Der Baukonzern Strabag, der Salzburger Spanplattenhersteller Kronospan und der Flughafen Wien-Schwechat haben zwei Dinge gemeinsam. Erstens, alle drei sind enorm wichtige Unternehmen, für den Gedeih des Wirtschaftsstandorts Österreich genauso wie für zehntausende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Zweitens, bei allen drei Konzernen kennt man die Eigentümer – beziehungsweise jene, die maßgeblichen Einfluss ausüben – teilweise nicht.

Wichtige Teile österreichischer Unternehmen werden von Unbekannten kontrolliert, die sich in Steuer- und Transparenzsümpfen versteckt halten.
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Bei der Strabag wird gerade vor Gericht darum gestritten, ob knapp 30 Prozent des Konzerns – über ein Unternehmen im russischen Kaliningrad – tatsächlich unter der Kontrolle des Oligarchen Oleg Deripaska stehen. Bei Kronospan kritisierte die Finanzmarktaufsicht (FMA), dass hinter einer Stiftung in Liechtenstein, auf die sich das Unternehmenskonstrukt weitgehend zurückführen lässt, kein wirtschaftlich Berechtigter feststellbar ist. Beim Flughafen Wien schließlich wird gerade gerätselt, von welchen Geldgebern auf den Cayman Islands eine Investorengruppe namens IFM ihre Finanzen bezieht. Sie hält mehr als 40 Prozent am Flughafen.

"Ein geradezu bizarrer Auswuchs des globalisierten Kapitalismus – mit potenziell gefährlichen Auswirkungen.

Überaus wichtige Teile überaus wichtiger Unternehmen in Österreich werden also von Unbekannten kontrolliert, die sich in Steuer- und Transparenzsümpfen versteckt halten. Es ist ein geradezu bizarrer Auswuchs des globalisierten Kapitalismus – mit potenziell gefährlichen Auswirkungen. Von der Durchsetzung von Sanktionsbeschlüssen über die wirtschaftliche Stabilität großer Unternehmen und ganzer Volkswirtschaften bis hin zum Schutz wichtiger Einrichtungen, beispielsweise vor etwaiger Sabotage und Industriespionage: All das ist betroffen, wenn relevante Eigentümer und Geldgeber im Dunkeln bleiben.

Mehr Transparenz

Im Bereich großer Unternehmen braucht es deshalb dringend Transparenz. Das Register wirtschaftlicher Eigentümer, das in Österreich im Jahr 2018 auf Basis von EU-Vorgaben eingerichtet wurde, war ein guter Anfang. Aber es ist unzureichend und auf Europa beschränkt. Statt ausgeweitet zu werden, wird es derzeit wieder zurückgestutzt – nach Klagen von Unternehmenseignern vor dem Europäischen Gerichtshof.

Das ist bedauerlich. Denn der Eindruck, dass kleine und mittlere Betriebe immer strikteren Kontroll- und Transparenzvorschriften unterworfen werden, während es sich die Großen richten können, mag wie ein Klischee klingen. Aber er entspricht in vielen Fällen der Wirklichkeit. (Joseph Gepp, 5.3.2023)