Der ukrainische Angriffskrieg führt nach wie vor weltweit zu Protesten. Regierungen reagieren mit der Verhängung von Sanktionen.

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Die russische Invasion in der Ukraine sorgt auch nach dem ersten Kriegsjahr für neue Sanktionen. Vergangene Woche erweiterte das US-Finanzministerium seine Liste jener Personen und Unternehmen, deren Geschäftsbeziehungen blockiert werden sollen. Erstmals befindet sich darunter eine Firma aus Österreich, die kein Tochterunternehmen eines russischen Konzerns ist: die Vend Ore GmbH aus dem zweiten Wiener Bezirk.

Auch deren zwei Besitzer, ein Mann namens Marat Savelov und eine Frau namens Olga Raykes, landeten auf der Sanktionsliste. Das erst im November 2019 gegründete Unternehmen beschäftigt sich laut Gesellschaftervertrag mit "Management-, Unternehmens- und Betriebsberatung" sowie dem "Handel mit Waren aller Art" und Beteiligungen. Die Bilanzsummen sind relativ unverdächtig, große Geldflüsse dürfte es über das Unternehmen nicht gegeben haben.

Family Office

Ins Visier dürfte die Firma allerdings wegen anderer Geschäftsaktivitäten ihrer Gründer geraten sein: Sie betreiben auch das Unternehmen Confideri mit Sitz in Moskau, Singapur, Wien und auf den Cayman Islands.

Gegenüber Bloomberg erklärten die Confideri-Chefs mit russischen und israelischen Pässen einst im Jahr 2018, ihre Tätigkeit bestehe in der Beratung von reichen Russen, die ihr Vermögen für die Übergabe an die nächste Generation strukturieren möchten.

Israelische Pässe

Auf seiner Facebook-Seite macht das Unternehmen auch Werbung für israelische Pässe, die man angeblich unkompliziert erhalten könne. Reiche Russen stünden aufgrund der damaligen Krim-Sanktionen unter hohem Druck, erklärte der Confideri-Manager im Jahr 2018 – jetzt ist er selbst auf der Sanktionsliste gelandet.

Auf Anfrage sagen Raykes und Savelov, sie seien "perplex", auf der Sanktionsliste gelandet zu sein. "Wir analysieren derzeit die Situation mit unseren Rechtsberatern", heißt es in einer Antwort an den STANDARD. Man habe stets in "voller Compliance mit US- und EU-Sanktionen" gehandelt, der Geschäftszweck von Confidere bestand hauptsächlich darin, ausländische Institutionen mit russischen Klienten zu vernetzen. Man habe nie Vermögen verwaltet oder als Privatbank oder Investmentberater gearbeitet, heißt es weiters.

De facto inaktiv

Das Wiener Unternehmen Vend Ore sei im Rahmen eines Investmentsprojekts gegründet worden, das jedoch nie zustande kam. Daraufhin wollte man es als zusätzliche Möglichkeit nutzen, um mit europäischen Partnern zu interagieren. Derzeit besitze Vend Ore keine Vermögenswerte, betreibe kein Büro und habe weder Mitarbeiter noch Kunden.

Warum die Firmen auf der Sanktionsliste gelandet sein könnten: Raykes und Savelov denken, dass es da um ältere Werbematerialien oder Pressebericht gehen könnte, die "leider nicht die Essenz unserer Geschäftstätigkeit wiedergeben" .

Auswirkungen auf Österreich hatten die US- und andere Sanktionen freilich schon vorher. Ins Visier gerieten etwa die Österreich-Ableger von Gazprom (Centrex), der VTB-Bank sowie der Sberbank Europe. Für deren Reste soll sich angeblich die Raiffeisenbank International (RBI) interessieren – die allerdings selbst schon von der US-Sanktionsbehörde OFAC zu ihren Geschäftsaktivitäten befragt worden ist. (Fabian Schmid, Fabian Sommavilla, 3.3.2023)