtag.

"Natürlich, fünf Jahre nicht im Landtag, ohne landespolitische Bühne, es wird schwer werden", sagt die grüne Spitzenkandidatin für die Wahl am Sonntag, die Nationalratsabgeordnete Olga Voglauer, im STANDARD-Gespräch. Geld für den Wahlkampf bekam die Landespartei von den Bundesgrünen. 450.000 Euro. "Wenn wir in den Landtag kommen, werden wir es zurückzahlen, wenn wir es nicht schaffen, wird es die Bundespartei schultern", sagt Voglauer.

Das werde aber nicht notwendig sein, denn die Stimmung im Wahlkampf mache sie optimistisch. "Ich habe wenig Zweifel, dass es gelingen wird. Bei all den Wahlkampfauftritten haben wir ein gutes Feedback bekommen. Viele sagten uns, dass es wichtig ist, dass die Grünen wieder im Landtag sitzen. Es gibt ja viel aufzuholen bei allen Klima- und Umweltthemen und bei der Kontrolle", sagt Voglauer.

Die rot-grüne Option

Wie wichtig diese Landeswahl für die Grünen ist, auch als allgemeiner Stimmungstest für die Partei, zeigt auch die auffällige Präsenz grüner Ministerinnen im Kärntner Wahlkampf.

Die Grünen wollen jedenfalls wieder mit dabei sein in der Landespolitik, im Idealfall als Koalitionspartner der SPÖ. "Der Landeshauptmann steht mit Peter Kaiser ja fest. Die Frage ist, ob die Grünen wieder im Landtag sind und sich vielleicht andere Koalitionsmöglichkeiten ergeben. Zum Beispiel Rot-Grün. Sollte sich diese Option ergeben, stehen wir bereit", sagt Voglauer.

Im an Themen recht armen Wahlkampf gab es eigentlich nur ein kontroversiell diskutiertes Problemfeld: den Klagenfurter Flughafen. Die Grünen sind, wie die ÖVP, für einen Rückkauf des teilprivatisierten Airports. Warum? "Die ÖVP sagt Rückkauf, und das Land soll ihn weiterbetreiben. Weitermachen wie bisher mit dem Investor, sagt die SPÖ. Aber es gibt auch noch eine dritte Variante: die 220 Hektar des Flughafengeländes anders zu entwickeln. Der Flugbetrieb, so wie wir ihn heute kennen, hat keine Zukunft. Kärnten wird auch ohne Flughafen auskommen, es wäre besser, Kooperationen mit Graz zu suchen. Es geht jetzt darum, wie das Areal anders entwickelt werden könnte. Eine Variante wäre, dort Strom zu produzieren", schlägt Voglauer vor.

Test für Bundeswahl

Beim Thema Flughafen treffen sich die Grünen mit den Neos. Auch Neos-Chef Janos Juvan plädiert für einen Paradigmenwechsel. "Ein Rückkauf wäre richtig. Der Flughafen ist ja de facto dysfunktional. Die Menschen haben sich längst bei anderen, nahe liegenden Flughäfen Alternativen gesucht. Die Koralmbahn unter dem Grazer Flughafen durchfahren zu lassen und dort keine Haltestelle zu errichten war natürlich ein historischer Fehler. Wenn es anders wäre, hätte man in Klagenfurt einchecken können und in Graz wegfliegen. Wäre großartig", sagt der Neos-Spitzenkandidat.

Im Grunde spiele der Flughafen in der allgemeinen Wahrnehmung aber eine untergeordnete Rolle: "Viel wichtiger ist die Frage: Wie komme ich zur Arbeit?", sagt Juvan.

Und noch einer rechnet sich aus, "ziemlich sicher" die Fünf-Prozent-Hürde überspringen zu können: der Gründer und Chef der neuen Partei Vision Österreich, der Rechtsanwalt Alexander Todor-Kostic. Der Wahlkampf sei für ihn "erschreckend verlaufen", als Quereinsteiger habe er "keine Chance" auf Publizität gehabt. Die Vision Österreich, die mittlerweile in allen Bundesländern vertreten ist, werde "dennoch ihren Weg machen. Wir sind eine Bürgerbewegung von unten." Im Zentrum des Programms stehe die "Bürgerpartizipation". Die Kärntner Wahl sei jedenfalls ein Probelauf für 2024. Dann werde die Vision Österreich auch bei der Nationalratswahl als neue Partei antreten, sagt Todor-Kostic. (Walter Müller, 2.3.2023)